Religion/Glaube im Schulunterricht
08 Jan 2007 12:32 #2297
von Ialokin
Die Liebe zu schenken, den Zauber zu wecken, das Leben zu feiern - das ist unser Sinn.
Ialokin antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Huhu
> Eine Religion, die einen Anspruch auf Alleingültigkeit hat, wird niemals zulassen, auf diese Weise vergleichend betrachtet zu werden. Dann würde ja vollkommen klar werden, dass auch im Christentum nur dieselben Kernthemen bearbeitet werden, denen sich jede andere ernstzunehmende Religion auch stellt
Das ist aus meiner Sicht nicht die Realität. Jedem ernstzunehmenden Theologen ist das klar. Und es gibt ja durchaus an deutschen Universitäten das Fach vergleichende Religionswissenschaft. Und Ratzinger selbst z.B. hat in seinen Schriften durchaus Vergleiche gezogen zu Mythen anderer Religionen, z.B. von Mutter und Gotteskind.
Das Problem ist da wohl weniger die christliche Theologie, sondern die Gewohnheiten in einem christlich geprägten Land, in dem es für viele Menschen einfach viel zu schwer ist, die christlichen Elemente von den allgemeinen, sozialen, politischen, pädagogischen, zeremoniellen usw. zu trennen - weil die seit langem tief vermischt sind.
*wink*
Ialokin
> Eine Religion, die einen Anspruch auf Alleingültigkeit hat, wird niemals zulassen, auf diese Weise vergleichend betrachtet zu werden. Dann würde ja vollkommen klar werden, dass auch im Christentum nur dieselben Kernthemen bearbeitet werden, denen sich jede andere ernstzunehmende Religion auch stellt
Das ist aus meiner Sicht nicht die Realität. Jedem ernstzunehmenden Theologen ist das klar. Und es gibt ja durchaus an deutschen Universitäten das Fach vergleichende Religionswissenschaft. Und Ratzinger selbst z.B. hat in seinen Schriften durchaus Vergleiche gezogen zu Mythen anderer Religionen, z.B. von Mutter und Gotteskind.
Das Problem ist da wohl weniger die christliche Theologie, sondern die Gewohnheiten in einem christlich geprägten Land, in dem es für viele Menschen einfach viel zu schwer ist, die christlichen Elemente von den allgemeinen, sozialen, politischen, pädagogischen, zeremoniellen usw. zu trennen - weil die seit langem tief vermischt sind.
*wink*
Ialokin
Die Liebe zu schenken, den Zauber zu wecken, das Leben zu feiern - das ist unser Sinn.
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08 Jan 2007 18:02 #2304
von Vicky
Vicky antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Hallo Ialokin,
> Eine Religion, die einen Anspruch auf Alleingültigkeit hat, wird niemals zulassen, auf diese Weise vergleichend betrachtet zu werden. Dann würde ja vollkommen klar werden, dass auch im Christentum nur dieselben Kernthemen bearbeitet werden, denen sich jede andere ernstzunehmende Religion auch stellt
>Das ist aus meiner Sicht nicht die Realität. Jedem ernstzunehmenden Theologen ist das klar. Und es gibt ja durchaus an deutschen Universitäten das Fach vergleichende Religionswissenschaft. Und Ratzinger selbst z.B. hat in seinen Schriften durchaus Vergleiche gezogen zu Mythen anderer Religionen, z.B. von Mutter und Gotteskind.
Ja. Und all das spielt sich in einem Rahmen ab, wo es keinerlei Auswirkungen auf das Weltbild der breiten Bevölkerung hat. Die Illusion der Sonderstellung der christlichen Religion wird in der Öffentlichkeit immer noch kräftig unterstützt. Dinge wie z.B. der Umstand, dass die Geschichte um den geopferten Gott vor zwei- bis zweieinhalbtausend Jahren im kleinasiatischen Raum allgemeines Gedankengut waren, oder Dinge wie der Umstand, dass sich die Jehova-Figur kultur- und religionsgeschichtlich höchstwahrscheinlich aus einem kleinasiatischen Kriegs- und Hirtengott entwickelt hat, sind einfach kein Allgemeinwissen und werden auch nicht in Schulen gelehrt. Zumindest ist es mir selbst dort nie begegnet, und ich habe Religion aus reinem Interesse an den erhofften tieferen Inhalten der Oberstufe bis ins Abi mitgenommen. War auch wirklich spannend, was wir da alles besprochen haben - von Hegel bis über die ökologischen Ansätze des Christentums, Jörg Zink und so - aber es gab nicht den geringsten Ansatz dazu, den Ursprung dieser Religion anders als in der Bibel geschildert darzustellen. Kein Gedanke an kulturell-gesellschaftliche Veränderungen, die sich über einen großen Zeitraum hinweg ereignen und auch bei Religionen zu einer Art "Evolution" führen. Diese Betrachtungsweise des Christentums wird nicht gefördert, sondern sie wird auf breiter Ebene meines Empfindens nach eher unterdrückt.
Was mich wirklich alarmiert ist jedoch, dass die christliche Religion damit nicht alleine ist, sondern offensichtlich einen Trend spiegelt, der religiösen Bewegungen des öfteren zu eigen zu sein scheint. Wir selbst sind da doch kaum einen Deut besser: Wie viele von uns bestehen noch immer auf der alten Geschichte, nach der z.B. Wicca ungebrochen seit der Steinzeit überliefert wurde oder halten hartnäckig die Geschichte vom New-Forest-Coven am Leben, anstatt sich die Tatsachen anzusehen, wie sie von teilweise sogar noch lebenden Gefährten Gardners übereinstimmend geschildert worden sind? Leute wie Fred Lamont oder Isaac Bonewits zeichnen ein ganz anderes Bild der Entstehung dieses neuen religiös-gesellschaftlichen Trends, dessen wir hier ein Teil sind. Dabei nimmt das der Bewegung keineswegs an Bedeutung, sondern erhöht meiner Ansicht nach sogar ihren kreativen Wert.
Religionen werden nun einmal nicht von Göttern, sondern von Menschen geschaffen. Auch wenn es die Götter schon vorher gegeben haben mag - die Idee mit der Religion sowie deren jeweilige Ausgestaltung haben noch immer Menschen übernommen. Doch wenn Anhänger einer Religion plötzlich Ambitionen entwickeln und meinen, auf irgend eine Weise auch für andere Menschen eine Bedeutung entwickeln oder gar mehr Anhänger finden zu müssen, wird oft ganz rasch ein Mythos um die Entstehung der Religion gewoben, der diese zur Schöpfung des Göttlichen - oder zumindest höherer, fast feenhafter Wesen wie des New-Forest-Covens macht.
Und das ist einer der Gründe, warum Religion für mich absolute Privatsache ist.
>Das Problem ist da wohl weniger die christliche Theologie, sondern die Gewohnheiten in einem christlich geprägten Land, in dem es für viele Menschen einfach viel zu schwer ist, die christlichen Elemente von den allgemeinen, sozialen, politischen, pädagogischen, zeremoniellen usw. zu trennen - weil die seit langem tief vermischt sind.
Das trifft zu. Du vergisst hier meiner Meinung nach nur, dass diese Vermischung sowie auch die von Dir erwähnte Prägung keineswegs zufällig und absichtslos entstanden sind.
