Muslime fordern eigene gesetzliche Feiertage

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28 Mär 2013 15:25 #13010 von Moi
Was sagt ihr dazu? Ich bin sehr gespannt ob sich das durchsetzt und sich diese "christliche Kulturkreis"verkrustung auch anderen Glaubensrichtungen gegenüber aufweicht...


Muslime fordern eigene gesetzliche Feiertage

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland setzt sich für zwei feste islamische Feiertage ein. Während die CDU dafür "weit und breit keine Notwendigkeit" sieht, zeigt sich die SPD aufgeschlossen.
Unmittelbar vor Ostern hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland einen Vorstoß in eigener Sache gemacht: Der Verband fordert, dass die Bundesländer per Gesetz islamische Feiertage einführen sollen.

Ein "wichtiges integrationspolitisches Zeichen" wäre das, erklärte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek den Zeitungen der "WAZ"-Gruppe seinen Vorstoß – eines, das "die Toleranz in unserer Gesellschaft" unterstreichen würde. Konkret schwebt Mazyek vor, je einen Tag im islamischen Fastenmonat Ramadan und einen in der Zeit des islamischen Opferfestes gesetzlich als Feiertage zu verankern.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa verfeinerte Mazyek seine Aussagen: "Gesetzlich anerkannt heißt nicht arbeitsfrei. Das ist das Entscheidende. Hier geht es überhaupt nicht darum, dass ein zusätzlicher freier Tag für alle eingeführt werden soll." Gleichwohl würden Christen in der Arbeitswelt davon profitieren, wenn Muslime ihre eigenen Feiertage hätten. Als Beispiel führte der Verbandschef das wichtigste Fest des Christentums an: So könnten dann etwa bei der Polizei muslimische Beamte für Kollegen einspringen, die an Ostern gerne freihaben.

Mazyek geht es vor allem um mehr Sensibilität gegenüber Muslimen: "Es geht nicht um arbeitsfreie Tage, sondern darum, dass Politik, Verwaltung und Behörden diese Tagen entsprechend in den Kalender aufnehmen." Dies mache "unsere Gesellschaft bunter und ist ein Spiegelbild dessen, was wir sowieso schon haben". Da die Muslime eine "signifikante Größe" in Deutschland seien, spreche nichts gegen "einen interreligiösen Kalender".
SPD: Die meisten Firmen nehmen ohnehin Rücksicht

Dem Vorschlag erteilte der Chef des Innenausschusses im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), eine scharfe Absage: Er sehe dafür "weit und breit keine Notwendigkeit". Deutschland habe überdies "keine islamische Tradition". Die geltenden religiösen Feiertage seien im Rahmen der christlich-abendländischen Tradition entstanden.

Die SPD-Fraktion im Bundestag zeigte sich hingegen offener für das Anliegen. "Eine Anerkennung muslimischer und jüdischer Feiertage wäre ein gutes Zeichen, denn Menschen mit diesen Religionen gehören zu unserem Land", sagte Kerstin Griese, SPD-Fraktionsbeauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften, der "Welt". Griese plädierte dafür, je einen muslimischen und einen jüdischen Feiertag anzuerkennen; sie betonte aber, dass sich die Zahl der arbeitsfreien Tage insgesamt dadurch nicht erhöhen dürfe.

"Jüdische und muslimische Arbeitnehmer springen oft für ihre Kollegen zu Ostern und Weihnachten ein, das sollte auch umgekehrt funktionieren", sagte Griese weiter. Sie wies zugleich darauf hin, dass die meisten Firmen und Schulen schon heute Rücksicht auf religiöse Feiertage von Muslimen und Juden nähmen.

Studie kritisiert "Ungleichbehandlung"

In eine ähnliche Richtung wie die Forderung des Zentralrats zielt eine Studie der Robert-Bosch-Stiftung. Erarbeitet und Mitte März an Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) übergeben wurde sie von der Forschungskommision "Die Zukunft der Arbeitswelt". Diese befasste sich mit den Herausforderungen der sich ändernden Arbeitswelt in Deutschland. In der Studie heißt es: "Gesetzgeberischer Handlungsbedarf könnte sich ... mit Blick auf den wachsenden religiösen Pluralismus in der Arbeitswelt ergeben."

