Eigentlich auf der Suche nach etwas ganz Anderem, stolperte ich über Abhandlungen zu den "12 Göttern", den "Olympischen 12" wie sie bei den antiken Griechen hießen, oder den dei, dii consentes, wie sie bei den Römern hießen. Dabei stolperte ich auch über die Monatszuordnungen. Dabei steht je eine Gottheit als Patron*in für einen Monat. Tolle Idee für die persönliche Praxis, jetzt müssten es nur keltische Gottheiten sein. Natürlich hätte ich "irgendwelche" Gottheiten wählen können, aber das wäre doch zu einfach gewesen. Die Römer waren berühmt für ihre Interpretatio Romana, wo lokale Gottheiten außerhalb des römischen Reiches oder in frisch eroberten Gebieten mit römischen Gottheiten gleichgesetzt wurden und nach den Römischen benannt, so dass die ursprünglichen Namen häufig nur noch Beinamen wurden. Sollte doch einfach sein, oder? Ein bisschen mehr Zeit hat es doch gekostet. Im unteren Teil findet ihr die Herleitung und eine ausführlichere Tabelle. Für ganz Ungeduldige hier schon mal das bildliche Fazit:

Ungefähr 1000 vor unserer Zeitrechnung (vuZ) finden sich die ersten Hinweise auf eine Verbindung zwischen babylonischen Gottheiten und den Monaten des Jahres. Später finden wir diese im babylonischen luni-solaren Kalender niedergeschrieben. Damals begann der Monat mit dem Auftauchen der ersten Mondsichel bei Sonnenuntergang. Bis auf Ishtar, waren alle Gottheiten Männlich.  Der griechische Philosoph Platon stellte im 4. Jahrhundert vuZ die Verbindung zwischen den 12 olympischen Gottheiten und den Monaten her. Die 12 kanonischen Götter des Olymps waren bereits ausgewogen in 6 Götter und 6 Göttinnen aufgeteilt. Im 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung tritt ein römischer Kalender in Erscheinung, bei dem sich jeder Monat unter einer tutela, der Obhut einer Gottheit befindet. Dabei entsprechen die Gottheiten den griechischen.

Den römischen Gottheiten nachempfunden, versuche ich also hier eine Re-Interpretatio Celtica. Dazu möchte ich als erstes einwenden, dass die keltischen Gottheiten durchaus von Stamm zu Stamm unterschiedlich waren. So wie es auch bei den Vorgänger-Kalendern aus der Ur-III Zeit unterschiedliche Monatsgottheiten gab! Auch die Interpretatio Romana ist teilweise nicht immer sehr klar, je nachdem welcher Aspekt in den Vordergrund gerückt wird. Als Beispiel möchte ich den im Trevergebiet verehrten Gott Iovantucarus nehmen. Er ist sowohl als Mars Iovantucarus, als auch als Mercurius Iovantucarus belegt („Einheimische Götter und die Interpretatio Romana“). Gerne haben die Römer einfach römische Götternamen in ihren Texten benutzt, so dass teilweise nicht klar ist, welche Gottheit sie meinen. Ähnliche Vereinfachung findet man auch, wenn Cäsar von „den Galliern“ spricht, denn eigentlich gab es „die Gallier“ genauso wenig, wie „die Kelten“, sondern es handelte sich dabei immer um unterschiedliche Stämme, wenn auch manche Gottheiten Stammesübergreifend verehrt wurden. Dennoch werde auch ich den Begriff „Gallier“ und „Kelten“ im Text benutzen, weil meine Quellen einfach nicht immer diese Unterscheidungen machen.

Eine weitere Problematik ist, dass von einigen Gottheiten, heute im Grunde nur der Name bekannt ist. Viele der heutigen keltischen Polytheisten konzentrieren sich in der Wahl ihres Götterpantheons auf den Irischen und Walisischen Bereich, da dort wenigstens (meist nach der Christianisierung) ein paar Mythen niedergeschrieben sind. So sind die Gottheiten, die heutige keltisch orientierte Polytheisten verehren meist globaler und deutlich weniger Lokal wie ursprünglich. Oft wird dadurch der Eindruck einer „Einheit“ keltischer Gottheiten vermittelt, die es so in der Vergangenheit nicht gab. Trotzdem möchte ich mein Augenmerk genau auf jene Gottheiten stellen, die häufig tatsächlich in unserer heutigen Zeit den keltische Arbeitenden Polytheisten noch am ehesten bekannt sind. Denn was nützt es einen sehr spezifischen, nur für einen bestimmten Stamm belegten und ansonsten völlig unbekannten keltischen Götternamen zu benutzen?

