Die wenigsten Männer, die ich auf Weg zu meinem inneren Tempel nach dem Weg frage, und deren Frau sich als Wicca oder auch dem alten Pfad folgend bezeichnen, interessieren sich auch nur im Geringsten für das was ihre Ehefrau da so tut. Sie fallen unter die erste Stufe der Erleuchtung (Kategorie 1). Die im Tempel auf mich wartenden Gemahle, selber Wiccan, Heide oder Gode sind die Spitze der heidnischen Evolution und Freude der Heidenfrau. Sie sind als die höchste Entwicklungsstufe zu sehen (Kategorie 3). Dazwischen im Hof vor dem Tempel, wo ich den Bauern um ein Glas Met anpumpe findet man den dritten Typus, den vielleicht oder vielleicht auch nicht aus dem ungläubigen Schatten treten Typ. (Kategorie 2)
Und last but not least gibt es dann noch, die Kategorie 0 die erst gegen Ende Erwähnung finden soll.
 

Homo wiccanus sacerdotum

Die Überkategorie Nr.3 ist unser Hohepriester. Der Dreh und Angelpunkt eines jeden Coven. Der Initiierende. Der den Gehörnten vertritt, wenn es an der Zeit ist, derjenige, der die eine Kraft der Dualität vertritt. Er ist es, der seine wiccanische Ehefrau wirklich versteht. Sollten sie in der gleichen Tradition sein, selbstredend. Doch zum Ehekrach mal später.
Dieser Mann ist das was sich jede heidnische Ehefrau wirklich wünscht. Ein Mann mit dem sie die Feste planen kann und mit ihm "dem Mann!" zusammen im Kreis steht, um die Gottformen zu durchleben. Der Mann oder auch der ideale Mann schlechthin genannt. Heidnische Ehemänner sind wie ich festgestellt habe aber nicht anders als der durchschnittliche christliche Ehemann auch. Sie gehen ihrer normalen Arbeit nach. Kommen abends nach Hause und wollen etwas zu essen, bevor sie mit den Kindern spielen oder sie nach der heidnische Gute Nacht Geschichte ins Bett bringen. Doch wo ist der Haken?
Ich kann nur aus wenigen Gesprächen und Quelle Erfahrungen schöpfen doch denke ich wie es bei anderen spirituellen Lebensgemeinschaften auch ist, kann es aufgrund dessen zu Meinungsverschiedenheiten kommen.
"Nein Schatz ich brauche jetzt keine rote Kerze für Kreativität beim Schreiben. Ich hätte lieber ne blaue damit die Kopfschmerzen vom Mittelalter-Met-Wettsaufen von gestern weggehen!" Weiter könnte ich mir auch denken, dass die eine oder andere Ritualgestaltungssession in die Hose geht, weil man sich nicht einigen kann, welcher Kraftort der schönste ist oder welchen Athame, ihren oder seinen (Tipp: Würfelt es doch aus!) man benutzen soll zu Kreisziehen.
Der Hohepriester an sich ist trotzdem ein rundum toller Typ. Es sei denn die Tradition lässt es nicht zu. Ich habe hier allerdings noch nicht ganz die Zusammenhänge, doch lasst es mich versuchen.
Der Alexandrian würde eher seinen Athame zum Brotschmieren nehmen, als mit seiner nicht encounterten Gardenerian Frau einen Coven zu gründen. (Richtig so?) Ein Abweichen von der Linie wäre wohl ziemlich schwer für beide. Es gibt da wohl Grenzen zwischen Wicca und Wicca, die mich stark an Gegensätze wie evangelisch und orthodox erinnern. In einer Beziehung könnte das Übel ausgehen. Aber die Liebe überwindet alle Grenzen (Göttin, wie schmalzig). Auch die des Kreises.