Verstehe mich nicht falsch. Ich will hier keineswegs die christliche Religion zum Buhmann machen. Ich sehe da jedoch Tendenzen, die ich kritikwürdig finde - und ich sehe sie da wie dort. Wieder einmal stelle ich fest, dass wir Neuheiden nicht einfach grundlegend anders werden, nur weil wir die Religion gewechselt haben. Und es ist mir einfach ein Anliegen, zu bemerken und darauf hinzuweisen, wenn wir das alte Stück nur in neuem Bühnenbild spielen.
)O(
Vicky.
> Eine Religion, die einen Anspruch auf Alleingültigkeit hat, wird niemals zulassen, auf diese Weise vergleichend betrachtet zu werden. Dann würde ja vollkommen klar werden, dass auch im Christentum nur dieselben Kernthemen bearbeitet werden, denen sich jede andere ernstzunehmende Religion auch stellt
>Das ist aus meiner Sicht nicht die Realität. Jedem ernstzunehmenden Theologen ist das klar. Und es gibt ja durchaus an deutschen Universitäten das Fach vergleichende Religionswissenschaft. Und Ratzinger selbst z.B. hat in seinen Schriften durchaus Vergleiche gezogen zu Mythen anderer Religionen, z.B. von Mutter und Gotteskind.
Ja. Und all das spielt sich in einem Rahmen ab, wo es keinerlei Auswirkungen auf das Weltbild der breiten Bevölkerung hat. Die Illusion der Sonderstellung der christlichen Religion wird in der Öffentlichkeit immer noch kräftig unterstützt. Dinge wie z.B. der Umstand, dass die Geschichte um den geopferten Gott vor zwei- bis zweieinhalbtausend Jahren im kleinasiatischen Raum allgemeines Gedankengut waren, oder Dinge wie der Umstand, dass sich die Jehova-Figur kultur- und religionsgeschichtlich höchstwahrscheinlich aus einem kleinasiatischen Kriegs- und Hirtengott entwickelt hat, sind einfach kein Allgemeinwissen und werden auch nicht in Schulen gelehrt. Zumindest ist es mir selbst dort nie begegnet, und ich habe Religion aus reinem Interesse an den erhofften tieferen Inhalten der Oberstufe bis ins Abi mitgenommen. War auch wirklich spannend, was wir da alles besprochen haben - von Hegel bis über die ökologischen Ansätze des Christentums, Jörg Zink und so - aber es gab nicht den geringsten Ansatz dazu, den Ursprung dieser Religion anders als in der Bibel geschildert darzustellen. Kein Gedanke an kulturell-gesellschaftliche Veränderungen, die sich über einen großen Zeitraum hinweg ereignen und auch bei Religionen zu einer Art "Evolution" führen. Diese Betrachtungsweise des Christentums wird nicht gefördert, sondern sie wird auf breiter Ebene meines Empfindens nach eher unterdrückt.
Was mich wirklich alarmiert ist jedoch, dass die christliche Religion damit nicht alleine ist, sondern offensichtlich einen Trend spiegelt, der religiösen Bewegungen des öfteren zu eigen zu sein scheint. Wir selbst sind da doch kaum einen Deut besser: Wie viele von uns bestehen noch immer auf der alten Geschichte, nach der z.B. Wicca ungebrochen seit der Steinzeit überliefert wurde oder halten hartnäckig die Geschichte vom New-Forest-Coven am Leben, anstatt sich die Tatsachen anzusehen, wie sie von teilweise sogar noch lebenden Gefährten Gardners übereinstimmend geschildert worden sind? Leute wie Fred Lamont oder Isaac Bonewits zeichnen ein ganz anderes Bild der Entstehung dieses neuen religiös-gesellschaftlichen Trends, dessen wir hier ein Teil sind. Dabei nimmt das der Bewegung keineswegs an Bedeutung, sondern erhöht meiner Ansicht nach sogar ihren kreativen Wert.
Religionen werden nun einmal nicht von Göttern, sondern von Menschen geschaffen. Auch wenn es die Götter schon vorher gegeben haben mag - die Idee mit der Religion sowie deren jeweilige Ausgestaltung haben noch immer Menschen übernommen. Doch wenn Anhänger einer Religion plötzlich Ambitionen entwickeln und meinen, auf irgend eine Weise auch für andere Menschen eine Bedeutung entwickeln oder gar mehr Anhänger finden zu müssen, wird oft ganz rasch ein Mythos um die Entstehung der Religion gewoben, der diese zur Schöpfung des Göttlichen - oder zumindest höherer, fast feenhafter Wesen wie des New-Forest-Covens macht.
Und das ist einer der Gründe, warum Religion für mich absolute Privatsache ist.
>Das Problem ist da wohl weniger die christliche Theologie, sondern die Gewohnheiten in einem christlich geprägten Land, in dem es für viele Menschen einfach viel zu schwer ist, die christlichen Elemente von den allgemeinen, sozialen, politischen, pädagogischen, zeremoniellen usw. zu trennen - weil die seit langem tief vermischt sind.
Das trifft zu. Du vergisst hier meiner Meinung nach nur, dass diese Vermischung sowie auch die von Dir erwähnte Prägung keineswegs zufällig und absichtslos entstanden sind.
Verstehe mich nicht falsch. Ich will hier keineswegs die christliche Religion zum Buhmann machen. Ich sehe da jedoch Tendenzen, die ich kritikwürdig finde - und ich sehe sie da wie dort. Wieder einmal stelle ich fest, dass wir Neuheiden nicht einfach grundlegend anders werden, nur weil wir die Religion gewechselt haben. Und es ist mir einfach ein Anliegen, zu bemerken und darauf hinzuweisen, wenn wir das alte Stück nur in neuem Bühnenbild spielen.
)O(
Vicky.
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09 Jan 2007 10:18 #2313
von scarabaea
scarabaea antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Ich finde einen Gedanken ganz wichtig:
Wir sind es gewohnt, zu akzeptieren, dass wir Gottheiten brauchen - der eine mehr, der andere weniger. Andersherum ist es aber auch so, dass die Götter uns ebenso für ihre Existenz benötigen. Wir Menschen laden sie mit Energie auf. Der einzelne tut dies, umso mehr aber die Gemeinschaft, die sich im Tempel, in der Kirche oder in einem heidnischen Kreis versammelt und Energie konzentriert. Götter ändern sich, geraten in Vergessenheit oder existieren im Untergrund weiter. Man kann sie neu beleben und mit Energie speisen. Aus dieser Wechselbeziehung heraus ergibt sich, dass auch die Religion immer wieder neu belebt werden muss und sich an den Bedürfnissen von Menschen orientiert. Schon aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll, davon auszugehen, eine uralte Tradition weiterführen zu wollen. Wir können sicherlich vieles entlehnen und neu gestalten. Aber wenn wir heute zum Beispiel ISIS verehren, dann ist es nicht die ISIS der antiken Ägypter. Es wäre noch nicht einmal die ISIS der heutigen Ägypter. Einfach aus dem Grunde nicht, weil wir hier und jetzt von anderen Wesenheiten umgeben sind. Unsere Emotionen sind anders und unsere Wahrnehmungen auch. Dennoch können wir ISIS-Traditionen schaffen und die Gegenwart der Göttin erfahren.
In den letzten Wochen haben sich unterschiedliche Zeitschriften mit der Gestalt des historischen Jesus befasst. Seit etlichen Jahren wird spekuliert, ob es möglich ist, aus DNA-Resten Jesus zu klonen und in Erfahrung zu bringen, was für eín Mensch er war. Ich bezweifle, ob das überhaupt etwas mit Religion zu tun hat.