Mit diesem Gedanken im Blick, habe ich auch versucht Gottheiten zu integrieren, die im alten Kalender nicht wirklich auftauchen, weil es kein wirkliches römisches Äquivalent gibt, die aber in der Antike und auch heute sehr großer Beliebtheit erfahren wie z.B. die Pferdegöttin Epona. Sicherlich spielen auch persönliche Vorlieben mit rein wie z.B. bei der Wahl des Cernunnos.

Die Zuordnung zu den Monatsnamen und Gottheiten hat übrigens bereits in der römischen Religion nicht immer etwas mit einem Fest der Gottheit in dem entsprechenden Monat zu tun. So habe ich es auch belassen.

Die Herleitung der Schutzgötter suggeriert auch, dass selbstverständlich die Freiheit besteht, die Namen anzupassen. Wer tatsächlich im Trevergebiet wohnt, sich zu den dortigen Göttern hingezogen fühlt und Iovantucarus verehrt – ja bitte, einfach entscheiden, ob er nun besser and die Stelle von Mars oder Merkur passt und ändern. Generell möchte ich diesen ersten Artikel zu diesem Thema als Vorschlag zur Diskussion stellen und würde mich über rege Teilnahme an dieser freuen. Die keltischen tutela sollen uns helfen eine persönlichere Beziehung zu den Gottheiten zu pflegen, so dass es Anregungen für Andachten gibt. Wer damit nichts anfangen kann, ignoriert das einfach.  

Am Ende der Herleitung findet ihr eine Übersichtstabelle, um alles möglichst auf einen Blick zu haben. Obwohl ich bereits angefangen habe auch für die germanisch-nordischen Götter eine Zusammenstellung zu machen, habe ich mich dazu entschieden zwei unterschiedliche Artikel dazu zu schreiben. Vor allem, da das Quellen nachlesen und aufschreiben doch etwas Zeit in Anspruch nimmt.

 

Januar: Juno, Junones, Sulevia, Matrones, Rosmerta
Juno ist die Muttergöttin und große Herrin, Königin der Götter, Beschützerin der Frauen und der Familie – außer diese haben eine Liaison mit ihrem Gatten gehabt, dann kann sie durchaus auch starke zerstörerische Aspekte zeigen. Sie gehört zur Kapitolinischen Trias, den drei höchsten Gottheiten des römischen Reiches. In den Gallischen Inschriften wird sie häufig mit ihrem Gatten Jupiter Optimus Maximus gezeigt. Ihr ist auch der erste Tag im Monat, die Kalenden geweiht. Alle Menschen werden von einem genius geleitet (so etwas wie ein Schutzgeist). Bei den Frauen sind dies aber die sogenannten junones oder anders ausgedrückt, die Göttin Juno. „Suleviae Junones“ lautet eine Inschrift aus Rinxent, so dass die Junones mit Suleviae gleichgesetzt werden. Gleichzeitig wird Juno Regina eher mit der gallischen Göttin Rigani Rosmerta gleichgesetzt. (“IVNONI REGINAE”). Birkhan bringt die Suleviae mit der Göttin der heißen Quellen Sulis in Verbindung, nennt sie aber auch „matronenartig“ (Birkhan 1999, S. 581, 618).

Die Matronen waren eine Gruppe von drei Göttinnen, häufig erscheint eine davon als unverheiratet Frau, neben anderen die als verheiratete Frauen gekennzeichnet sein könnten dargestellt. Sie sind sowohl in der römischen, keltischen, wie auch germanischen Religion zu finden. Trotz dieser Verbreitung ist über ihren Kult selbst sehr wenig bekannt. Interessanterweise sieht man auf einigen Votivsteinen viele Vögel, so auch einen Pfau – dem der Juno zugeordnetem Tier. Sie gelten als Beschützerinnen der Frauen und der Familie. Ein weitere ihrer vielen Namen ist Cereres (Birkhan 1999 S. 513).
Bereits in der Antike spielten die Suleviae allen Anschein nach keine besonders große, andererseits ist ihre Verbreitung als Schutzgöttinnen sehr groß (siehe Übersicht unten). Jetzt sind sie im Allgemeinen nicht sehr bekannt. Da die Matronen innerhalb der Paganen Gemeinschaft einen höheren Bekanntheitsgrad haben, habe ich mich für sie entschieden. Möglich wäre aber auch die große Königin Rosmerta. Allerdings begleiteten diese häufig Merkur und die große Königin begleitet ansonsten Jupiter. Zu Bedenken ist hier aber auch, dass Cäsar erwähnte, dass Merkur bei den Galliern der höchste Gott sei. In diesem Sinne wäre Rosmerta ebenso eine gute Wahl. Das Rosmerta häufig mit Merkur gezeigt wird bedeutet nicht automatisch, dass sie seine Gattin ist. Im Artikel “Deae Rosmertae” wird sie der Göttin Felicitas, aber auch mit Maia der Göttin des blühenden Frühlings und Mutter von Merkur in Verbindung gebracht. Rosmerta habe ich später im Jahr untergebracht.

