Es war ein kalter Herbstnachmittag, als ich durch das Deutsche Fernsehprogramm zappte. Nichts von all dem, was ich dort sah, schien meine Aufmerksamkeit lange zu fesseln, bis ich plötzlich auf Pro 7 eine Serie erblickte, die mich sofort in ihren Bann zog.
„Charmed“, so der Name dieser, vor allem für Teenies gedrehten Serie, erzählt die Geschichte dreier Schwestern die erfahren, das sie von einem alten Hexengeschlecht abstammen. Jede dieser drei jungen, heterosexuellen Frauen, hat eine besondere Gabe, die sie einsetzen, um böse Dämonen oder schlechte Menschen zur Räson zu bringen.
Mich faszinierten diese Geschichten, entdeckte ich doch in ihnen viel magisches Wissen, das, publikums- und fernsehwirksam verarbeitet, den Menschen erzählt wurde. Das in den USA fundamentalistische Gruppen gegen diese Serie Sturm lief, sei hier nur am Rande erwähnt.
Doch bald merkte ich, das die Serie begann, mich nicht nur zu langweilen, sondern vor allem, mich zu stören. Ich fragte mich nach den Gründen, und kam auf drei Punkte:
- Ich fand mich als Lesbe und ältere Frau nicht wieder.
- Die Geschichten begannen zunehmend, verschiedene Figuren verschiedener Mythologien miteinander zu vermischen, und
- Das magische Wissen, das ich zu Beginn der Serie so sehr schätzte, verschwand mehr und mehr zugunsten von Dämonenjagden, heterosexuellem Liebesgeplänkel der Hauptdarstellerinnen, und ein feministischer Ansatz fehlte auch!
Drei Gründe, die Serie nicht mehr anzusehen!
- Ich fand mich als ältere Frau nicht wieder
- Ich fand mich als lesbische Frau, und als Frau mit transsexueller Vergangenheit nicht wieder
- Die Magie der Geschichten verschwand zugunsten vordergründiger Action
Ich überlegte, wie eine Serie wohl aussehen würde, die mir gefiele. Und so setzte sich in meinem Kopf langsam der Plot der „Macht der drei Hexen“ zusammen. Drei unterschiedliche Frauen, die gemeinsam im Auftrag der Göttin arbeiten, um Frauen in Not zu helfen. Feministische Ansätze sollten genauso wichtig wie Humor und Action sein. Die Hauptfiguren sollten alle irgendeinen „Knacks“ haben, um im Laufe der einzelnen, aber doch zusammenhängenden Geschichten zu einer größeren Erkenntnis zu gelangen.
Die drei Hauptfiguren habe ich alle aus meinem Freundinnenkreis entnommen, wobei zwei der drei Freundinnen keine Hexen in Wirklichkeit sind. Hier nun die drei Hauptfiguren, die „drei Hexen“ im Einzelnen:
Nora:
Eine junge, selbstbewusste und starke heterosexuelle Frau, deren Mutter ebenfalls eine Hexe, und eine der Vorgängerinnen der Macht der drei Hexen war. Ihr Vater war ein Dämon, und der Bruder Hanims, des „Erzfeindes“ der drei Hexen, den Nora aber immer nur in liebevoller Erinnerung hatte.
Sie verliebte sich aus Neugier in Anna, die lesbisch und älter als sie war, und lernt dann einen Arzt, Dr. Arthur Nowak, kennen und lieben. Sie verheimlicht diese Liebe vor Anna und Gerlinde, der dritten Hexe, und rettet dem Arzt das Leben, als Hanim ihn töten will. Als der Arzt erfährt, dass Nora eine Hexe ist, verlässt er sie.
Nora lernt auch Nadine kennen, die von ihrem Vater missbraucht und von ihrer Muttern nicht beschützt wird. Sie rettet sowohl Tochter als auch Mutter, und nimmt Nadine als Pflegetochter zu sich.
Als Hanim durch eine Gehilfin Nadine entführt, können alle drei Frauen Nadine befreien und Hanim töten. Der Arzt kehrt wieder zu ihr zurück.
Die Figur der Nora hatte ich an eine Freundin angelehnt, die in Wirklichkeit eine Lesbe ist.