Wir sind es gewohnt, zu akzeptieren, dass wir Gottheiten brauchen - der eine mehr, der andere weniger. Andersherum ist es aber auch so, dass die Götter uns ebenso für ihre Existenz benötigen. Wir Menschen laden sie mit Energie auf. Der einzelne tut dies, umso mehr aber die Gemeinschaft, die sich im Tempel, in der Kirche oder in einem heidnischen Kreis versammelt und Energie konzentriert. Götter ändern sich, geraten in Vergessenheit oder existieren im Untergrund weiter. Man kann sie neu beleben und mit Energie speisen. Aus dieser Wechselbeziehung heraus ergibt sich, dass auch die Religion immer wieder neu belebt werden muss und sich an den Bedürfnissen von Menschen orientiert. Schon aus diesem Grund ist es nicht sinnvoll, davon auszugehen, eine uralte Tradition weiterführen zu wollen. Wir können sicherlich vieles entlehnen und neu gestalten. Aber wenn wir heute zum Beispiel ISIS verehren, dann ist es nicht die ISIS der antiken Ägypter. Es wäre noch nicht einmal die ISIS der heutigen Ägypter. Einfach aus dem Grunde nicht, weil wir hier und jetzt von anderen Wesenheiten umgeben sind. Unsere Emotionen sind anders und unsere Wahrnehmungen auch. Dennoch können wir ISIS-Traditionen schaffen und die Gegenwart der Göttin erfahren.
In den letzten Wochen haben sich unterschiedliche Zeitschriften mit der Gestalt des historischen Jesus befasst. Seit etlichen Jahren wird spekuliert, ob es möglich ist, aus DNA-Resten Jesus zu klonen und in Erfahrung zu bringen, was für eín Mensch er war. Ich bezweifle, ob das überhaupt etwas mit Religion zu tun hat.
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09 Jan 2007 12:14 #2319
von Ialokin
Die Liebe zu schenken, den Zauber zu wecken, das Leben zu feiern - das ist unser Sinn.
Ialokin antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Huhu Vicky 
Ich stimm eigentlich mit fast allem überein. Nur les ich bei Dir ein bißchen heraus, daß hinter der Selbstverständlichkeit der christlichen Religion gezielte "dunkle" Kräfte stehen. Das seh ich überhaupt nicht so, und es klingt für mich in Richtung Verschwörungstheorie, was IMHO von den wirklichen Problemen nur ablenken würde. Ich halte die Kirchen in Mitteleuropa für ziemlich hilflos. Sie kämpfen ja an allen Fronten gegen Mitgliederschwund und Relativierung.
Es gibt zwar entsprechende Kräfte, z.B. war kürzlich in der Presse von einem amerikanischen Fonds die Rede, der extrem viel Geld für christentumsfreundliche Forschung an Universitäten vergibt. Aber wenn eine Lehrerin an der Schule die Taufe von der Geburt nicht trennen kann - oder wenn das Christentum im Unterricht nicht von vornherein in Zusammenhang mit ähnlichen Mythen gestellt wird, dann liegt das IMHO wesentlich stärker an 1000jähriger Gewohnheit, denn an irgendwelchen "finsteren" Einflußnehmern.
Liebe Grüße von
Ialokin

Ich stimm eigentlich mit fast allem überein. Nur les ich bei Dir ein bißchen heraus, daß hinter der Selbstverständlichkeit der christlichen Religion gezielte "dunkle" Kräfte stehen. Das seh ich überhaupt nicht so, und es klingt für mich in Richtung Verschwörungstheorie, was IMHO von den wirklichen Problemen nur ablenken würde. Ich halte die Kirchen in Mitteleuropa für ziemlich hilflos. Sie kämpfen ja an allen Fronten gegen Mitgliederschwund und Relativierung.
Es gibt zwar entsprechende Kräfte, z.B. war kürzlich in der Presse von einem amerikanischen Fonds die Rede, der extrem viel Geld für christentumsfreundliche Forschung an Universitäten vergibt. Aber wenn eine Lehrerin an der Schule die Taufe von der Geburt nicht trennen kann - oder wenn das Christentum im Unterricht nicht von vornherein in Zusammenhang mit ähnlichen Mythen gestellt wird, dann liegt das IMHO wesentlich stärker an 1000jähriger Gewohnheit, denn an irgendwelchen "finsteren" Einflußnehmern.
Liebe Grüße von
Ialokin
Die Liebe zu schenken, den Zauber zu wecken, das Leben zu feiern - das ist unser Sinn.
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09 Jan 2007 16:54 #2331
von scarabaea
scarabaea antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Die größte Schwierigkeit liegt meines Erachtens darin, dass der Religionsunterricht zwar von Lehrern gehalten wird, diese aber nicht nur dem Kultusministerium unterstehen, sondern auch der jeweiligen Kirche, die ein Recht hat, Lehrer abzulehnen. Durch diesen Umstand können Religionslehrer nicht liberal auftreten, auch wenn sie es vielleicht möchten.
Eltern haben das Recht, ihre Kinder von Religionsunterricht befreien zu lassen. Oft genug ist es aber so, dass die Beziehung von Schule und Kirchen so stark ist, dass Eltern von der Schulleitung gedrängt werden, ihre Kinder doch zum Religionsunterricht zu schicken. Da wird zum Beispiel argumentiert, dass Kinder doch die Möglichkeit haben sollten, den Glauben erst einmal kennenzulernen, um ihn dann ablehnen zu können. Klingt zunächst plausibel, wäre auch in Ordnung, wenn die Eltern die Möglichkeit hätten, Einfluss auf die Gestaltung der Unterrichtspläne zu nehmen oder selbst dem Unterricht beizuwohnen. Diese Möglichkeit besteht wohl in den seltensten Fällen. Wenn man Pech hat, wird der Unterricht nicht von einem Lehrer, sondern von einem Pastor, und der vermittelt nicht nur Unterrichtsstoff, sondern auch seine Vorstellungen von Moral und Glauben.
Zahlreiche christlich gedeutete Texte zu biblischen Büchern kann man im Internet abrufen. Wenn ich da an verschiedene verquaste Interpretationen zum Hohen Lied denke, die ich vorgefunden habe, denke ich, dass man als Eltern auf der sichereren Seite ist, wenn man den Religionsunterricht selber zu Hause vornimmt. Auch wir Eltern können biblische Inhalte vermitteln und Einfluss darauf nehmen, dass die Kinder sie in objektiver Form erfahren.
Eltern haben das Recht, ihre Kinder von Religionsunterricht befreien zu lassen. Oft genug ist es aber so, dass die Beziehung von Schule und Kirchen so stark ist, dass Eltern von der Schulleitung gedrängt werden, ihre Kinder doch zum Religionsunterricht zu schicken. Da wird zum Beispiel argumentiert, dass Kinder doch die Möglichkeit haben sollten, den Glauben erst einmal kennenzulernen, um ihn dann ablehnen zu können. Klingt zunächst plausibel, wäre auch in Ordnung, wenn die Eltern die Möglichkeit hätten, Einfluss auf die Gestaltung der Unterrichtspläne zu nehmen oder selbst dem Unterricht beizuwohnen. Diese Möglichkeit besteht wohl in den seltensten Fällen. Wenn man Pech hat, wird der Unterricht nicht von einem Lehrer, sondern von einem Pastor, und der vermittelt nicht nur Unterrichtsstoff, sondern auch seine Vorstellungen von Moral und Glauben.