 

Februar Neptun Esus Manannan

Der Römische Gott des Februars ist Neptun. Einen Gott der Meere zu finden sollte eigentlich einfach sein. Wenn bei den Festlandkelten nur etwas mehr über eine Meeresgottheit bekannt gewesen wäre. Fündiger wird man da schon bei den Inselkelten mit Manannan Mac Lir (Birkhan, 1999 S. 680f). Sein Beiname Barinthos ist auch auf dem Festland bezeugt, was uns einen möglichen Hinweis gibt. Chalquist setzt Esus dem Neptun gleich, was ich aber von der Darstellung (Baum fällender Gott) auf dem Pariser Nautenpfeiler für fragwürdig halte. Die keltischen Inschriften, die den Keltischen „Neptun“ mit Orcus in Verbindung bringen (Gott der Unterwelt) und mit Pferden, scheinen sehr wenig mit einem „Baumfäller“ zu tun zu haben. Sicherlich brauchte man Holz für Schiffe, aber auch für Häuser. Also da bin ich für die Festlandkelten etwas ratlos.
Unter Paganen ist zumindest Manannan bekannt, spätestens nachdem 2015 eine Statue, die ihn darstellte in Nordirland gestohlen wurde und tausende sich in Facebook Gruppen zusammenschlossen und um ihre Rückkehr baten („Manannán Mac Lir“). In diesem Sinne habe ich entschieden Manannan inklusive seines Beinamens zu nehmen.

 

März Minerva Belisama Sulis Sirona

Der März wird von der Göttin der Weisheit und Kriegskunst Minerva beschützt. Sie gehört mit Juno und Jupiter zur kapitolinischen Trias und brachte den Menschen als Kulturstifterin viele Handwerkskünste. In Saint-Lizier befindet sich eine Inschrift, die Minerva mit Belisama („die Leuchtendste“) gleichstellt. Die heißen Quellen in Bath wurden der Göttin Sul (Sulis) Minerva gewidmet. Die keltische Minerva scheint deutlich stärker mit Wasser und Heilung verbunden als ihr römisches Pendant.  Birkhan (1999) weist darauf hin, dass im inselkeltischen Raum auch eine Verbindung zu Brigit besteht. Diese habe ich allerdings für den Dezember vorgesehen (siehe die dortige Erklärung). Auch Sirona (Zirona) wäre hier denkbar. Sie ist zwar mehr in der Nähe der Hygieia und der Salus, aber dennoch steht auch sie mit Heilquellen, Heilbädern und der Heilung in Verbindung. Aufgrund ihres Kultbildes auf dem Hochscheid, ist sie in Deutschland teilweise bekannter als Belisama und Sulis. Eine Statue aus Frankreich zeigt sie zusammen mit Apollo.
Ich habe hier lange überlegt, da ich persönlich bereits mit Sulis und Belisama gearbeitet habe, aber noch nie mit Sirona. Nachdem ich mir das Verbreitungsgebiet angeschaut habe, habe ich mich aber für Sirona entschieden. Ausschlaggebend war hier der Nachweis ihrer Verehrung in Deutschland und Österreich.
Das war in dieser Zusammenstellung nicht immer das Ausschlaggebende Argument, denn wie ihr seht werden durchaus auch Gottheiten aus anderen Regionen auftauchen.

