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Das Heidentum der Litauer ist eine große Quelle für uns Neuheiden, denn erst 1413 begann die Christianisierung dort Fuß zu fassen. Von allen indoeuropäischen (indogermanischen) Ländern hielt sich das Heidentum und der Polytheismus dort am längsten. Heutzutage ist die Wiederentdeckung des baltischen Heidentums mit viel (manchmal leider zu viel) Nationalismus begleitet. Sie stellen aber eine sehr wichtige Inspirationsquelle dar wenn es darum geht die alten Riten zu rekonstruieren. 

Die Wintersonnenwende wird bei den Litauern Kūčios und Kalėdos genannt. Das Fest wurde auf den 24. und 25. Dezember gelegt. Ursprünglich fand dann die Wintersonnenwende statt.

Der erste Wintertag
Wenn die Bären ihren Winterschlaf beginnen ist der erste Wintertag. An diesem Tag wird ein Kirschzweig geschnitten und in Wasser gestellt. Rechtzeitig zum Feiertag soll es Wurzeln getrieben haben und blühen.
Diese Tradition ist in vielen Ländern in ähnlichen Varianten bekannt und wird meist am 4. Dezember durchgeführt (siehe dazu auch den Artikel „Bona Dea“).

Kūčios - Heiligabend
Kūčios steht in Verbindung mit den Ahnen-Feierlichkeiten im November. Es stellt aber nicht nur die Verbindung zu den Toten her, sondern auch zu den Tieren und Menschen und schafft somit eine Verbindung mit allen drei Welten und ihren Bewohnern, oder um ein anderes Wort zu benutzen, den drei Kindred. Interessant ist dabei, dass es eine Volkstradition gibt, dass die Tiere an Heiligabend sprechen können.

Das Haus wird so vorbereitet, dass ein Hain errichtet wird mit einer Strohsonne und Vögeln und anderen Tieren aus diversen Materialien. Mit diesem Hain und vielen Kerzen werden die Toten gerufen. Diese erhalten einen eigenen Tisch mit Brot, Salz und Kūčia. Kūčia ist aus unterschiedlichen Körner gemacht: Weizen, Gerste, Erbsen, Bohnen, Roggen, Mohnsamen, Hanfsamen und mit Nüssen und Honigwasser vermischt.

Der Tisch ist mit Heu bedeckt, so wie früher auch der Boden mit Heu bedeckt war. Ein Bündel ungedroschenen Roggens gehörte auch auf den Tisch. Am nächsten Tag wurde dieser um die Apfelbäume gebunden. Es ist sicherlich kein Zufall, dass wir hier an die drei Weizenschale der Probvence erinnert werden (siehe Weihnachtsbräuche der Provence) und auch die Tradition des Wassails klingt hier in der Bedeutung der Apfelbäume an.

In Schwarz gekleidet umrundet das Familienoberhaupt dreimal den Hof und tritt als letzter an die Tür. Es folgt ein Frage – Antwort spiel bei dem er die Frage „Wer ist da?“ mit „Eure lieber Gott Dievulis bittet mit der Kūčia  um Einlass“ beantwortet. Man kann durchaus eine Parallele zu den Imbolcbräuchen ziehen (siehe hier).

Nachdem das älteste Familienmitglied eine Anrufung gemacht hat wird das Kūčia-Brot gebrochen und macht die Runde. Dabei legt jedes Familienmitglied den Brotlaib auf den Boden und betet den Gott der Heimstätte an: „Zemepatis (früher eine Göttin), wir danken dir für das gute Brot, das du uns gegeben hast. Hilf uns, unsere Felder zu bearbeiten, segne sie und mache, das Zemynele (die Mutter Erde) uns weiterhin ihre guten Gaben schenkt.“ Dann hebt jeder das Brot zum Himmel und spricht: „Ernähre uns!“. 
Von dem Bier das zur Mahlzeit gereicht wird, werden ein paar Tropfen für die Toten auf die Erde vergossen.

Das Essen bestand aus 13 verschiedenen Speisen. Später wurden sie durch die Christianisierung in 12 geändert um die 12 Apostel oder Sonnenmonate darzustellen. Weder Milch noch Fleisch dürfen in den Speisen enthalten sein.
Hier zeigt sich wieder eine sehr starke Parallele zu den Bräuchen der Provence.

Während Samen ins Feuer geworfen wurden, wünsche man sich mancherlei guter Dinge.

Kalėdos
Am nächsten Tag wird Kalėdos, die Wiedergeburt der Sonne gefeiert. Es wird häufig als Heimkehr dargestellt, Saule, die Mutter Sonne kehrt zurück. Auf dem Kopf trägt sie eine Perlenkrone und 9 gehörnte Rentiere fahren ihre Kutsche.
Der Missionar Jeronimus Jan Silvanus Prazky versuchte drei Jahre lang die Litauer zu bekehren und erzählte, dass sie daran glaubten, dass die Sonne in einem Turm von einem mächtigen König gefangen gehalten wurde und von den 12 Sternzeichen befreit wurde. Zur Befreiung nutzten sie einen großen Hammer, dessen kultisch verehrtes Gegenstück vom Missionar selbst gesehen wurde.

Saule
Der Name der Saule bedeutet Sonne.
Ihr Name steht erinnert nicht nur an die germano-lateinische Sol, sondern auch an das altkeltisch *sulis, womit sie mit der britischen Sulis in Verbindung gebracht werden kann.
Die Litauer begannen am 30. November auf ihre Rückkehr zu warten und ihre Rückkehr wird bis zum 6. Januar gefeiert. Die Wartezeit wurde laut Audrius Dundzila später zur Adventzeit. In der Nacht wäscht sie zunächst sich und dann ihre Pferde und überquert das Meer mit einem Boot um in die Unterwelt zu reisen. Sie ist das Oberhaupt der Weiblichen Planeten. Ihre Tochter Ausrine, der Morgenstern, entzündet jeden Morgen ihr Herdfeuer. Sie tanzt sehr oft, so am 13. Dezember mit ihren Planetentöchtern, aber auch zu Ostern und Mitsommer.
Ihr gehören goldene Äpfel und sie wird mit Feuer, Pferden, Heiligen Schlagen, Vögeln, Bäume (Linde), Rosen, Gänseblümchen, Bienen, einer weißen Kuh und einer weißen (Aufgang) und einer schwarzen (Untergang) Ziege in Verbindung geraucht. 
Sie besitzt einen Schlitten, einen Wagen, ein goldenes Boot und brennen Sonnenräder. Saulés Medis ist der Sonnenbaum.  Frauenarbeiten, sowie Fruchtbarkeit und Heilung stehen unter ihren Schutz und sie spielt die Kankles (eine Art Zupfleier).

Fazi
Dass die Bräuche der Provence und der Litauer so nah beieinander sind bestätigen mir, dass es sich dabei um Vorchristliche Bräuche handeln muss. Wären sie christlich müsste es Verankerungen in der Bibel geben und es ist eine historische Tatsache, dass die Geburt Jesu von den frühen Christen gar nicht gefeiert wurde und erst im 4. Jahrhundert unserer Zeitrechnung überhaupt auf den 25. Dezember festgelegt wurde.
Sowohl von den Bräuchen der Provence, wie auch von jenen der Litauer können und sollten wir zehren. Sie zu verbinden und zu ergänzen geht wunderbar. 

Quellen:
Wikipedia
Marija Gimbutas the Balts.
The Winter Solstice: Kucios and Kaledos von Audrius Dundzila Dr

 

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