Zahlreiche christlich gedeutete Texte zu biblischen Büchern kann man im Internet abrufen. Wenn ich da an verschiedene verquaste Interpretationen zum Hohen Lied denke, die ich vorgefunden habe, denke ich, dass man als Eltern auf der sichereren Seite ist, wenn man den Religionsunterricht selber zu Hause vornimmt. Auch wir Eltern können biblische Inhalte vermitteln und Einfluss darauf nehmen, dass die Kinder sie in objektiver Form erfahren.
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12 Jan 2007 11:00 #2406
von Mooncat
Mooncat antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Moin moin zusammen 
Nun habe ich auch endlich den Weg hier ins neue Forum gefunden. Hat ja lange genug gedauert *schäm* Aber zu Thema :
Als meine Tochter in die Schule kam hatte ich auch große Bedenken was den Reli-Untericht betrifft. Meine Tochter kannte die Kirche bis dato... und wenn ich es mir recht überlege bis heute...nur von den Gottesdiensten nach dem Laternelaufen.
Also bin ich auf die Lehrerin zugegangen. Lieb, freundlich und offen habe ich gefragt WER den Unterricht führt und WAS da gemacht werden soll.
Ich hatte Glück. Denn den Unterricht hat die Klassenlehrerin gemacht. Eine junge, aufgeschlossenen und nicht religiöse Frau.
Es wurde über die verschiedenen Weltreligionen gesprochen. Ich habe ihr auch angeboten über das Heidentum zu sprechen wenn sie es mit den den Unterricht einbauen möchte. (Was aber nicht der Fall war *schade*)
An der weiterführenden Schule habe ich es dann genauso gemacht. Offen mit den Klassenlehrerin gesprochen. Auch hier hatte ich Glück. Auch hier macht es die nichtreligiöse Klassenlehrerin. Hier wird viel mehr auf das Thema Ethik eingegangen. So waren die Kinder im letzen Halbjahr zum Beispiel einige Wochen während der Relistunden in den Winterhuder Werkstätten (für Nicht-Hamburger : Das sind Behindertenwerkstätten) wo sie Seite an Seite mit den gehadykapten Menschen ein bischen mitgearbeitet haben.
Natürlich habe ich den Vorteil das meine Tochter in Hamburg zur Schule geht und nicht in eine kleine Dorfschule.
Was mir in der Erziehung meiner Tochter sehr wichtig ist ist das sie ohne Scheulappen-Denken aufwächst. Ich erziehe sie zu Toleranz und zum "über-den-Tellerrand-hinaus-schauen". Dazu gehört auch das Thema Religion. Mir ist es wichtig das sie die verschiedenen Religionen kennenlert. Wechen Weg sie dann irgendwann einmal einschlägt....das wissen nur die Götter. Aber sie wird ihren Weg finden und wie immer er auch aussehen wird...ich werde ihr nicht im Weg stehen.
Liebe Grüße
Angie

Nun habe ich auch endlich den Weg hier ins neue Forum gefunden. Hat ja lange genug gedauert *schäm* Aber zu Thema :
Als meine Tochter in die Schule kam hatte ich auch große Bedenken was den Reli-Untericht betrifft. Meine Tochter kannte die Kirche bis dato... und wenn ich es mir recht überlege bis heute...nur von den Gottesdiensten nach dem Laternelaufen.
Also bin ich auf die Lehrerin zugegangen. Lieb, freundlich und offen habe ich gefragt WER den Unterricht führt und WAS da gemacht werden soll.
Ich hatte Glück. Denn den Unterricht hat die Klassenlehrerin gemacht. Eine junge, aufgeschlossenen und nicht religiöse Frau.
Es wurde über die verschiedenen Weltreligionen gesprochen. Ich habe ihr auch angeboten über das Heidentum zu sprechen wenn sie es mit den den Unterricht einbauen möchte. (Was aber nicht der Fall war *schade*)
An der weiterführenden Schule habe ich es dann genauso gemacht. Offen mit den Klassenlehrerin gesprochen. Auch hier hatte ich Glück. Auch hier macht es die nichtreligiöse Klassenlehrerin. Hier wird viel mehr auf das Thema Ethik eingegangen. So waren die Kinder im letzen Halbjahr zum Beispiel einige Wochen während der Relistunden in den Winterhuder Werkstätten (für Nicht-Hamburger : Das sind Behindertenwerkstätten) wo sie Seite an Seite mit den gehadykapten Menschen ein bischen mitgearbeitet haben.
Natürlich habe ich den Vorteil das meine Tochter in Hamburg zur Schule geht und nicht in eine kleine Dorfschule.
Was mir in der Erziehung meiner Tochter sehr wichtig ist ist das sie ohne Scheulappen-Denken aufwächst. Ich erziehe sie zu Toleranz und zum "über-den-Tellerrand-hinaus-schauen". Dazu gehört auch das Thema Religion. Mir ist es wichtig das sie die verschiedenen Religionen kennenlert. Wechen Weg sie dann irgendwann einmal einschlägt....das wissen nur die Götter. Aber sie wird ihren Weg finden und wie immer er auch aussehen wird...ich werde ihr nicht im Weg stehen.
Liebe Grüße
Angie
Bitte Anmelden oder Registrieren um der Konversation beizutreten.
13 Jan 2007 18:19 #2414
von Vicky
Vicky antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Hallo Ialokin,
Ich stimm eigentlich mit fast allem überein. Nur les ich bei Dir ein bißchen heraus, daß hinter der Selbstverständlichkeit der christlichen Religion gezielte "dunkle" Kräfte stehen. Das seh ich überhaupt nicht so, und es klingt für mich in Richtung Verschwörungstheorie,
Da hast Du mich vollkommen missverstanden. Die Tendenzen, die ich wahrnehme, sind - wie ich bereits sagte - keineswegs alleiniges Merkmal der christlichen Religion, sondern stellen das Ergebnis der Art und Weise dar, wie sich Religion oft entwickelt, sobald sie in irgend einer Form institutionalisiert wird. Wie gesagt beobachte ich dieselben Anfänge im Heidentum, und zwar überall dort, wo es sich organisiert. Überall dort eben, wo plötzlich Gruppen mit Rangordnungen und "Funktionen" entstehen, die von einzelnen übernommen werden können.
Ialokin, überall auf der Welt und in jeder Religion einschließlich der modernen Naturspiritualität gibt es Menschen, die in ihrer Religion eine Möglichkeit sehen, ihre Ängste und Minderwertigkeitsgefühle zu beschwichtigen, indem sie eine je nach Abstufung mehr oder minder deutliche Machtorientierung, Manipulationsneigung und auch Fanatismustendenz ausleben. Ja, all das sehe ich deutlich im Christentum, aber auch in anderen Religionen wie der unseren. Und nein, das sind keine verschwörerischen Organisationen, sondern es ist die Art bestimmter Menschen, sich Selbstwert und Bedeutung zu verschaffen - sowie das Gefühl, "richtig" zu sein und "das Richtige" zu tun. Ich habe lediglich beschrieben, auf welche Weise sich diese Tendenz meiner Ansicht nach im Christentum äußert. Wir können diese Diskussion gerne auch am Beispiel des modernen Neuheidentums führen - wäre vielleicht für unser aller Anliegen des persönlichen Wachstums effektiver. Aber eigentlich traue ich denjenigen, die wirklich an diesem Wachstum interessiert sind zu, die entsprechenden Parallelen selbst erkennen zu können.