 

April Venus Branwen Aine Epona, Rhiannon
Eine Liebesgöttin sollte man eigentlich denken, lässt sich leicht finden. Oder auch nicht. Denn es wurden bisher keine keltischen Epitheta für sie gefunden („Veneri to Venus“). Birkhan (1999, S. 670) erklärt auch, dass die „Weibliche Gottheit vom anziehenden Typ der Venus ist immer auch eine mater oder matrona.“  Cotterell (1999) erwähnt nebst der walisischen Branwen die irische Göttin Aine als Liebesgöttin und Göttin des Sommers. Interessant ist auch, dass sie als rote Stute dargestellt wurde, weshalb man eventuell die deutlich bekanntere Epona nehmen könnte. Mythologisch würde sie in diesem Sinne passen, als dass aus rekonstruierter Proto-Indoeuropäischer Sicht, die Stutengöttinnen „gefährlicher“ sind, als die mütterlichen „Kuhgöttinnen“ in diesem Sinne es zu Venus eher passt (Serith 2009. S.62f). Dagegen spricht, dass Epona gerne als reife Frau dargestellt wird in den Antiken Statuen (Birkhan 1999, S. 526) in den neueren ist sie natürlich Jung, wie so fast alle Göttinnen. Allerdings ist die walisische Rhiannon, die gerne auch mit Epona in Verbindung gebracht wird auch eher eine junge Frau. Die Art und Weise wie sie in der mittelalterlichen Geschichte aus dem zweiten Zweig des Mabinogion auf Höflichkeit beharrt und keine Probleme hat Pwyll relativ direkt zu sagen, dass sie ihn heiraten möchte, gefällt sicherlich modernen Frauen.

Mai Apollo Belenus, Borvo, Grannus, Maponos

Apollo, eine Gottheit mit vielen Facetten: Schirmherr der Künste und der Musik, Sonnengottheit verbunden mit Divination. Laut Homer kann er aber auch Plagen verteilen und aufhalten, so dass er auch als Gott der Heilung gilt. Die Römer haben ihn als schönen, bartlosen Jüngling mit längerem, lockigem Haar dargestellt. Er hatte viele Liebhaber beider Geschlechter. Die Schlüsselrolle des Gallischen Apollos scheinen die heißen Quellen zu sein. Mehrere gallische Beinamen deuten auf Lokale Kulte hin. Dabei scheinen vor allem drei Zonen am bedeutendsten zu sein Apollo Grannus, Apollo Borvo und Apollo Belinos („Appoloni Granno“).
Auch Birkhan geht auf die unterschiedlichen Beinamen ein, wobei er klarstellt, dass Grannus von den genannten Göttern der bedeutendste sei (Birkhan 1999 S. 621).
Maponos, ein Jugend und Jagdgott, wird gerne mit dem walisischen Mabon in Verbindung gebracht. Sicherlich könnte man die Mythologie des Befreiten Mabon mit Apollo in Zusammenhang bringen, irgendwie passt das aber nicht ganz (Bis auf die Idee, der Sonne in der Höhle). Durch die weite Verwendung des Mabons innerhalb des Druidenordens des OBOD ist ein in der Mythologie eigentlich nicht sehr stark verbreiteter Charakter zu einem weitaus höheren Bekanntheitsgrad gekommen. Möglicherweise hatten vorher andere Gottheiten größere Reichweiten.
Persönlich finde ich daher Grannus oder Belenus (Beltaine = Feuer des Bel-enus) passender. Ich konnte mich nicht entscheiden und habe dann beide genommen.
Anmerkung zu Maia: Maia ist die römische Göttin des Wachstums und Mutter des Merkur. Manchen Quellen zufolge geht der Name Mai auf sie zurück, so dass es fast merkwürdig erscheint, dass sie nicht die Schirmherrin des Monats Mai ist. Ich habe auch gefunden, dass der Name Mai, von maiores den Ahnen herkommt. Sie wird mit der Terra Mater und Bona Dea identifiziert und es scheint Vermischungen zwischen ihr und der „großen Mutter“ Göttinnen gegeben zu haben, so gibt es auch eine Etruskische Göttin Uni mae die Juno und Maia verbindet. Dies zeigt, dass die Namensgeber vielleicht nicht unbedingt die Schirmgottheiten des Monats darstellen, auch wenn dies logisch erscheinen würde. Maia gehört aber auch nicht zu den „Olympischen 12“.  Ich habe es daher bei Apollo belassen, auch weil ansonsten das Gleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Göttern durcheinandergekommen wäre.

 

Juni Merkur Lugus
Cäsar nannte den höchsten Gott der Gallier Merkur und tatsächlich sind die Inschriften, die ihn verehren zahlreich. Birkhan (1999, S. 441) gibt aber zurecht zu bedenken, dass „falls es [bei den Kelten] einen solchen „Obergott“ gab, dieser von Stamm zu Stamm verschieden geheißen hat und vielleicht auch verschiedene Primärfunktionen hatte“. Cäsar bezeichnet den gallischen Merkur als den „Erfinder aller Künste“, sowie auch ein Führer der Reisenden. Seine Beinamen sind gerne auch örtlich zu sehen. Merkur wird gerne mit Esus gleichgesetzt, Lugus und manchmal auch mit Cernunnos („Deo Mercurio“).
Mit dem Gedanken im Kopf, dass Cäsar den gallischen Merkur als den „Erfinder aller Künste“ beschreibt, halte ich an dieser Stelle Lugus für die passendste Interpretation.

