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Für die christliche Kirche ist dies ein nichtgebotener Gedenktag für die angebliche Märtyrerin Barbara, die als „nicht gesicherte“ Heilige nicht mehr im Heiligenkalender geführt wird. Barbara gehört zu den drei Schicksals- oder Kinderfrauen und stellt auch die Muttertrinität dar. Am „Bärbeltreiben“ im Oberallgäu, verkleiden sich Frauen am Vorabend als alte Weiber verteilen Rutenschläge und den Kindern Nüssen. In Oberfranken sind es die jungen Burschen, „Bäreli“, die allen Mädchen, die abends noch nicht im Haus sind Rutenschläge erteilen. In vielen Gegenden ist es noch Brauch einen Obstbaumzweig zu schneiden und in eine Vase zu stellen, damit dieser zu Weihnachten blühe.

 

In Rom wurde am gleichen Tag die Bona Dea, die „gute Göttin“, geehrt. Spekulationen zufolge soll es sich dabei um Ops, Magna Mater, Ceres, Terra, Damia oder Fauna gehandelt haben. Statuen zeigen sie als eine sitzende römische Matrona mit einem Füllhorn und einer Schlange. Sie wurde von allen Klassen verehrt, speziell Frauen, Sklaven, Befreiten und dem einfachen Volk. Als Fauna war sie die Tochter des Faunus und eine Göttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Jungfräulichkeit und Frauen. Da man Bona Dea auch zur Befreiung aus der Sklaverei anrief, waren viele ihrer Anhänger Sklaven (auch Barbara war übrigens die Schutzpatronin von Gefangenen). An ihren Riten, die uns leider nicht überliefert wurden, nahmen nur Frauen Teil und alles was mit Männern zu tun hatte – selbst Bilder – waren verboten und auch Wörter wie „Wein“ und „Myrte“ weil Bona Dea, nachdem sie zu viel Wein getrunken hatte, einst von einem Faunus mit einer Myrtenrute geschlagen worden war. Eine interessante Parallele zu den „Bäreli“.

Im Judentum finden wir den Hinweis zum Wetter: Ab dem 4. Dezember bis zum Pesachfest sollen Juden außerhalb von Israel in ihre Gebete die Phrase: „Gib uns Tau und Regen zum Segen“ einfügen. Das Pesachfest, das heute den Auszug aus Ägypten feiert, ist der Vorläufer zum christlichen Ostern und war ursrprünglich wahrscheinlich ein Frühlingsfest (mehr Infos dazu findest du hier).

In der Provence ist es am 4. Dezember Brauch auf drei mit feuchter Watte ausgelegten Schalen Weizen keimen zu lassen „Lou blad“. Sprießen die Keime gerade und grün, wird es ein fruchtbares Jahr werden. Wenn nach 15 Tagen die ersten Keime sprießen, wird ein Band dreimal dekorativ um die Schalen gebunden. Diese kleinen Miniaturfelder werden später ihren Platz im Weihnachtslararium (Krippe)  finden und gehören als traditionelle Dekoration beim Weihnachtsessen auf den Tisch. Nach Weihnachten sollte der Weizen im Garten vergraben werden um das Haus vor Blitzeinschlag zu schützen.

Szusanne Budapeht nennt den 4. Dezember auch der Feiertag der Frau Holle, Bertha, Perchta, Holda ("das magische Jahr"). Ich konnte dazu keine andere Quelle finden. Holle weist vor allem in Hessen Züge einer Göttin auf (aller Wahrscheinlichkeit nach der Germanischen Freo) die Herrin über die Wolken, Wind und Regen, das Wetter und somit auch die Fruchtbarkeit regiert. Sie war im deutschsprachigen Raum relativ verbreitet und wurde später durch das Grimmmärchen als Märchenfigur bekannt.


Herstellung des Lou Blad

Was wir also sehen können ist, dass dieser Tag mit Wetter und Fruchtbarkeit – und meist einer weiblichen Göttin in Verbindung steht. Diese Hinweise sollten genug Ideen für heutige heidnische Adaptationen gegeben haben. Sei es sich mit Ruten zu bewaffnen und ein paar Schläge im Namen der Fruchtbarkeit zu verteilen (natürlich nur mit vorherigre Zustimmung!), oder Frauen die sich zu einem Frauenritual treffen, oder einfach in der Familie wo Zweige in eine Vase gesteckt oder Weizen gesäht wird. Dies kann an die gute Göttin oder auch an Perchta gerichtet sein. Oder jene Göttin, die wir zu Ostara dann verehren.

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