Der ADF ist eine internationale, auf gemeinsame Praxis (Ritualablauf) ausgerichtete Pagane Gemeinschaft.
Innerhalb des ADF gibt es viele Wege und Ausbildungen die man gehen kann.
Einer davon ist der Weg der Priesterschaft.

In den USA ist ADF als Religionsgemeinschaft (korrekte Amerikanische Bezeichnung aufgrund anderer Gesetze „Kirche“) anerkannt. Ordinierte Priester tragen daher die Bezeichnung „Reverend“ (Rev.).

Aufgrund der unterschiedlichen Gesetzgebung ist es Priestern dort erlaubt rechtsgültige Ehen zu schließen (in Deutschland darf das nur das Standesamt!). Wir haben uns auf die deutsche Übersetzung „PriesterIn“ geeinigt, da im Englischen auch von „ADF Priests“ gesprochen wird. Ca. 3% der aktuellen ADF Mitglieder sind Priester.
ADF PriesterInnen stehen nicht nur der ADF Gemeinschaft zur Verfügung, sondern (meist lokal) allen Heiden in ihrer Umgebung. Das liegt historisch insbesondere daran, dass der ADF sich von Anfang an als öffentliche Gemeinschaft gesehen hat und zu einer Zeit gegründet wurde, wo viele Pagane Gemeinschaften „geheim“ waren.
Im ADF verstehen wir PriesterInnen nicht als Vermittler zwischen dem Göttlichen und den Mitgliedern. Alle Mitglieder stehen mit der Priesterin gleichberechtigt nebeneinander. Man muss auch nicht Priester sein um Rituale zu leiten. Mitglieder werden ermuntert selber für sich Rituale zu machen und zu lernen wie man Teile des Rituals bei einem Fest übernehmen kann. Viele Haine und Protohaine haben keine Priester. Wir haben zur Zeit (2017) etwas über 30 PriesterInnen. Dem gegenüber stehen knapp über 70 Haine. Priester sprechen auch nicht automatisch für den ADF als Organisation. Das tut der Pressespreche oder der gewählte Vorstand (Mutterhain) über die offiziellen Kanäle.  

Wir gehen davon aus, dass jede und jeder der gerne mit den Göttern, Naturgeistern und Ahnen, den Kindred, wie wir sie nennen, kommunizieren möchte das tun kann. Dazu muss ich nicht Priester sein. Und Priester bedeutet nicht, dass ich das am besten kann. Und wenn wir schon beim Thema sind: Wenn jemand von den Göttern gerufen wird, ist seine / Ihre Hautfarbe, Herkunft, Genetik, Geschlecht oder sexuelle Orientierung vollkommen egal.

Aufgaben und  Funktion der ADF Priesterschaft

Als Priester schwört man das Land zu lieben,
die Götter und Geister zu ehren und
der Gemeinschaft zu dienen.

Schwur an der Sichel bei einer Ordination.

 

An der Priesterrat Konferenz 2009 wurden 3 Hauptfunktionen der ADF Priester formuliert:


1.    Sicherzustellen, dass die Opfergaben zur richtigen Zeit in angemessener Art und Weise durchgeführt werden.
Wie die antiken Druiden sind ADF Priester dafür verantwortlich die Gemeinschaft in öffentlichen Ritualen zu leiten, sicherzustellen, dass die Opfergaben in angemessener Weise durchgeführt werden und so den Kosmos im Gleichgewicht zu halten. Nebst der dafür notwendigen praktischen Kenntnis, kann dies das Organisieren von Ritualen, Schreiben von Zeremonien und durchführen von Divinationen beinhalten. Da nicht alle PriesterInnen eine Gemeinschaft haben, nehmen einige diese Aufgabe auch alleine wahr. Während das normale Mitglied zur regelmäßigen privaten und öffentlich Praxis ermuntert wird, ist zumindest der regelmäßige spirituelle Hauskult für die PriesterInnen Pflicht.  Ich muss als PriesterIn auch in der Lage sein alle Rollen innerhalb eines Rituals erfüllen zu können. Während dem sich ein „normales“ Mitglied zurücklehnen kann und sagen kann: „Divination, öffentlich? Ach nein, das kann ich nicht so gut auswendig, das trau ich mich nicht, will ich nicht“. Die Priesterin hat da weniger die Wahl. Wenn‘s niemand anderes macht, ist es ihre Aufgabe.  

