Informationen zur Online-Veröffentlichung:
Wir haben an mehreren Stellen versprochen die Ergebnisse zugänglich zu machen, da viele sich interessiert zeigten.
Ein empirisches Praktikum wird im Grundstudium durchgeführt und soll mit der wissenschaftlichen Arbeitsweise bekannt machen.
Ich habe versucht die für einen Laien interessantesten Elemente herauszusuchen. Der Gesamtbericht wird auf verlangen gerne zugeschickt.
Auslassungen sind durch [...] gekennzeichnet. Die Nummerierung entspricht dem Gesamtbericht.


Fachbereich Psychologie an der Universität Hamburg

Vorgelegt von:
Elizabeth Schibli-Lazzaro            
Uwe Edgar              
Katrin Morgenroth
Kaja Baehr                      

Betreuer:

Prof. Dr. Gerhard Vagt


1. Einleitung

Die Angst vor dem Tod. In diesem Moment, während des Lesens dieser Zeilen, bei vielen der Leser dieses Berichts wiedererweckt. Ein emotionaler Erregungszustand, mit dem man sich nicht tagtäglich konfrontiert sieht.

Bei den meisten Menschen fristet diese Angst ein Schattendasein und ist unterschwellig immer anwesend. Schon kleine Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter bewegt diese Frage,  in etwas abgewandelter Form, woher sie wohl kämen oder wohin denn alles führt, was man hier auf der Erde so alles macht. Diese naiven Fragen bleiben oft spärlich beantwortet in den Hinterköpfen der Heranwachsenden ohne Beantwortung durch die Erziehungsberechtigten, Lehrer, Verwandten oder Bekannten.

Viele Menschen schütteln spätestens hier ihren Kopf und tätigen die Aussage, dass sie dieses Thema nicht interessiert und fügen möglicherweise noch hinzu, dass sowieso alles seinen Lauf nimmt. Diese Antwort scheint auch legitim zu sein, ist man ja in einer vom Konsum verblendeten Industrienation aufgewachsen, die tieferen Fragen, bzw. tieferen Antworten nicht förderlich ist.

Der „allgemeine“ Mensch gibt sich also ab mit einem Anfang und einem Ende und vielerlei Dingen, die deren Angst vor dem Tod unbeantwortet lassen, als ob eine Konfrontation nie anstehen würde.

Unsere Aufgabe ist es nun, nicht zu philosophieren über den Anfang und das Ende des Lebens, etwaige „Seelenkonstellationen“, Reinkarnation o. Ä., sondern herauszufinden warum manche Menschen weniger oder mehr emotional negativ erregt sind, bei der Auseinandersetzung mit den Gedanken, an das Ende des Lebens.

Verfolgt werden zwei Ansätze, nämlich einmal die Frage ob lebenszufriedenere Menschen, d.h. Menschen, die versuchen mit guter Laune, glücklich, positiv, vital durchs Leben zu gehen dann auch weniger Angst vor dem Tod haben - natürlich abgegrenzt von denjenigen, die ihr Glück oder ihre Zufriedenheit durch ihre materiellen Reichtümer definieren.

Die zweite Frage, die empirisch abgeklärt werden soll, bezieht sich auf den Grad der Religiosität und der möglicherweise dadurch verminderten Angst vor dem Tod, vielleicht sogar bis hin zur freudvollen Erwartung desselben. Hier wollen wir also sehen ob die jeweiligen Religionen und deren Bilder, Prophezeiungen u.a. dazu beitragen, dass der jeweilige Mensch keine oder nur noch wenig Angst vor dem Tod mit sich führt.      
[...]

 

4. Fragestellung der Untersuchung

Unsere Untersuchung befasst sich hauptsächlich mit den Dimensionen Lebenszufriedenheit, Religiosität und Angst vor dem Tod.
Folgende Definitionen beschreiben die genannten Konstrukte:

Lebenszufriedenheit:(Positiv)
lebenszufrieden, gute Laune, zuversichtlich, positive Lebenseinstellung, vital

Religiosität:
Das Verbundensein mit der jeweiligen Schöpferkraft und die gewissenhafte Beobachtung des religiösen Kults in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen (nach Brockhaus Lexikon)

Angst vor dem Tod:
Emotionaler Erregungszustand bei der Auseinandersetzung mit den Gedanken an das Ende des Lebens (nach Wittkowski 1990)

Die  Angst vor dem Tod muss von der Todesangst (die sich z.B. bei Fluggästen eines abstürzenden Flugzeugs manifestiert und als ein akuter Zustand anzusehen ist)  und von der Angst zu sterben unterschieden werden.

