Letztes Jahr (2017) stand ich kurz vor Imbolc im Laden eines guten Freundes. Er hatte die fantastische Idee gehabt für jedes Fest des Jahreskreises Met (ext. Link) herstellen zu lassen. Sehr praktisch, weil man so ganz einfach ein passendes Getränk für die Atmosphäre des Festes erwerben kann.
Etwas verwirrt versuchte ich dort den Imbolc Met zu finden. Glücklicherweise erhielt ich Hilfe von ihm, stutzte aber sofort über den Titel „Mittwinter-Met“.
Mittwinter, das ist für mich eigentlich die Zeit der Wintersonnenwende, die längste Nacht des Jahres und nicht Imbolc.
Da ich weiß, dass er eine gute Ausbildung hat und mit sehr viel Bedacht seine Produkte wählt, konnte es eigentlich kein Fehler sein. Ich sprach ihn darauf an und er verwies mich auf das Jahresrad Poster von Voenix (von dem die wunderschönen Bilder auf den Etiketten stammen) und darauf, dass ja der [metereologische] Winteranfang am 1.12. sei und Jul so nicht die Mitte des Winters darstellen kann.
Imbolc und Yule Met.
Foto von Feuersprung.de erstellt und mit freundlicher Genehmigung veröffentlich.
Das stimmt.
Über diesen Umstand habe ich tatsächlich noch nie konsequent nachgedacht. Ich habe es mehr als „gegeben“ angenommen, dass es eben eine Verschiebung gibt und mehr den Sonnenstand betrachtet.
Als ich zu Hause war, schaute ich sofort bei Wikipedia nach und tatsächlich, auf die Suchanfrage „Mittwinter“ (ext.Link) erhielt ich zwei Einträge:
Wintersonnenwende , den 21. Dezember
Hochwinter, das Kältemaximum des Winters.
Einmal kurz in beide reingeschaut kommt:
Wintersonnenwende
Im deutschsprachigen Artikel zur Wintersonnenwende (ext. Link) wird Mittwinter gar nicht erwähnt, obwohl der Mittwinter Eintrag dahin verlinkt. Dafür wird Midwinter im Englischen Artikel (ext. Link) erwähnt.
Dort werden midwinter und midsummer als Synonyme für Sommersonnenwende und Wintersonnenwende erwähnt.
Eine schnelle Übersetzung des relevanten Abschnitts im engl. Artikel liest:
In keltischen Nationen [Bretagne, Cornwall, Wales, Schottland, Irland, Insel Man] und in Skandinavien wird die Wintersonnenwende traditionell als Mittwinter angesehen, mit dem Beginn der Winterzeit am 1. November zu All Hallows oder Samhain. Der Winter endet und der Frühling beginnt zu Imbolc oder Lichtmess, am 1. od. 2. Februar. Dieses System der Jahreszeiten basiert exklusiv auf der Länge der Tage. (Die Drei-Monats Periode der kürzesten Tage und des schwächsten Sonnenscheins finden im November, Dezember und Januar auf der Nordhalbkugel statt […]
Auch tendieren viele Festlandeuropäische Länder dazu Martini oder den Sankt Martins Tag (11. November), als den ersten Tag des Winters zu betrachten. Der Tag fällt in die Mitte zwischen dem alten Julianischen Equinox und den Sonnenwenden. Zusätzlich wird der Valentins Tag (14. Februar) in manchen Ländern als der Beginn der Frühlingsriten, so wie blühende Blumen betrachtet.
Hochwinter
Im deutschen Wikipedia Artikel (ext. Link)
Als Hochwinter, auch Mittwinter, bezeichnet man in der Meteorologie die Kernphase des Winters, im Allgemeinen die Zeit von Anfang Januar bis Mitte Februar, speziell der zweiten Hälfte des Januars. […]
In den Volkstraditionen markieren die Rauhnächte (21/22. Dezember bis 5./6. Januar) den Beginn des Hochwinters, Lichtmeß, der 2. Februar, oder Valentinstag, der 14. Februar, als Lostag dessen Ende.
In der englischen Literatur wird bisher keine derartige Unterscheidung getroffen. Wenn man dem englischen Eintrag folgt wird klar, dass Mittwinter = Jul die ältere Bezeichnung ist.
Es scheint bisher für mich vor allem nur ein deutschsprachiges Phänomen zu sein.