2.    Kontinuierliche Weiterbildung, Ausbildung und Dienstleistungen für andere bereitzustellen.   
Im ADF können alle Mitglieder Rituale durchführen, aber die Priester sollen die Experten für ihre Religion sein. Um andere in ihrer Ausbildung unterstützen zu können, müssen sie selbst zunächst gut ausgebildet sein. Daher ist eine kontinuierliche Ausbildung für Priester Pflicht. Zusätzlich sollten sie in der Lage sein polytheologische Themen besprechen zu können und das Heidentum an Konferenzen und Versammlung repräsentieren zu können. Dienstleistungen können beinhalten Seelsorge anzubieten oder einen Hain zu organisieren. Andere Funktionen können sein Gruppen ohne Priester zu unterstützen (z.B. als “Wanderpriester”),  wie auch als Zelebrant für unterschiedliche Zeremonien zur Verfügung zu stehen, Gefängnisseelsorge, Religionsgruppen für das Militär durchzuführen, Krankenhaus Besuche und in der Zukunft auch für ältere Menschen seelsorgerisch zur Verfügung zu stehen.  

3.    Unterstützen eine Beziehung zu den Kindred zu formen.
Eine Beziehung zu den Kindred zu haben ist nicht das Privileg der Priester. Im ADF gehen wir davon aus, dass jede/r die/der gerne mit den Ahnen, Naturgeistern und Göttinnen und Göttern kommunizieren möchte das auch tun kann. Manchmal braucht es aber gerade am Anfang etwas Unterstützung. Diese Mentorenfunktion der Priester bringt implizit auch die eigene Hingabe und das regelmäßige durchführen von Ritualen und gelebte Spiritualität mit sich. PriesterInnen müssen selbst eine gute Beziehung zu den Kindred pflegen, der Spiritualität Raum geben und ein „gutes Leben“ führen, möglichst im  Einklang mit den Tugenden ihrer gewählten Richtung. Persönlich finde ich, dass jede/r Mensch immer ein Vorbild für andere ist, aber wenn wir ehrlich sind, erwartet der 08 / 15 Bürger von einer Priesterin schon etwas mehr und ist umso enttäuschter festzustellen, dass sie manchmal auch nur ein Mensch ist und manchmal genauso stolpert und fällt.

Im ADF ist die Priesterin im Grunde die Eierlegende Wollmilchsau. Vornehmlich breit ausgebildet und trotz persönlicher Präferenzen in der Lage, alle Funktionen übernehmen zu können. Dennoch wird jemand, der vielleicht eine Spezialisierung zur Seherin durchgeführt hat, im Bereich Divination möglicherweise kompetenter sein als ein ADF PriesterIn. ADF PriesterInnen sollen quasi Experten sein, sind aber nicht unbedingt Spezialisten. Der Hauptunterschied zwischen Mitglied und PriesterIn ist somit die vertiefte, breitangelegte Ausbildung.

Übersicht über die Aufgaben der ADF Priester aus dem Vortrag für die PFI Konferenz 2017 in Berlin


Wie wird man ADF Priester?
Um im ADF Priester zu werden muss man zuerst den „Basiskurs“, den Druidischen Pfad (DP) durchführen. Dies dauert mindestens ein Jahr, da 8 Jahreskreisfeste dokumentiert werden müssen. Der DP ist die Grundlage für alle Ausbildungswege innerhalb des ADF.
Im Anschluss folgt die Vorausbildung (CTP-Prelim). Danach stellt man mit einer Absichtserklärung und seiner bisherigen Arbeit einen Antrag auf Zulassung zur Priesterausbildung (CTP). Wird man zugelassen, kann man den ersten Zirkel der Ausbildung beginnen. Nach Beendigung des 1. Zirkels kann man einen Antrag auf Ordination stellen, damit wird automatisch der Antrag auf Ernennung zur PriesterIn gestellt. Wird diesem stattgegeben ist man ab dem Moment, wo man zur PriesterIn ernannt wurde PriesterIn. Die Ordination erfolgt meist später.
Es gibt insgesamt 3 Zirkel mit unterschiedlichen Priesterstufen und als ADF Priester verpflichtet man sich zur kontinuierlichen Weiterbildung.