 

Juli Jupiter Taranus/ Taranis

Jupiter ist der König der Himmel, der große Vater und Erzeuger. Er wird häufig bärtig dargestellt mit Blitzen in der Hand oder einem Rad.  Begleitet wird er meist von seiner Frau Juno und seiner Tochter Minerva, mit der er die Kapitolinische Trias, die höchsten Götter Roms, bildet. Es gibt Altare für Jupiter, die nur mit dem Rad dargestellt werden, wie z.B. in Codolet. Das Rad ist sein Hauptmerkmal, während der Adler und der Blitz erst danach kommen. Radamulette wurden in vielen keltischen Gräbern gefunden. Jupiter wird mit dem Keltischen Taranus/ Taranis gleichgesetzt. (“Iovi optimo maximo“). Dabei ist aber auch noch zu erwähnen, dass Taranus / Taranis nicht nur mit Jupiter, sondern auch mit Dis Pater gleichgesetzt wurde (Birkhan 1999, S. 585)

 

August Ceres Rosmerta, Tailtiu, Danu, Anu, Epona

Das war ebenfalls etwas schwierig. Ceres ist die Göttin des Weizens und der Furchtbarkeit. Sie wird mit Ähren dargestellt. Wie bei Demeter scheint es aber auch eine Verbindung zu Unterwelt zu geben. Demeter konnte auch die Form eines Pferdes annehmen. Möglichkeiten hier sind Epona, die Pferdegöttin, die auch für Fruchtbarkeit steht. Auch sie hat eine Verbindung zur Unterwelt, in der sie häufig auf Gräbern dargestellt wird, möglicherweise gibt es da eine Funktion als Seelenführerin. Eine Interessante Verbindung gibt es auf der Bronzeschale aus dem Weißenburger Schatzfund, wo ihre Darstellung an die der Ceres erinnert. (Gschlössl 2006, S. 53)
Eine andere Möglichkeit wäre die Irische Tailtiu, deren Gedenkfest im August stattfindet und auch das Fest Lughnasadh, das den Namen ihres Ziehsohnes trägt. Andere Möglichkeiten wären Rosmerta, Göttin der Fruchtbarkeit oder Danu, Anu, Göttin des Landes. Da ich mich für Epona für den April entschieden habe, scheidet sie hier aus.  

 

September Vulcan, Gobannus, Gofannon (Govannon), Goibniu, Sucellus

Vulcan, der Göttliche Schmied war auch ein Gott des Feuers. Im August fanden die Vulcanalia statt, große Feierlichkeiten an denen Feuer entzündet wurden und Opfer dargeboten, um vor Bränden zu schützen. Vulcan ist aber auch mit den fruchtbaren Aspekten des Feuers verbunden. Laut Birkhan wurde er durchaus in keltischen Siedlungsgebieten schriftlich bezeugt, aber es gibt keine keltischen Beinamen. Schmiede waren in der keltischen Gesellschaft sehr hoch angesehen. Goibniu ist der irische Schmiedegott, dessen Waffen niemals ein Ziel verfehlen. Die Tuatha De Danann erreichen Unsterblichkeit „indem sie die Schweine des Manannan essen und das Bier des Schmiedegottes tranken“.  Schwierige wird es bei den Festlandkelten. Dort hat in manchen Gegenden Sucellus „der gut zuschlägt“ möglicherweise die Rolle des Schmiedegottes übernommen. Er trägt einen sehr langen Hammer, der eher mit anderen Handwerken auch in Verbindung gebracht wird. Birkhan nennt dabei die Funktion des Hüttenmannes, der das Erz vor dem Rösten zerschlägt.  (Birkhan 1999, S. 607-612).
Allerdings ist aber auch Gobannus, manchmal auch Cobannus als Gallo-Römischer Gott bekannt („Gobannus“). Obwohl Sucellus in Deutschland verbreitet war, habe ich mich hier für Gobannus, die Festlandkeltische Variante des Goibniu entschieden. Sicherlich spielte eine große Rolle, dass er schon seit Jahren bei uns in der Geschichte der Zeugung des Gottes Lugh auftaucht.