Sie kam aus einem kaputten Elternhaus, und hatte sich trotzdem durchgebissen. Mit der Figur der Nora wollte ich eine Frau beschreiben, die versucht, in einer immer komplizierter werdenden Welt ihren Weg zu finden. Ein Mensch, der wie wir alle nicht frei von Ängsten und Vorurteilen ist, und ein Bedürfnis nach Sicherheit und Anerkennung hat. Deshalb verleugnete sie ihre Gefühle für Anna, und verdrängte sie. Als dann der erste halbwegs nette Mann auftauchte, nahm sie ihn, nur, damit sie keine Lesbe wäre!
Aber steckt nicht in jeder Frau eine Lesbe!
Anna:
Anna war eine Polizistin mit Leib und Seele, bevor sie zu der „Macht der drei Hexen“ kam. Ihre Mutter war eine Hexe wie sie, und ihr Vater hatte sie als Kind missbraucht, weshalb sie Männern gegenüber eher etwas reserviert ist. Sie definiert sich selbst als „Butch“, als maskuline Lesbe, die es liebt, sich männlich zu kleiden und auch so zu geben. Sie lebte zuerst mit Sabine zusammen, die sie verließ, weil sie mit der Magie ihrer Partnerin nicht umgehen konnte. Sie hatte eine Affäre mit Nora, die sie wegen eines Mannes verließ. Gerlinde, die sie immer schon heimlich geliebt hatte, griff sie wegen ihrer ehemaligen Transsexualität an, und erkannte erst am Ende, wie sehr Gerlinde sie liebte, und lernte, durch die Göttin, das Gerlinde die Frau war, die ihr von der Göttin gegeben wurde.
Auch sie war eine Frau, die als Kind wie so viele Frauen missbraucht wurde, und deshalb
Gewalt von Männern ablehnte.
Die Figur der Anna entlehnte ich sehr eng, trotz vieler schriftstellerischer Freiheiten, an eine Frau, der mein ganzes Herz gehört, auch wenn diese Liebe nie eine Erfüllung finden wird! Die Figur der Anna ist ein Synonym für all die Lesben, die selbst von ihrer eigenen Identität her etwas „männlich“ sind, aber alles „Männliche“ bei anderen Frauen, mit denen sie eine Beziehung haben, ablehnen. Sie haben meist mit Frauen ein besonderes Problem, die transsexuell waren oder noch sind (noch nicht operiert).
Ich wollte zeigen, dass es möglich ist, das eine Butch und eine Frau mit transsexueller Vergangenheit trotz aller Probleme eine Beziehung haben können!
Gerlinde:
Gerlinde ist eine Rentnerin und bisexuell. Sie war früher in einer Sekte (Mormonen), und transsexuell (als Mann geboren), Dinge, die ihre Spuren auch noch Jahrzehnte später sichtbar waren. Als die Göttin sie, Anna und Nora zu einem Team berief, hatte sie Angst davor, wie die beiden anderen Frauen reagieren würden, wenn sie von ihrer Vergangenheit wussten. Sie liebte heimlich Anna, und lernt ihre Enkelin Carola kennen, was sie aber nicht weiß. Sie unterrichtet Carola in magischem Wissen, und merkt erneut, wie sehr ihr ihre eigene mormonische Familie fehlt, die sie wegen ihrer Transsexualität ausgeschlossen hatte.
Gerlinde bin ich, ich bin Gerlinde!
Vieles, was ich über Gerlinde schrieb, war auch Teil meines Lebens! Ich war wie sie transsexuell, lebe lesbisch, und war bei den Mormonen. Ich durfte meine Kinder wegen der Transsexualität nicht sehen (meine Tochter hieß auch „Rebecca“), und wurde von den Mormonen ausgeschlossen.
Ich habe versucht, jede der Frauen interessant zu machen, da jede der Frauen Narben und Verletzungen mit sich trug, Ängste, die sie beherrschen wollten, aus denen sie sich aber befreien konnten.
Die Themen hatten alle einen feministischen Hintergrund!
Ob es Zwangsprostitution, Zwangsheterosexualität, lesbische Identitäten, Transsexualität, sexualisierte und körperliche Gewalt gegen Frauen und Kinder, oder die Folgen der sexualisierten Gewalt (Folge 2) waren, sie alle zeigen, was Frauen auch heute noch erleben und erleiden müssen. Aber sie zeigt auch, dass frau sich wehren muss, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss, um etwas zu verändern!
Und dazu möchte ich alle Frauen aufrufen:
Wehrt Euch!!!