Es ist möglich den 1. Zirkel innerhalb von 2,5 Jahren nach Abschluss des druidischen Pfades zu beenden, also kann man frühestens nach einer Ausbildung von 3,5 Jahren ADF PriesterIn werden.
Zusätzlich müssen ADF Priester ein erweitertes Führungszeugnis abgeben und ein Video eines Rituals einschicken.


Ordination
Mit der Ordination erfolgt die spirituelle Aufnahme in den Priesterorden und damit verbundene spirituelle Übungen. Auch gibt es eine eigene Priester Mailingliste wo man sich Unterstützung und Intervision einholen kann und einmal im Jahr ein Wochenende zum Austausch, Besprechen, Entscheiden, gemeinsame Rituale machen. Die Ordination erfolgt häufig erst nach der Ernennung zur PriesterIn.

ADF Priester Stola

ADF Priesterstola.
Sie wird der PriesterIn bei der Ordination verleiht und ist eines der wenigen Sachen,
die nur den Priestern im ADF vorbehalten sind.



Inhalt der Priesterausbildung
Man lernt die Organisatione (ADF) und ihre Strukturen besser kennen, wie auch die für mich als Priesterin relevanten Gesetze im eigenen Land (für mich war das Deutschland).

Ein wissenschaftlicher Teil beinhaltet Antike Kulturen und Mythologien (ca. 3 unterschiedliche) und die Umsetzung antiker Ideen in unsere heutige Praxis. Weiterhin wird die Ritualpraxis und das Ritualverständnis vertieft. Ein großer Teil macht auch die spirituelle Persönlichkeitsentwicklung aus, zu der auch regelmäßige spirituelle Übungen gehören, wie auch eine Ausbildung in Krisenintervention und Ethik. (Eine Auflistung der Kurse und soweit ich wie veröffentlicht habe meine Einreichungen findet ihr am Schluss von diesem Artikel)


Priesterschaft auf Lebzeiten?
ADF Priester verpflichten sich dazu alle drei Jahre zu zeigen, dass sie ihre Arbeit tun und sich weiterbilden. Dadurch wird verhindert, dass jemand einfach nur Titel sammelt.
Ich kann mich aber jederzeit anders entscheiden. Ich kann Pausen oder Sabbaticals einlegen. Ich kann aus dem ADF austreten und verliere so meine ADF Priesterschaft. Auch wenn ich für eine Straftat verurteilt werde verliere ich je nachdem meine ADF Priesterschaft. Verurteilte Straftäter von bestimmten Straftaten sind ihr Leben lang Mitglieder auf Probe und von Führungspositionen innerhalb des ADF ausgeschlossen.

Die genauen Kurse: (einige sind bereits veröffentlicht und ihr könnt sie auf Englisch nachlesen).
CTP-Prelim
•    ADF Strukturen, Regeln, Politik
•    Kirche und Gesetz
•    Indo-Europäische Studien
•    Indo-Europäische Mythen
•    Kosmologie
•    Liturgie 1
Antrag auf Zulassung zum CTP (Clergy Training Program)

ADF Clergy Training Program, Zirkel 1
•    Disziplin 1  (Hier geht es um regelmäßige spirituelle Übungen und Praxis)
•    Liturgisches Praktikum 1: Häusliche Kultpraxis
•    Ethik 1
•    Krisenintervention
•    Liturgisches Schreiben 1
•    Indo-Europäische Mythen 2
•    Divination 1
•    Magie 1 für Priester
•    Trance 1

 Antrag auf Ordination, Einreichung eines Portfolios

Hinweis: Dieser Text war in freier und verkürzter Form Teil des Vortrages über den ADF Priesterweg bei der PFI Konferenz 2017 in Berlin

Bilder:
Schwur an der Sichel während einer Ordination. Foto von Jan Wieland mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Eierlegende Wollmilchsau genutzt in der Collage über die Aufgaben der ADF PriesterIn By Georg Mittenecker CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons
Bild einer ADF Stola von Admin

 

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