 

 

Oktober Mars Toutatis Smertrios Cernunnos

Mars, ursprünglich ein Fruchtbarkeitsgott, wurde möglicherweise aus dem Bedürfnis heraus geboren, die Felder und Ernte zu beschützen zu einem Gott des Schutzes und auch zur Abwehr von Krankheiten und später des Krieges. Bei den Galliern wird aber vor allem der Beschützende Aspekt in den Vordergrund gestellt und es gibt sehr viele keltische Beinamen, so dass er eher die Funktion des Schutzgottes oder Vatergottes eines jeweiligen Stammes übernimmt.  (Birkhan 1999, S. 594, S. 634).
Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber Asterix und Obelix haben für mich Toutatis als eine Gottheit – oder einen Beinamen für eine Gottheit - ziemlich kaputt gemacht. Ich kann nicht an Toutatis denken, ohne es irritierend zu finden.
Smertrios ist ebenfalls eine Gottheit, die als Mars Smertrius eine Verbindung herstellt und als eine keltische Kriegsgottheit gesehen wird. Birkhan zieht aber aufgrund des Pfeilers von Nantes, wo Smertrios einen Kampf mit einer Schlange durchführt für diesen speziellen Smertrios eher die Verbindung zu Herkules.
Ich bin hier uneins. Eine Beschützergottheit ist etwas sehr Natürliches. Und gleichzeitig habe ich weder zu Toutatis noch zu Smertrios irgendeine Verbindung. Ok, was nicht ist, kann noch kommen.
Es gibt aber eine Gottheit, die ich wirklich vermisse. Cernunnos. Ja, er wird gerne mit Merkur gleichgesetzt oder sogar mit Dis Pater. An der Merkur-Stelle fand ich Lugus passender. Für Cernunnos ist nicht wirklich Platz, dennoch hat er heute einen wichtigen Platz bei vielen Paganen.
Deshalb schlage ich hier Cernunnos vor, auch wenn er nicht das Äquivalent zu Mars ist.

 

November Diana Abnoba Arduinna Cailleach

Diana ist die Schutzherrin der Jagd, des Landes im Sinne „auf dem Land lebend, nicht in der Stadt“, der Wegkreuzungen und des Mondes (letzteres teilt sie sich mit Luna). Insbesondere in modernen Zeiten wird vor allem ihr Mondaspekt in den Vordergrund gestellt. Sie ist sehr komplex und formte mit Luna und Hekate als Diana triformis eine Dreiheit. Ihr Beiname „Trivia“ meint Drei Wege und macht sie zur Herrin der Wegkreuzungen. Sie ist in diesem Sinne eine Göttin, die die Menschen zwischen der Unterwelt und der Diesseitigen Welt begleitet. Dieser Aspekt scheint bereits vor der griechischen Beeinflussung durch ihre „Gleichstellung“ mit Artemis da gewesen zu sein. Sie wurde möglicherweise aufgrund ihrer Verbindung zum Mond und zu den weiblichen Zyklen als Göttin der Geburt angesehen und teilte sich mit der Göttin Juno Lucina als Diana Lucina diese Arbeit. Ihre Heiligtümer waren ursprünglich unter freiem Himmel und nahe von Seen, wo es eine Verbindung zu ihrem „Spiegel“ gab. Ursprünglich war sie wohl eine Göttin des Waldes. Diana wird gerne in Männerkleidung gezeigt. (Wird wohl beim Jagen einfach praktischer gewesen sein?).

In der Moderne wurde sie von der LGBTQ community „adoptiert“, insbesondere, da sie ja auf „Jungfräulichkeit“ besteht. Jetzt ist die Frage, wie das Wort interpretiert wird, denn es bedeutet durchaus auch eine Frau, die nicht mit einem Mann liiert ist, d.h. nicht verheiratet. Es muss nicht unbedingt bedeuten, eine Frau, die noch keinen Sex hatte, auch nicht unbedingt eine Frau, die nie mit einem Mann sex hatte. Es ist aber durchaus interessant, dass Diana in den Darstellungen häufiger etwas männlich aussieht, während ihr Zwillingsbruder Apollo durchaus etwas androgyner dargestellt wird. Von letzterem wissen wir, dass auch Männer zu seinen Geschlechtspartnern zählten. In diesem Sinne ist die Adoption durch die LGBTQ Community gar nicht so schlecht („Dianae Abnobae“).
Diana wurde in der Gegend vom Schwarzwald mit der Göttin Abnoba, Göttin des Schwarzwaldes gleichgesetzt. Ebenso als Arduinna mit der Göttin der Ardennen. Wenn ich mir aber die Komplexität der Diana anschaue, habe ich den Eindruck, dass diese beiden Göttinnen ihr nicht gerecht werden. Natürlich habe ich keine Ahnung welche Mythen mit Abnoba oder Arduinna in Verbindung stehen und möglicherweise tue ich ihnen unrecht. Aber für mich heute – und wahrscheinlich für mehrere andere, sind diese beiden Göttinnen recht unbekannt (wer jemanden, der in der Nähe des Schwarzwaldes lebt sieht es eventuell anders aus).