Ialokin, mit religiösen Machtpositionen ist es meiner Ansicht nach genauso wie mit politischen Funktionen: Sie ziehen aufgrund ihrer Struktur automatisch ausgerechnet jene an, die dort vielleicht am wenigsten hingehören - eben Menschen, deren Bedürfnisse nach Bedeutung, Wichtigkeit und Selbstwert dort befriedigt werden und nicht unbedingt jene, die dort weise handeln und entscheiden würden. Letztere haben meist gar kein Interesse an solchen Positionen. Natürlich gibt es da immer wieder Ausnahmen - ich persönlich halte den ehemaligen Außenminister Genscher, den Dalai Lama und viele der Leute, die damals den Rabenclan gegründet haben, für gute Beispiele. Und ist es nicht interessant, dass der Rabenclan mittlerweile jedoch von völlig anderen Menschen geführt wird? Bei den meisten anderen heidnischen Gemeinschaften sieht es ähnlich aus. Da ist kaum eine dabei, die sich nicht mit Machtspielchen, Manipulationsversuchen und internem Streit herumquält.
Ich bleibe bei der Ansicht, dass der Religionsunterricht in deutschen Schulen ein Manipulationswerkzeug der christlichen Kirchen ist, welches dazu benutzt wird, dafür zu sorgen, dass diese Institution hier nicht an Boden verliert. Aber das ist verständlich, und ich bin mir sicher, dass es eine entsprechende neuheidnische Organisation ebenso machen würde, wenn sie die Möglichkeiten dazu hätte - nur vielleicht auf andere Weise. Wir haben zwar ein "Missionierungsverbot", aber dafür gibt es genügend Neuheiden, die sich zu einer Art "Kämpfern gegen das böse, böse Christentum" berufen sehen, was ich genauso unangemessen finde. Meiner Ansicht nach ähneln wir uns viel zu sehr, als dass wir es uns leisten könnten, den ersten Stein zu werfen - oder auch nur zurückzuwerfen.
>Ich halte die Kirchen in Mitteleuropa für ziemlich hilflos. Sie kämpfen ja an allen Fronten gegen Mitgliederschwund und Relativierung.
Doch selbst mit Mitgliederschwund sind sie nach wie vor die mit weitem Abstand bedeutendsten religiösen Organisationen hier. Außerdem unterschätzt Du meiner Ansicht nach ihren politischen Einfluss. Warum führen wir denn diese Diskussion schließlich? Weil die Kirchen immer noch einen christlichen Schulunterricht durchsetzen - und zwar in einem Land, in dem theoretisch eine verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat vorliegt! Schonmal ein bayrisches Klassenzimmer gesehen? Da hängt noch immer ein Kruzufix. Schon mal versucht, Dich dagegen zu wehren oder auch nur darum zu bitten, dass daneben ein Pentagramm aufgehängt wird, weil Dein diese Klasse besuchendes Kind neuheidnisch ist? Da boxt der Papst, aber beinahe buchstäblich!
Es trifft zu, dass die Kirchen mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen haben. Ihr Einfluss auf unsere Gesellschaft ist jedoch viele Jahrhunderte alt, und ich habe oft den Eindruck, dass vielen Menschen gar nicht mehr bewusst ist, in wie vielen Dingen und Bereichen sie christlicher Prägung unterliegen - einfach weil das schon immer so war und nicht überdacht wird. Wie sieht es zum Beispiel mit dem Körperbild in unserer Kultur aus, oder dem sexuellen Selbstbild? Beides war vor der Ankunft des Christentums völlig anders. Auch unser Verhältnis zur natürlichen Welt ist deutlich von christlichen Vorstellungen geprägt.
Nein, für mich sind die Christen nicht die "Buhmänner", denn die "christlich-westliche Gesellschaft" - das sind WIR. Du und ich und die anderen Neuheiden genauso wie jene, die aktive oder passive Angehörige der christlichen Religion und Kirchen sind. Auch wenn viele Neuheiden meinen, wir seien völlig anders als das Christentum, können wir uns davon nicht so einfach lossagen, denn wir sind in einer christlich geprägten Gesellschaft großgeworden und tragen ihre Werte und Verfahrensweisen noch immer in uns. In vielen kleinen wie auch größeren Dingen finde ich christliche Denk- und Handlungsstrukturen im Neuheidentum nur in anderer Verkleidung wieder. Um wirklich anders zu werden, bedarf es meiner Ansicht nach eines viel längeren, ständig kritisch reflektierten Ablösungsprozesses. In dem wir uns durchaus bereits befinden, auch dafür sehe ich deutliche Anzeichen. Aber der braucht ein bisschem mehr als zwei, drei Jahrzehnte - vor allem bei der geringen Menge an Menschen, die diesen Prozess durchläuft und dem nach wie vor recht großen Kommunikationsloch, dass hier zwischen diesen Menschen besteht.
>Es gibt zwar entsprechende Kräfte, z.B. war kürzlich in der Presse von einem amerikanischen Fonds die Rede, der extrem viel Geld für christentumsfreundliche Forschung an Universitäten vergibt. Aber wenn eine Lehrerin an der Schule die Taufe von der Geburt nicht trennen kann - oder wenn das Christentum im Unterricht nicht von vornherein in Zusammenhang mit ähnlichen Mythen gestellt wird, dann liegt das IMHO wesentlich stärker an 1000jähriger Gewohnheit, denn an irgendwelchen "finsteren" Einflußnehmern.
Vollkommen richtig, genau das meinte ich eben ja - nur inklusive der Tatsache, dass diese Gewohnheit eben von Christen geprägt wurde. Wie gesagt möchte ich damit nicht behaupten, wir Neuheiden würden es nicht genauso machen, wenn wir die Macht und Möglichkeiten dazu hätten; ich möchte nur darauf hinweisen, dass all dies nicht im leeren Raum geschehen ist bzw. geschieht, sondern eben klar christlicher Prägung ist. Und ja: Ich bin durchaus der Ansicht, dass es Kräfte innerhalb der Kirchen gibt, die im Sinne der Machterhaltung an der Aufrechterhaltung dieser Situation und der genannten Prägungen interessiert sind. Die aktiv daran arbeiten, dass es so bleibt. Und das sind keineswegs irgendwelche seltsamen Hintermänner oder Verschwörerorganisationen, sondern die offiziellen Amtsinhaber selbst - einfach deshalb, weil die christlichen Kirchen einen Alleingültigkeits- und Ausbreitungsanspruch haben. Das bringt solche Verhaltensweisen wohl automatisch mit sich.
William meint immer, wer nur einen Gott habe, könne folgerichtig auch nur eine einzige Möglichkeit als die richtige anerkennen. Vielleicht ist da etwas dran, aber ich glaube nicht, dass der Polytheismus alleine uns Neuheiden aus den christlich geprägten Denkstrukturen befreien wird.
Übrigens will ich persönlich gar nicht aus allen christlichen Lebensformen ausbrechen. Die haben ein paar Ideen, die mir nach wir vor als großes Vorbild dienen. Gemeinnütziger Einsatz wäre nur das erste Beispiel von vielen.
)O(
Vicky.