Auch die Forderung, dass "Freistellungsansprüche an zwei ausdrücklich benannten höchsten Feiertagen der gesetzlich zu erfassenden nicht christlichen Religionen" erwogen werden sollten, erheben die Wissenschaftler. Um damit verbundene Einkommensverluste auszugleichen, solle den Arbeitnehmern optional freistehen, an diesen Tagen Urlaub anzumelden.

Das Urteil der Kommission über das geltende deutsche Feiertagsrecht fällt dementsprechend hart aus: Dieses wirke sich zunehmend als "Ungleichbehandlung aus, weil den zahlreichen christlichen Feiertagen kein solcher einer anderen Religion gegenübersteht".

Hamburg ist bislang Vorreiter

Als erstes und bisher einziges Bundesland hat das SPD-regierte Hamburg Verträge mit Muslimen geschlossen, welche auf die Gleichstellung christlicher und islamischer Feiertage zielen.

Das 2012 vom Ersten Bürgermeister Olaf Scholz unterzeichnete Regelwerk sieht vor, dass muslimische Arbeitnehmer sich an Feiertagen freinehmen können; die verlorene Arbeitszeit müssen sie aber nacharbeiten. Hamburger Schüler islamischen Glaubens müssen an diesen Tagen nicht zur Schule gehen.

Die Forderung nach einem gesetzlichen islamischen Feiertag ist keinesfalls neu: Bereits Ende 2004 hatten die damals mit der SPD regierenden Grünen in der "Welt" die Einführung eines solchen Tages gefordert. Im Gegenzug wollte die Partei einen christlichen Feiertag streichen. Jedoch hatten sowohl der Koalitionspartner SPD als auch die Union den Vorstoß scharf kritisiert.

gesehen bei www.welt.de/politik/deutschland/article1...liche-Feiertage.html

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28 Mär 2013 18:15 #13011 von Ishtar
Hi Moi

Vielen herzlichen Dank für's Posten! :woohoo:

Das klingt spannend. Wobei mir ehrlich gesagt ein System wie in den USA lieber wäre - da sind die meisten Feiertage ja sekulär. Ich habe mal hier versucht ein Thema dazu zu machen ( staatliche Feiertage für deutschland ) es kam aber nicht wirklich zu einem Brainstorming. Insgesamt wohl einfach zu weit weg.

Ich fände es sehr gut, wenn es religionsneutral wäre, also nicht nur für Muslime. Leider befürchte ich aber, wenn es um die Anerkennungsgesetze geht, werden außer den Muslimen sowieso niemand einen Feiertag anerkannt kriegen (die Aleviten haben insofern eine höhere Anerkennung, als das sie in manchen Bundesländern Schulen unterrichten können, als einzige neben den Christen. (ich hab das hier - law and church - recherchiert, allerdings auf Englisch).

Insgesamt ist es aber sicherlich ein guter Schritt und wenn es eine andere Religion schafft, kommt später vielleicht die nächste....... spricht wieder für ein Post-christliches Deutschland :-)

BB
Ishtar
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28 Mär 2013 19:00 #13012 von Moi
Hey,

auch wenn ich sonst nicht der größte USA-Fan bin, muss ich Dir da zustimmen.
Ich könnte mich da stundenlang über die nicht diskutierbare Haltung der CDU aufregen. Die Muslime wollen ja keinen für alle gültigen freien Tag, sondern nur eine Erwähnung im offiziellen Kalender.
Es wäre mal interessant, was die Deutschen bei einer Umfrage zu ihren angeblich so in der Kultur verankerten Feiertagen sagen würden, wenn man ihnen die gleiche Anzahl an Urlaubstagen zusätzlich zur freien Verfügung anbieten würde.
Weihnachten und Ostern würden die meisten behalten wollen, denke ich. Aber wieviel Prozent interessieren sich für Pfingsten oder Fronleichnam? :evil:

Das mit dem Post-christlichen Deutschland und law and church muss ich mir später mal genau anschauen, hört sich sehr interessant an... :cheer:

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28 Mär 2013 19:44 #13013 von eald
Ich waere eher dafür jedem Menschen eine Zahl von x freien Feiertagen und etwa 1-2 frei wählbare freien Wochentag zu gewaehren. Die koennte dann jede/r nach eigenem Gusto auf die ihr/ihm wichtigen Feiertage verteilen.

