Wicca im Alltag

Tja, eine Wicca bin ich auch nicht, aber dennoch...

Für mich hat das Hexe-Sein (ja, ich bezeichne mich so) viel mit meinem Alltag zu tun, weil es tatsächlich das ist, was ich *bin*. Ich treffe keine Entscheidungen danach, was wohl eine gute Hexe tun oder sagen würde, sondern ich bin eine Hexe und treffe meine Entscheidungen so, wie es für mich passt.

Bin ich umweltfreundlich? Ich trenne Müll, werfe nichts in die Gegend und versuche, sparsam mit Energie etc. umzugehen. Andererseits habe ich den Motorradführerschein und fahre für mein Leben gerne Auto und (momentan ist nur der Wunsch vorhanden) Motorrad.

Bin ich tierlieb? Unsere Tiere werden gut behandelt (manche würden sagen "verwöhnt"). Unser Hund Max kommt vom Tierschutz, die Katze gehörte dem verstorbenen Besitzer des Hauses, in dem wir wohnen, meine Schildkröte stammt aus dem Tierhandel. Ich bemühe mich, wilde Tiere nicht zu stören, zu verletzen oder grundlos zu töten. Aber ich esse Fleisch und bin der Meinung, dass Nutztiere auch einen Nutzen haben sollten.

Bin ich sozialverträglich? Nun, das sollten andere entscheiden... *grins*.

Man kann das jetzt in verschiedenen Aspekten weiterverfolgen. Tatsache ist, dass ich nicht meine Entscheidungen mit dem Hintergedanken treffe: "What would the GOOD WITCH do?", sondern dass ich mit den Entscheidungen, die ich treffe, leben kann. Meine Ansichten sind nicht immer bequem oder populär, oft nicht rational, aber ich kann sicher sein, dass es meine eigenen Entscheidungen sind.

Diese Frage wurde mir schon länger mal von einer Ethnologin bei einem Vorgespräch gestellt. Ich hatte schon damals Mühe zu beschreiben, wie sich Wicca/Heidentum/ Naturreligion in meinem Alltag äußert.

Sicher auch in so Sachen wie auf die Umwelt achten etc. aber das tun auch viele andere, die nicht Hexen o. Ä. sind. Natürlich kann man so Dinge wie tägliche Meditation, regelmäßige Rituale, Götterstatuen und ab und zu mal einen Blick drauf werfen oder eine Gabe hinterlassen sehen, aber es ist etwas was Nebenbei und relativ natürlich abläuft.

Es ist für mich immer befremdlich gewesen, wenn z.B. eine junge Frau schreibt, sie sei eine Hexe und würde deshalb nur schwarz tragen Für mich ist das ein Zeichen, dass sie ihre (wahrscheinlich neu) gefunden Religion noch nicht wirklich integriert hat. sie ist immer noch mit Äußerlichkeiten beschäftigt und damit sich so zu verhalten, wie sich eine Hexe nun mal nach ihrem Bild verhalten soll. Das ist nicht einmal etwas schlechtes. ich denke dieser prozess findet häufiger statt bevor man das neue wirklich integriert - was Jahre dauern kann.

Für mich liegt die größte Äußerung in der übernommenen Weltanschauung. Damit meine ich gerade nicht die Überlegung "What would a good witch do?" sondern das es natürlich und selbstverständlich kommt. Man hat die Weltanschauung integriert und muss sich nicht Gedanken darüber machen (oder nur manchmal, selbstreflektion tut ja bekanntlich gut

Die Frage "What would a good servant of the light do?" stelle ich mir aber dennoch manchmal. Allerdings mehr im ethisch - moralischen Kontext und es geht mir da auch darum zu Wachsen und einige meiner Schwächen zwar als Teil von mir zu akzeptieren, aber man kann dennoch versuchen daran zu arbeiten. Platz für positive weiterentwicklung gibt es ja immer.

BB
Ishtar

Ich find das auch schwierig zu beantworten, weil ich mich zwar als Hexe fühle, aber das bin ich eigenlich nie "geworden" - meine Weltanschauung hat sich recht geradlinig dahin entwickelt, ohne große Brüche - und also hab ich keinen Vergleich zu "vorher".

Dinge in meinem Leben, die ich speziell damit verbinde, sind:

- der Umgang mit Beziehungen, Liebe und Macht (privat und beruflich);

z.B. die klare Unterscheidung zwischen Liebe und Bedürfnis - für mich haben z.B. "ich brauche dich" oder Eifersucht mit Liebe rein gar nix zu tun;

das Hüten der Lebenskraft - ich versuche, niemandem meine Lebenskraft zu übereignen und sie auch niemandem wegzunehmen (die Versuchungen dazu lauern im Alltag an tausend Stellen) - d.h. z.B. daß ich grundsätzlich niemanden anders außer mir für meine Lebenssituation verantwortlich mache (Opferdenken verboten ), aber mich auch nicht von andren für ihre verantwortlich machen lasse

besonderen Wert darauf legen, daß die Menschen, mit denen ich zu tun habe (Job, Vermieter, Läden wo ich oft einkaufe etc.) menschlich integer sind

- ein positives Menschenbild, basierend auf der Göttin-Kindschaft jedes Menschen: "gut" sind Menschen von Natur aus, schlecht werden sie gemacht - dementsprechend mit ihnen umgehen

- gesundes Gleichgewicht von Egoismus/Selbstwertgefühl vs. Selbstreflektion/Altruismus

- Immer das "Dahinter" oder "Darunter" von Ereignissen und Phänomenen mit-sehen

- praktische Übungen, die mich fähiger machen sollen, mein Leben bewußt zu gestalten nehmen in meinen Alltag Platz ein

... das alles sind mehr Haltungen, Einstellungen, die sich zwar praktisch auswirken - aber das ist im Detail schwer zu beschreiben. ... schwierige Frage.

*wink*
Ialokin

Hey MoonDancer,
ich schreib mich vorne mit einem "i" wie Irland.

> Schön, dass ich hierher gefunden habe. Ihr tut mir gut.

fein

Ialo