Chalquist stellt Diana noch zusätzlich mit der Walisischen Göttin Arianrhod gleich.

Tatsächlich finde ich entspricht die von Birkhan erwähnte Radgöttin, die das Schicksal bestimmt, oder in Bewegung bringt und die er u. A. mit Arianrhod gleichstellt (1999, S. 463) in ihrer Komplexität und dem Eingriff in das Schicksal möglicherweise deutlich mehr der Komplexität der Diana. Leider fehlt hier aber sogar eine irische Variante und bei den Festlandkelten scheint nur Roth, eine ziemlich unbekannte Göttin darauf hinzuweisen. Allgemein wird das Rad mit dem Arianrhod in Verbindung steht gerne als Mond interpretiert, allerdings könnte es genauso gut die Sonne sein, da das Rad eher ein Sonnensymbol ist. („Arianrhod“) Nehmen wir tatsächlich Arianrhod hier an, könnte ihre Entsprechung die Irische Ethniu, Mutter des Lugh sein.

Deutlich interessanter ist die Verbindung mit Cailleach Beurre und ich übersetze hier einfach mal den Eintrag von Chalquist zu ihr „Cailleach Bheur („KILE-yahck“; Irland und Schottland, wo sie Beira, die Winterkönigin, ist): eine verschleierte, winterliche Frau, die an Beltane zu Stein und zu Samhain wieder zu weiblicher Form wird. Ihr Name bedeutet "verschleiert" oder "getarnt". In einer Geschichte verwandelt die Liebe eines Ritters sie in eine schöne Frau. in einer anderen ist sie mit Brigit verbunden; in einer anderen tötet sie einen Eindringling mit einer Axt und in vielen erscheint sie als junge Frau. Ein altes Gegenstück zu Artemis / Diana, der Göttin der Wildnis; Ihr Brüllen und Schreien verbindet sie mit der Todesfee (und mit La Llorona, der weinenden Frau). Ihr Hammer formt Berge, ihre Anwesenheit formt Hügel und Klippen und ihr Stab friert den Boden ein. Caledonia ist nach ihr benannt. Sie war in Samhain besonders prominent, kümmert sich um Hirsche und Vieh und tritt bei der Geburt von Kindern auf, wie es Hecate manchmal tut.
Ok, mit dem Festlandkeltischen tu ich mich immer noch schwer. Aber wenn ich mir die Aspekte der Diana anschaue und sie hier mit der Cailleach vergleiche – und dann sind wir ja im Monat November. Die Cailleach sei es!   

 

Dezember Vesta Brigid Brigantia

Vesta ist die römische jungfräuliche Göttin, die jedes Herdfeuer und Opferfeuer hütet. Wie Ianus, wurde sie in jedem Ritual geehrt, er zuerst, sie zuletzt – wobei ich auch gelesen habe, dass man ihr zuerst opferte. Ihre Priesterinnen waren 6 Vestalinnen, die in ihrem Tempel in Rom ein heiliges Feuer hüteten. Sie wurde als reife Frau dargestellt. Es muss gar nicht lange gesucht werden, denn es gibt in Irland eine sehr prominente Göttin, die mit dem Herdfeuer in Verbindung steht und einer Priesterschaft von Priesterinnen, die ihre immerwährende Flamme hüten: Brigid. Möglicherweise ein Äquivalent zur Festlandkeltischen Brigantia.