Zum im Kalender nachlesen: Das kann ich jetzt schon. Steht zumindest in meinem Taschenkalender zu so jeder größeren Religion feiertagstechnisch alles relevante drin. Mir waere lieber religioese Feiertage - also auch christliche oder heidnische - staatlicherseits abzuschaffen und die Religion ganz laizistisch den Privatpersonen zu überlassen. Dann bräuchte man auch keine Anerkennungsstreitigkeiten mehr zu führen und könnte Sonntags auch ungezwungen einkaufen oder zum Ramadan essen gehen wenn man denn kein Christ oder Moslem ist und halt nen nichtchristlichen Supermarktbetreiber oder nichtmoslemischen Koch denn an der Hand hat.

Mir behagt die Richtung der Forderung an sich nicht. Solange es aber ist wie es ist und keiner meine Wunschrichtung etwa einschlägt bin ich natürlich auch für gleiches Recht für alle. Eine Frage aber dazu: Was, ab einer Eintragung in den Kalender, brächte es sonst noch mit sich? Denn dafür brauchts, wie gesagt, imho keinen gesetzlichen Beschluß.

eald, hier ausnahmsweise mal unsicher...

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29 Mär 2013 16:19 #13021 von Tahira
Huhu,

ich finde generell das es machbar sein sollte, sich gegenseitig auszutauschen.
Also: Christen nehmen frei, andere Religionen u. Atheisten arbeiten; andere Religionen u. Atheisten nehmen frei, Christen arbeiten.
und das eben so verteilt, dass alle gleich viele "Feiertage" im Jahr frei haben.

Cu Tahira
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29 Mär 2013 16:27 #13022 von Moi
Hmmm, ich glaube, um in allen Kalendern zu stehen, braucht´s schon noch mehr. Kenn mich da aber leider gar nicht aus. Aber nur mal so dahergeträumt wäre es doch schön, wenn neben Weihnachten, Opferfest und Pfingsten auch Beltane, Jul und andere heidnische Feste im offiziellen Kalender stehen würden. Dazu müsste sich aber eine wenigstens halbwegs einige Gemeinschaft "der" Heiden bilden, die das auch voranbringt. Und spätestens da hakt´s dann wahrscheinlich. Denn soviel ich weiß, werden ja schon die Jahreskreisfeste z.T. an verschiedenen Terminen gefeiert, was eine Eintragung schon wieder erschweren würde...
Du hast natürlich recht, am besten wäre es, wenn´s wirklich absolute Privatsache wäre, individuelle freie Tage mit einem persönlichen "Feiertagskontingent" zum Beispiel. Wobei ich nicht weiss, ob ich die Wochenenden da mit reinnehmen würde - jetzt nicht aus religiösen sondern aus organisatorischen Gründen. Denn z.B. für Schulen wären flexible freie Zeiten bestimmt schwer zu managen, was uns als Familie eine individuelle Zeiteinteilung enorm erschwert. Dann lieber alle an den gleichen, wenn auch christlich vorbestimmten Tagen frei (zumindest die Kinder und der Papa, Mama arbeitet natürlich oft am Wochenende...).

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03 Apr 2013 21:51 #13041 von eald

Moi schrieb: Denn z.B. für Schulen wären flexible freie Zeiten bestimmt schwer zu managen, was uns als Familie eine individuelle Zeiteinteilung enorm erschwert.

Och, ich meinte nicht das klein Erna Dienstags nie zur Schule geht, Mustafa Freitags fern bleibt und Schlomo zum Sabbat zuhause bleibt. Aber man koennte das ja schulintern konform zwar, aber von Schule zu Schule verschieden machen. Eine juedische Schule koennte einfach bestimmen Samstags statt Sonntags zu schließen, wo in einer Region mit vielen moslemischen Familien der Freitag vielleicht frei bleibt und...

War aber ehe eher nur ne Richtung die ich anzeigen wollte, kein vollentwickelter gesetzestauglicher Beschluss. ;)

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18 Apr 2013 05:25 #13063 von nemo
Hallo.
Ich finde Feiertage sind Sache eines Volkes in einem Land und nicht von Volksgruppen. Ich wünsche mir ein friedliches zusammenleben. Aber ein Volk sollte seine eigene Identität haben. Es gab mal einen Film Babylon 5 vielleicht schaffen wir so etwas auch. Das Extra für jeden Führt nur zu vielen Dominanzen einzelner Regionen und zu so was führt, haben sie ja schon in ihren Ländern gezeigt. Babylon 5 wäre eine Alternative.

Möge die Sonne immer für Euch scheinen,Liebe und Glück euer Weg sein.

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