Weiter informiert nämlich der Wikipedia Artikel (ext. Link) darüber:
Der Hochwinter (abgekürzt Wh) wurde in den 1940ern von Hermann Flohn im Intervall 15.–26. Januar als eine der typischen Singularitäten Europas spezieller definiert,[5] statistische Auswertungen jüngerer Zeit geben 17.–20. Januar, lokal wird auch beispielsweise 4. Jan.–9. Jan. genannt.[6] Gegenüber dem astronomischen Sonnenstand ist der Hochwinter – wie das ganze Meteorologische Jahr und das Phänologische (Normal-)Jahr – um etwa einen Monat nach hinten verschoben, das Normalminimum der zweiten Januarhälfte liegt vier Wochen nach Wintersonnwende. In der ersten Februarhälfte taucht im mitteleuropäischen Wettergeschehen oft ein zweites Kältemaximum (als Hochdrucklage) auf, das von Flohn als Spätwinter (Ws) auf den 3.–12. Februar gelegt wurde, was sich mit dem allgemeineren Konzept von Hoch- und Spätwinter überlappt.
Also scheint der Ursprung dieser Bezeichnungen, die für uns als „Hochsommer“ sehr geläufig ist, wohl in den 1940er Jahren und bei Hermann Flohn zu liegen.
Gut zu wissen:
Der astronomische Winter beginnt mit der Wintersonnenwende (21. Od. 22. Dez Nordhalbkugel)
Im chinesischen Kalender beginnt der Winter wenn die Sonne 45° vor dem Sonnenwendpunkt steh (7. od. 8. November)
Meteorologische am 1. Dezember
Phänologisch durch den Beginn einer dauerhaften Schneedeckte (also da wo ich wohne gibt es keinen bereits keinen Winter mehr in Europa). [quelle Wikipedia] (ext. Link)
Und jetzt?
Egal, ob die eine Bezeichnung neuer, die andere älter ist, ist es wert darüber nachzudenken, was zu einen besser passt, denn Begriffe können sich ja inhaltlich ändern. Gerade in Hinblick auf Klimawandel könnte es sein, dass sich auch die Inhalte der Feste mit der Zeit verschieben und sich dann die Frage stellt ob „Tradition“ oder das, was wir tatsächlich erleben und sehen das Diktat stellt. Vor ähnlichen Schwierigkeiten standen schon einige ältere Traditionen , z.B. sind solche Wechsel in Mesopotamien bezeugt.
Ich habe das über ein Jahr sacken lassen. Und ich merke, dass sich für mich ganz persönlich die Bezeichnung Mittwinter zu Imbolc falsch anfühlt (wenn auch nicht falsch ist, denn die Logik dahinter ist durchaus auch korrekt!)
Für mich persönlich ist Mittwinter die längste Nacht, die Wintersonnenwende. Und Mittsommer der längste Tag, die Sommersonnenwende. Im August spreche ich auch nicht von Mittsommer, sondern von Hochsommer. Diese Form ist für mich auch international klarer, da ja eben in der englischen Literatur diese Frage gar nicht gestellt wird und es sich soweit ich das feststellen kann um ein nur deutsches Phänomen handelt.
Aber seitdem habe ich tatsächlich angefangen von Imbolc auch als Hochwinter zu sprechen. Und empfinde das als eine Bereicherung und Präzisierung dessen was Imbolc ist.
Denn mehr als Jul, ist Imbolc das Fest, wo der Winter in unseren Breitengraden am spürbarsten ist. Das Fest, was wir am häufigsten in einem Haus feiern mussten, weil die Hälfte der Gruppe „böse Erkältet“ ist / vor kurzem war oder es zu Nass-kalt war, so dass wir die „draußen Zeit“ verkürzt haben. Während wir zu Jul bereits blühende Blumen hatten und im Wollpulli im Außenkreis standen.
Wertvoll war für mich auch die Erinnerung an den Brauch der Lostage. Diese waren für Imbolc / Lichtmess wichtig, weil die Forstarbeit zu dem Zeitpunkt endete und die Feldarbeit wieder begann (daher auch das Segnen der Pflüge)
Bauernregeln für Imbolc / Lichtmess [Quelle: Wikipedia (ext. Link)]:
„Wenn’s zu Lichtmess stürmt und schneit, ist das Frühjahr nimmer weit“.
Oder:
„Sonnt der Dachs sich in der Lichtmesswoch’, bleibt er noch 4 Wochen in sei’m Loch!“
Ressourcen:
Wer Neugierig auf den Jahreskreis Met geworden ist, diese sind hier zu finden (ext. Link. Ich erhalte hierfür kein Geld)
Das wunderschöne Poster von Voenix, das auch auf den Etiketten des Jahreskreises –Met erscheint findet ihr hier (ext. Link - Partnerlink Amazon).