 

 

Übersicht der keltischen Monats-Schutzgötter

 

Monat

Röm. Gottheit

Meine Wahl

Weitere Möglichkeiten

Januar

Juno

Matronen (D, F, I)

Suleviae (A/B/BR/CH/D/F/I), Junones, Rosmerta (D/F)

Februar

Neptun

Manannan (I, Beiname Barinthus B, F)

Manawydan (W)

März

Minverva

Sirona (A/D/F/I),

Belisama (BR, F), Sulis (BR), Sequana (F)

April

Venus

Epona (A/B/D/F/I)

 

Branwen (Wales), Aine (Irland)

Mai

Apollo

Belenus (A/D/F/I)  - Grannus (BR/D/F/SP)

Borvo / Bormo (F), Maponos (BR/F), Mabon (Wales)

Juni

Merkur

Lugus (B/BR/D/F/NL/SP)  

Lugh (Irland)

Juli

Jupiter

Taranis (BR/D/F/CH/KR)

Taran, Turenn

August

Ceres

Rosmerta (D/F)

Tailtiu (Irland), Danu (Irland), Anu (Irland), Epona (A/B/D/F/I)

September

Vulcan

Goibniu (Irland), Gobannos/  Cobannus (CH/F)

Gobannos, Gofannon, Goibniu (Irland), Govannon  (Wales), Sucellus (CH/D)

Oktober

Mars

Cernunnos (BR/I/R/SP)

Teutates (BR/D/F/U), Smertrios (A,F)

November

Diana

Cailleach (Irland)

Abnoba (D), Arduinna (B/F/L)

Dezember

Vesta

Brigid (Irland)

Brigantia (B/BR/F)


Verbreitung nach heutiger Bezeichnung: A (Österreich), B (Belgien), BR (Britannien), CH (Schweiz), F (Frankreich) I (Italien), KR (Kroatien), L (Luxemburg), NL (Niederlande), R (Rumänien), SP (Spanien)    („Liste keltischer Götter“)

Bilder Hinweis: Die Grafik ist eine Zusammenstellung die den Altar der 12 Götter von Gabii benutzt, heute im Louvre zu sehen. Es gehört zur Public Domaine.

 

Quellen:

“APOLLINI GRANNO: to APOLLO GRANNUS.” To Apollo Grannus - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/apollini.html.

“Arianrhod.” Wikipedia, Wikimedia Foundation, 29 Oct. 2020, de.wikipedia.org/wiki/Arianrhod.

Birkhan, Helmut. Kelten. Österreichischen Akademie Der Wissenschaften, 1999.

Chalquist, Craig. “Celtic Deities ~ Chalquist.com.” Chalquist.com, 16 Dec. 2016, chalquist.com/writings/celticmyth/.

Cotterell, Arthur, and Baudon Hélène. Die Enzyklopädie Der Mythologie Klassisch, Keltisch, Nordisch. Ed. XXL, 1999.

“DEAE ROSMERTAE : to the Goddess ROSMERTA.” To the Goddess Rosmerta - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/rosmertae.html.

“Demeter.” Wikipedia, Wikimedia Foundation, 23 Dec. 2020, en.wikipedia.org/wiki/Demeter.

“DEO MERCVRIO: to the God MERCURY.” To the God Mercury - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/mercurio.html.

“DIANAE ABNOBAE: to DIANA ABNOBA.” To Diana Abnoba - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/dianae.html.

Einheimische Götter Und Die Interpretatio Romana, Römisch Germanisches Zentralmuseum, www2.rgzm.de/Transformation/Deutschland/Deities/GoetterObergermanien.htm.

Gillman, Ken. “Twelve Gods and Seven Planets.” Planetary Gods: Twelve Gods and Seven Planets by Ken Gillman, cura.free.fr/decem/10kengil.html.

“Gobannus.” Wikipedia, Wikimedia Foundation, 24 Dec. 2020, en.wikipedia.org/wiki/Gobannus

Gschlößl Roland. Im Schmelztiegel Der Religionen: Göttertausch Bei Kelten, Römern Und Germanen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2006.

“IOVI OPTIMO MAXIMO: to JUPITER, BEST and GREATEST.” To Jupiter Best and Greatest - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/iom.html.

“IVNONI REGINAE: to JUNO the QUEEN.” To Juno Regina - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/iunoni.html.

“Liste Keltischer Götter Und Sagengestalten.” Wikipedia, Wikimedia Foundation, 29 Oct. 2020, de.wikipedia.org/wiki/Liste_keltischer_G%C3%B6tter_und_Sagengestalten.

“Manannán Mac Lir: Sea God Statue Back on Binevenagh Mountain.” BBC News, BBC, 27 Feb. 2016, www.bbc.com/news/uk-northern-ireland-foyle-west-35679046.

Serith, Ceisiwr. Deep Ancestors: Practicing the Religion of the Proto-Indo-Europeans. ADF Publishing, 2000

“VENERI: to VENUS.” To Venus - Deo Mercurio, www.deomercurio.be/en/veneri.html

Anmelden