Ich stimm eigentlich mit fast allem überein. Nur les ich bei Dir ein bißchen heraus, daß hinter der Selbstverständlichkeit der christlichen Religion gezielte "dunkle" Kräfte stehen. Das seh ich überhaupt nicht so, und es klingt für mich in Richtung Verschwörungstheorie,
Da hast Du mich vollkommen missverstanden. Die Tendenzen, die ich wahrnehme, sind - wie ich bereits sagte - keineswegs alleiniges Merkmal der christlichen Religion, sondern stellen das Ergebnis der Art und Weise dar, wie sich Religion oft entwickelt, sobald sie in irgend einer Form institutionalisiert wird. Wie gesagt beobachte ich dieselben Anfänge im Heidentum, und zwar überall dort, wo es sich organisiert. Überall dort eben, wo plötzlich Gruppen mit Rangordnungen und "Funktionen" entstehen, die von einzelnen übernommen werden können.
Ialokin, überall auf der Welt und in jeder Religion einschließlich der modernen Naturspiritualität gibt es Menschen, die in ihrer Religion eine Möglichkeit sehen, ihre Ängste und Minderwertigkeitsgefühle zu beschwichtigen, indem sie eine je nach Abstufung mehr oder minder deutliche Machtorientierung, Manipulationsneigung und auch Fanatismustendenz ausleben. Ja, all das sehe ich deutlich im Christentum, aber auch in anderen Religionen wie der unseren. Und nein, das sind keine verschwörerischen Organisationen, sondern es ist die Art bestimmter Menschen, sich Selbstwert und Bedeutung zu verschaffen - sowie das Gefühl, "richtig" zu sein und "das Richtige" zu tun. Ich habe lediglich beschrieben, auf welche Weise sich diese Tendenz meiner Ansicht nach im Christentum äußert. Wir können diese Diskussion gerne auch am Beispiel des modernen Neuheidentums führen - wäre vielleicht für unser aller Anliegen des persönlichen Wachstums effektiver. Aber eigentlich traue ich denjenigen, die wirklich an diesem Wachstum interessiert sind zu, die entsprechenden Parallelen selbst erkennen zu können.
Ialokin, mit religiösen Machtpositionen ist es meiner Ansicht nach genauso wie mit politischen Funktionen: Sie ziehen aufgrund ihrer Struktur automatisch ausgerechnet jene an, die dort vielleicht am wenigsten hingehören - eben Menschen, deren Bedürfnisse nach Bedeutung, Wichtigkeit und Selbstwert dort befriedigt werden und nicht unbedingt jene, die dort weise handeln und entscheiden würden. Letztere haben meist gar kein Interesse an solchen Positionen. Natürlich gibt es da immer wieder Ausnahmen - ich persönlich halte den ehemaligen Außenminister Genscher, den Dalai Lama und viele der Leute, die damals den Rabenclan gegründet haben, für gute Beispiele. Und ist es nicht interessant, dass der Rabenclan mittlerweile jedoch von völlig anderen Menschen geführt wird? Bei den meisten anderen heidnischen Gemeinschaften sieht es ähnlich aus. Da ist kaum eine dabei, die sich nicht mit Machtspielchen, Manipulationsversuchen und internem Streit herumquält.
Ich bleibe bei der Ansicht, dass der Religionsunterricht in deutschen Schulen ein Manipulationswerkzeug der christlichen Kirchen ist, welches dazu benutzt wird, dafür zu sorgen, dass diese Institution hier nicht an Boden verliert. Aber das ist verständlich, und ich bin mir sicher, dass es eine entsprechende neuheidnische Organisation ebenso machen würde, wenn sie die Möglichkeiten dazu hätte - nur vielleicht auf andere Weise. Wir haben zwar ein "Missionierungsverbot", aber dafür gibt es genügend Neuheiden, die sich zu einer Art "Kämpfern gegen das böse, böse Christentum" berufen sehen, was ich genauso unangemessen finde. Meiner Ansicht nach ähneln wir uns viel zu sehr, als dass wir es uns leisten könnten, den ersten Stein zu werfen - oder auch nur zurückzuwerfen.
>Ich halte die Kirchen in Mitteleuropa für ziemlich hilflos. Sie kämpfen ja an allen Fronten gegen Mitgliederschwund und Relativierung.
Doch selbst mit Mitgliederschwund sind sie nach wie vor die mit weitem Abstand bedeutendsten religiösen Organisationen hier. Außerdem unterschätzt Du meiner Ansicht nach ihren politischen Einfluss. Warum führen wir denn diese Diskussion schließlich? Weil die Kirchen immer noch einen christlichen Schulunterricht durchsetzen - und zwar in einem Land, in dem theoretisch eine verfassungsmäßige Trennung von Kirche und Staat vorliegt! Schonmal ein bayrisches Klassenzimmer gesehen? Da hängt noch immer ein Kruzufix. Schon mal versucht, Dich dagegen zu wehren oder auch nur darum zu bitten, dass daneben ein Pentagramm aufgehängt wird, weil Dein diese Klasse besuchendes Kind neuheidnisch ist? Da boxt der Papst, aber beinahe buchstäblich!
Es trifft zu, dass die Kirchen mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen haben. Ihr Einfluss auf unsere Gesellschaft ist jedoch viele Jahrhunderte alt, und ich habe oft den Eindruck, dass vielen Menschen gar nicht mehr bewusst ist, in wie vielen Dingen und Bereichen sie christlicher Prägung unterliegen - einfach weil das schon immer so war und nicht überdacht wird. Wie sieht es zum Beispiel mit dem Körperbild in unserer Kultur aus, oder dem sexuellen Selbstbild? Beides war vor der Ankunft des Christentums völlig anders. Auch unser Verhältnis zur natürlichen Welt ist deutlich von christlichen Vorstellungen geprägt.
Nein, für mich sind die Christen nicht die "Buhmänner", denn die "christlich-westliche Gesellschaft" - das sind WIR. Du und ich und die anderen Neuheiden genauso wie jene, die aktive oder passive Angehörige der christlichen Religion und Kirchen sind. Auch wenn viele Neuheiden meinen, wir seien völlig anders als das Christentum, können wir uns davon nicht so einfach lossagen, denn wir sind in einer christlich geprägten Gesellschaft großgeworden und tragen ihre Werte und Verfahrensweisen noch immer in uns. In vielen kleinen wie auch größeren Dingen finde ich christliche Denk- und Handlungsstrukturen im Neuheidentum nur in anderer Verkleidung wieder. Um wirklich anders zu werden, bedarf es meiner Ansicht nach eines viel längeren, ständig kritisch reflektierten Ablösungsprozesses. In dem wir uns durchaus bereits befinden, auch dafür sehe ich deutliche Anzeichen. Aber der braucht ein bisschem mehr als zwei, drei Jahrzehnte - vor allem bei der geringen Menge an Menschen, die diesen Prozess durchläuft und dem nach wie vor recht großen Kommunikationsloch, dass hier zwischen diesen Menschen besteht.
>Es gibt zwar entsprechende Kräfte, z.B. war kürzlich in der Presse von einem amerikanischen Fonds die Rede, der extrem viel Geld für christentumsfreundliche Forschung an Universitäten vergibt. Aber wenn eine Lehrerin an der Schule die Taufe von der Geburt nicht trennen kann - oder wenn das Christentum im Unterricht nicht von vornherein in Zusammenhang mit ähnlichen Mythen gestellt wird, dann liegt das IMHO wesentlich stärker an 1000jähriger Gewohnheit, denn an irgendwelchen "finsteren" Einflußnehmern.