 

Homo ignoris wiccanus

Die Kategorie 1 sind nun die Männer, die sich strikt abwenden, wenn ihre Frau auch nur im geringsten ihrer Craft nachgeht. Es sind diese Typen, die lieber flüchten und ein Fußballmatch ansehen. Das da Bier im Spiel sein könnte will ich nicht ausschließen. Dies Art des homo ignoris-wiccanus wissen, dass ihre Frau da im Wohnzimmer bunte Kerzen stehen hat, auf einem Runde Tisch in der Ecke. Sie bemerken, dass sie sich in einer stillen Minute zurückzieht " ... ja was auch immer sie da macht ... in der Küche ist sie nicht" und ein kleines Ritual, damit er seinen Job behält, durchführt. Doch weiter damit beschäftigen, wollen sie sich nicht. Es könnte ja ansteckend sein.  Es ist dieser Art Mann, der meist gläubig oder auch nicht erzogen ist, aber den Weg zur Spiritualität nie gefunden hat. Ich will diese Männer nicht abwerten, so als ob sie weniger intelligent sind. Sie haben nur einfach ihren Weg gefunden ohne Religion. Und was die Hauptsache ist: Er mutiert nicht, wenn sie mal wieder das Hui-Ja Brett auf dem Tisch vergessen hat und es ihn freudig mit "I c h b i nn aau ch h i e r!" begrüßt. Zu den Mutierten jedoch später.

 

Homo wiccanus commotus

Der Kategorie der wiccanisch Beeinflussten. Was um Himmels willen "Sorry für die Entgleisung" soll das denn sein.
Er durchläuft verschiedene Phasen im Zusammenleben mit der Hohepriesterin. Es beginnt mit ihrem Outing. Ich bin keine Christin.
"SUPER, da muss ich nicht fragen, wie sie's mit der Religion hat. Rein in die Kiste!" Nein. So einfach ist das nicht. Erst mal Ritual, dann dabei den Ritus. Hä? Der durchschnittlich gebildete Mitteleuropäer, ich hoffe ich gehöre, dazu denkt sich nun "Ritus?? Um das Feuer soll ich hüpfen?" "Stimmt, das gab's vorher im Faust auch". Also durchlebt man erst einmal ein paar Jahre. Meist in der Kategorie 2 nur hört man mit einem Ohr immer hin, wenn sie was erzählt. Nicht weil man denkt sie könnte da fremdgehen oder so, sondern man könnte ja mal was aufschnappen, was man gebrauchen kann. Die Jahre sind geprägt von Arbeitsgruppentreffen, Covenmeetings und Jahreskreisfesten. Man muss dann meist im Arbeitszimmer abhängen. "Was soll's dann kann ich im Netz surfen, und wo ist das Bier? Was ist das? Met? ...  **Hi*cks* hui der ist aber lecker."
Darf dann aber auch offiziell mal nach den Treffen dabeisitzen bei den Geheimhaltern und sich Interne Witze anhören. (Jmd zu Jmd "Weisst du noch als die schlechte Energie kam, da wurde der Kreis voll eng. Hast du das auch gespürt?") Auf die Aussage, dass wenn der Kreis enger werde, sollte er mal den Druckluftschlauch dranklemmen, damit er wieder größer wird, erntet meist nur ungläubige Blicke.
Gut wird es, wenn man sich mit den Wiccans gut versteht. Die meisten sind offen und liberal im denken, so dass auch normale Themen gut diskutierbar sind. Manchmal findet man auch links (Grüne und Anarchos) und rechts verrutschte (Hitlerheiden oder extreme Traditionalisten) doch jeder hat seine Meinung und die wird akzeptiert. (Außer den Hitlerheiden natürlich!!!)
Nach einer gewissen Zeit nun entwickelt sich der Ehemann. Und die Frau kann ihn auch schon mal nach dem Umzug mit dem Hausgeist in der Kerze durch die Wohnung laufen lassen.
Sollte er allerdings nicht zur Kategorie 3 mutieren und den Geist stattdessen schon aus der Kerze rausbeschwören, wird er wohl auch nicht "konvertieren". Diese Art des Mannes hat ebenfalls seinen Weg zwischen den Welten gefunden. Er hört zwar die Stimmen doch lässt er sie reden!
 

Homo non concedere wiccanus
Der Mann, der abschließenden Kategorie ist selten und versucht meist seiner Frau das mit dem Wiccading zu verbieten! "Sie gehört schließlich mir!" Ihn kann man getrost vergessen, weil er kurz bevor er sie verbrennen lassen will, von ihr verlassen wird. Nur gut das wir nicht mehr im Mittelalter leben!

In diesem Sinne

Blessed Bee

Euer SeaLoo

 

© by Sealoo (2004) erschienen in der Hex & Co Imbolc Ausgabe 2004.

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