Vollkommen richtig, genau das meinte ich eben ja - nur inklusive der Tatsache, dass diese Gewohnheit eben von Christen geprägt wurde. Wie gesagt möchte ich damit nicht behaupten, wir Neuheiden würden es nicht genauso machen, wenn wir die Macht und Möglichkeiten dazu hätten; ich möchte nur darauf hinweisen, dass all dies nicht im leeren Raum geschehen ist bzw. geschieht, sondern eben klar christlicher Prägung ist. Und ja: Ich bin durchaus der Ansicht, dass es Kräfte innerhalb der Kirchen gibt, die im Sinne der Machterhaltung an der Aufrechterhaltung dieser Situation und der genannten Prägungen interessiert sind. Die aktiv daran arbeiten, dass es so bleibt. Und das sind keineswegs irgendwelche seltsamen Hintermänner oder Verschwörerorganisationen, sondern die offiziellen Amtsinhaber selbst - einfach deshalb, weil die christlichen Kirchen einen Alleingültigkeits- und Ausbreitungsanspruch haben. Das bringt solche Verhaltensweisen wohl automatisch mit sich.
William meint immer, wer nur einen Gott habe, könne folgerichtig auch nur eine einzige Möglichkeit als die richtige anerkennen. Vielleicht ist da etwas dran, aber ich glaube nicht, dass der Polytheismus alleine uns Neuheiden aus den christlich geprägten Denkstrukturen befreien wird.
Übrigens will ich persönlich gar nicht aus allen christlichen Lebensformen ausbrechen. Die haben ein paar Ideen, die mir nach wir vor als großes Vorbild dienen. Gemeinnütziger Einsatz wäre nur das erste Beispiel von vielen.
)O(
Vicky.
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13 Jan 2007 18:29 #2415
von Vicky
Vicky antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Hallo Scarabaea,
Die größte Schwierigkeit liegt meines Erachtens darin, dass der Religionsunterricht zwar von Lehrern gehalten wird, diese aber nicht nur dem Kultusministerium unterstehen, sondern auch der jeweiligen Kirche, die ein Recht hat, Lehrer abzulehnen. Durch diesen Umstand können Religionslehrer nicht liberal auftreten, auch wenn sie es vielleicht möchten.
Da stimme ich Dir zu. Auch darin sehe ich jedoch wieder ein Mittel zur Einflussnahme in Richtung Machterhalt.
>Da wird zum Beispiel argumentiert, dass Kinder doch die Möglichkeit haben sollten, den Glauben erst einmal kennenzulernen, um ihn dann ablehnen zu können. Klingt zunächst plausibel,
Tut es. Aber es ist nicht plausibel. Meine Antwort darauf lautet immer, dass Christen ihren Kindern die Möglichkeit, andere Religionen zu diesem Zweck kennenzulernen, schließlich auch nicht mit sechs, sondern erst auf der weiterführenden Schule geben, wenn die Kinder bereits mehrere Jahre im eigenen Glauben unterrichtet worden und darin recht sattelfest sind. Ich nehme lediglich dasselbe Recht für meinen Sohn in Anspruch.
Tschuldigung, aber mit sechs ist meiner Ansicht nach kein Kind, sei es nun christlich, naturreligiös oder weiß Minerva was in der Lage, eine solche Entscheidung zu treffen. Deshalb ist es ja die Aufgabe der Eltern, das in diesem Alter für ihre Kinder nach bestem Wissen und Gewissen zu tun. Nicht umsonst sieht der Gesetzgeber z.B. das vierzehnte Lebensjahr als geeignetes Alter für die eigenständige Entscheidung zur Religion an und nicht etwa das Grundschulalter.
Zahlreiche christlich gedeutete Texte zu biblischen Büchern kann man im Internet abrufen. Wenn ich da an verschiedene verquaste Interpretationen zum Hohen Lied denke, die ich vorgefunden habe, denke ich, dass man als Eltern auf der sichereren Seite ist, wenn man den Religionsunterricht selber zu Hause vornimmt. Auch wir Eltern können biblische Inhalte vermitteln und Einfluss darauf nehmen, dass die Kinder sie in objektiver Form erfahren.
Ich finde, Du sprichst hier einen sehr, sehr wichtigen Punkt an. Wenn ich bedenke, auf wie viele unterschiedliche Formen des gelebten Christentums ich bisher gestoßen bin, kann ich nur davon ausgehen, dass es auch unter Christen keineswegs egal ist, was da im Reliunterricht in der Schule vermittelt wird. Unter Umständen ist die Diskussion, die wir hier führen, für viele Christen genauso wichtig wir für uns. Ich denke da z.B. an eine aktiv christliche Freundin, die eine völlig andere Interpretation des Sündenfalls lebt und jegliche Abwertung der Frau aufgrund dieser Geschichte absolut ablehnt (mit Paulus darfst Du ihr auf keinen Fall kommen, dann fliegst Du hochkantig raus
)) ). Ich werde den Teufel tun und ihr absprechen, Christin zu sein, nur weil sie anderer Ansicht ist als ihr katholischer Oberboss. Auch das Christentum wird von denen geprägt, die es leben, und da gibt es heute vielleicht mehr Strömungen als je zuvor. Ja, ich denke, diese Diskussion ist für die Christen genauso wichtig - vielleicht noch viel wichtiger - wie bzw. als für uns Nichtchristen mit Kindern in dieser Gesellschaft.
)O(
Vicky.
Die größte Schwierigkeit liegt meines Erachtens darin, dass der Religionsunterricht zwar von Lehrern gehalten wird, diese aber nicht nur dem Kultusministerium unterstehen, sondern auch der jeweiligen Kirche, die ein Recht hat, Lehrer abzulehnen. Durch diesen Umstand können Religionslehrer nicht liberal auftreten, auch wenn sie es vielleicht möchten.
Da stimme ich Dir zu. Auch darin sehe ich jedoch wieder ein Mittel zur Einflussnahme in Richtung Machterhalt.
>Da wird zum Beispiel argumentiert, dass Kinder doch die Möglichkeit haben sollten, den Glauben erst einmal kennenzulernen, um ihn dann ablehnen zu können. Klingt zunächst plausibel,
Tut es. Aber es ist nicht plausibel. Meine Antwort darauf lautet immer, dass Christen ihren Kindern die Möglichkeit, andere Religionen zu diesem Zweck kennenzulernen, schließlich auch nicht mit sechs, sondern erst auf der weiterführenden Schule geben, wenn die Kinder bereits mehrere Jahre im eigenen Glauben unterrichtet worden und darin recht sattelfest sind. Ich nehme lediglich dasselbe Recht für meinen Sohn in Anspruch.
Tschuldigung, aber mit sechs ist meiner Ansicht nach kein Kind, sei es nun christlich, naturreligiös oder weiß Minerva was in der Lage, eine solche Entscheidung zu treffen. Deshalb ist es ja die Aufgabe der Eltern, das in diesem Alter für ihre Kinder nach bestem Wissen und Gewissen zu tun. Nicht umsonst sieht der Gesetzgeber z.B. das vierzehnte Lebensjahr als geeignetes Alter für die eigenständige Entscheidung zur Religion an und nicht etwa das Grundschulalter.
Zahlreiche christlich gedeutete Texte zu biblischen Büchern kann man im Internet abrufen. Wenn ich da an verschiedene verquaste Interpretationen zum Hohen Lied denke, die ich vorgefunden habe, denke ich, dass man als Eltern auf der sichereren Seite ist, wenn man den Religionsunterricht selber zu Hause vornimmt. Auch wir Eltern können biblische Inhalte vermitteln und Einfluss darauf nehmen, dass die Kinder sie in objektiver Form erfahren.
Ich finde, Du sprichst hier einen sehr, sehr wichtigen Punkt an. Wenn ich bedenke, auf wie viele unterschiedliche Formen des gelebten Christentums ich bisher gestoßen bin, kann ich nur davon ausgehen, dass es auch unter Christen keineswegs egal ist, was da im Reliunterricht in der Schule vermittelt wird. Unter Umständen ist die Diskussion, die wir hier führen, für viele Christen genauso wichtig wir für uns. Ich denke da z.B. an eine aktiv christliche Freundin, die eine völlig andere Interpretation des Sündenfalls lebt und jegliche Abwertung der Frau aufgrund dieser Geschichte absolut ablehnt (mit Paulus darfst Du ihr auf keinen Fall kommen, dann fliegst Du hochkantig raus

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Vicky.
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13 Jan 2007 20:09 #2418
von Vicky
Vicky antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Hallo Mooncat,
was Du da schreibst hat mir viel Mut gemacht. Ich finde es schön, dass es auch so gehen kann. Es überzeugt mich wieder einmal davon, dass es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage geben kann, ob wir Neuheiden unsere Kinder in den christlichen Religionsunterricht gehen eg hier ins neue Forum gefunden. Hat ja lange genug gedauert *schäm* lassen sollten oder nicht, denn die Bedingungen wie auch die Bedürfnisse aller Beteiligten können von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein.
)O(
Vicky.
was Du da schreibst hat mir viel Mut gemacht. Ich finde es schön, dass es auch so gehen kann. Es überzeugt mich wieder einmal davon, dass es keine allgemeingültige Antwort auf die Frage geben kann, ob wir Neuheiden unsere Kinder in den christlichen Religionsunterricht gehen eg hier ins neue Forum gefunden. Hat ja lange genug gedauert *schäm* lassen sollten oder nicht, denn die Bedingungen wie auch die Bedürfnisse aller Beteiligten können von Fall zu Fall sehr unterschiedlich sein.
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Vicky.
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14 Jan 2007 13:41 #2429
von scarabaea
scarabaea antwortete auf Re: Religion/Glaube im Schulunterricht
Hallo Vicky,
ich finde es toll, dass Du meine Argumentation verstehst, denn es passiert mir oft, dass ich mißverstanden werde, wenn ich meine, dass der Religionsunterricht in der Schule nur so etwas ist wie der verlängerte Arm der Kirche. Wenn die Kinder schon nicht zum Kindergottesdienst kommen, dann erhalten sie eben in der Schule eine entsprechende Lektion. Das geht soweit, dass die Kinder in der Vorweihnachtszeit mal eben ein paar Vormittage in der evangelischen Kirchengemeinde verbringen. Natürlich ganz harmlos zum Basteln von Weihnachtsschmuck. Aber nebenher erfahren sie auch noch einiges über evangelische Religion. Die Eltern werden im Vorfeld nicht informiert. Erst im Gespräch mit den Kindern nimmt man wahr, was los ist. Dabei war die Grundschule, die meine Kinder besucht haben eine Gemeinschaftsgrundschule, nicht etwa eine konfessionsgebundene. Man könnte fragen, weshalb an einer Gemeinschaftsgrundschule mit einem hohen Anteil von Muslimen, Griechisch oder Serbisch Orthodoxen überhaupt Religionsunterricht angeboten wird. Man könnte auch fragen, wie es dazu kommen kann, dass ein evangelischer Pastor den Umstand nutzen kann, dass die Schuldirektorin selbst Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde ist.
Die Klassenlehrerin hat mir versichert, dass Eltern grundsätzlich das Recht haben, einen Antrag auf Befreiung von einer solchen Aktion zu stellen. Nur nachträglich ist das völlig witzlos. Die muslimischen Kinder hatten große Schwierigkeiten mit ihren Eltern. Ich finde, niemand hat das Recht, Kinder in solche Gewissensnöte zu bringen.
Du hast recht, Vicky, es ist eine Frage der Macht. Daran erkennt man aber, dass die Macht im Schwinden ist. Dem Pastor hat dies wenig genützt, seine Gemeinde wurde geschlossen. Es mußte umziehen. Seine Tochter besucht die selbe Klasse wie einer meiner Söhne. Dieser berichtete mir, dass sie sich Gothicmäßig stylt und auch dem Religionsunterricht fernbleibt. Ich habe keine Ahnung, wie die Eltern - die Mutter ist auch Pastorin - damit umgehen.
Du hast recht, die Christen müssen sich fragen, wo ihr zukünftiger Weg ist. Auch für sie wird es eine Neuorientierung geben müssen.
ich finde es toll, dass Du meine Argumentation verstehst, denn es passiert mir oft, dass ich mißverstanden werde, wenn ich meine, dass der Religionsunterricht in der Schule nur so etwas ist wie der verlängerte Arm der Kirche. Wenn die Kinder schon nicht zum Kindergottesdienst kommen, dann erhalten sie eben in der Schule eine entsprechende Lektion. Das geht soweit, dass die Kinder in der Vorweihnachtszeit mal eben ein paar Vormittage in der evangelischen Kirchengemeinde verbringen. Natürlich ganz harmlos zum Basteln von Weihnachtsschmuck. Aber nebenher erfahren sie auch noch einiges über evangelische Religion. Die Eltern werden im Vorfeld nicht informiert. Erst im Gespräch mit den Kindern nimmt man wahr, was los ist. Dabei war die Grundschule, die meine Kinder besucht haben eine Gemeinschaftsgrundschule, nicht etwa eine konfessionsgebundene. Man könnte fragen, weshalb an einer Gemeinschaftsgrundschule mit einem hohen Anteil von Muslimen, Griechisch oder Serbisch Orthodoxen überhaupt Religionsunterricht angeboten wird. Man könnte auch fragen, wie es dazu kommen kann, dass ein evangelischer Pastor den Umstand nutzen kann, dass die Schuldirektorin selbst Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde ist.
Die Klassenlehrerin hat mir versichert, dass Eltern grundsätzlich das Recht haben, einen Antrag auf Befreiung von einer solchen Aktion zu stellen. Nur nachträglich ist das völlig witzlos. Die muslimischen Kinder hatten große Schwierigkeiten mit ihren Eltern. Ich finde, niemand hat das Recht, Kinder in solche Gewissensnöte zu bringen.
Du hast recht, Vicky, es ist eine Frage der Macht. Daran erkennt man aber, dass die Macht im Schwinden ist. Dem Pastor hat dies wenig genützt, seine Gemeinde wurde geschlossen. Es mußte umziehen. Seine Tochter besucht die selbe Klasse wie einer meiner Söhne. Dieser berichtete mir, dass sie sich Gothicmäßig stylt und auch dem Religionsunterricht fernbleibt. Ich habe keine Ahnung, wie die Eltern - die Mutter ist auch Pastorin - damit umgehen.
Du hast recht, die Christen müssen sich fragen, wo ihr zukünftiger Weg ist. Auch für sie wird es eine Neuorientierung geben müssen.
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