Folgende grundlegende Hypothesen gilt es bei dieser Untersuchung zu überprüfen:
•          Die Lebenszufriedenheit weist einen signifikanten Zusammenhang mit der Angst   vor dem Tod auf.
•          Die Religiosität weist einen signifikanten Zusammenhang mit der Angst vor dem Tod auf.

Sekundär werden wir den Zusammenhang zwischen Religiosität und Lebenszufriedenheit überprüfen und ob es Zusammenhänge gibt mit den speziellen Vorstellungen was nach dem Tode kommt. Des Weiteren vergleichen wir die verschiedenen Konfessionen und unterteilen so die Religiosität in Art der Religiosität (Konfessionen) und Grad der Religiosität.

 [...]

 5.3 Auswertung

Da die Beteiligung von muslimischen und buddhistischen Versuchspersonen nicht sehr hoch war, wurden diese beiden Religionsgruppen, die wir zuerst ebenfalls getrennt überprüfen wollten mit der Gruppe der „Andere“ – Religionszugehörigkeit zusammengefügt.

Für die Skalen Angst vor dem Tod, Lebenszufriedenheit und Religiosität haben wir eine gute Reliabilität von 0,8 – 0,93 erhalten und können uns so auf die Zuverlässigkeit unserer Skalen verlassen.

Die 12 Items zur Lebenszufriedenheit entnahmen wir dem „Freiburger Persönlichkeitsinventar“ beließen sie wie sie waren.
Die 12 Items zur Angst vor dem Tod, die wir aus der „Death Anxiety Scale“ übernommen haben blieben ebenfalls unverändert, außer, dass wir sie ins Deutsche übersetzten.

Aus dem Behauptungsteil „Dimensionen der Religiosität“ übernahmen wir 6 Fragen direkt und veränderten 10 Fragen.  
[...]
Der ursprüngliche Fragebogen basiert auf katholischer Religiosität. Wir ließen einen großen Teil der moralischen Fragen, die die damalige katholische Sichtweise vertraten und heute nicht mehr als angebracht betrachtet werden können, aber auch nicht im Sinne eines Fragebogens für verschiedene Religionszugehörigkeiten passen, weg. 

Auch hier haben wir trotz der Veränderungen eine gute Reliabilität von 0,93 für 16 Items erhalten Einige wenige erhaltene Kommentare zum Fragebogen kritisierten allerdings trotzdem die ihrer Meinung nach starke christliche Prägung, andere wiesen darauf hin, dass die Fragen teilweise durch den Versuch der Interreligiosität umständlich wirken.
Dies mag sicherlich teilweise zutreffen, konnte jedoch im Rahmen des Empirischen Praktikums nicht besser gelöst werden.

 

Tabellarische Darstellung der „großen“ Skalen und ihrer Reliablität:

Auswertung der Großen Skalen

 

 

Die Items der Todesvorstellungen entnahmen wir der Arbeit von Fischer (1987) und bereicherten sie mit Vorstellungen aus den jeweiligen Religionszugehörigkeiten, die wir überprüften.

Die Skalen der Todesvorstellungen setzen sich aus folgenden Gruppen zusammen, die wir aufgrund einer Faktoranalyse zusammengestellt haben:

Lebensende ohne weitere Vorstellungen

Ewiger Lebenskreislauf

Traditionelle, katholische Todesvorstellungen

Angstbesetzes Unbekanntes

Frieden und Erlösung

Ende des Lebens

Wiedergeburt

Auferstehung

Natürlicher Lebensabschluss

Ruhe

Dunkelheit

Weiterleben als Tier oder Pflanze

Jüngstes Gericht

Angsterregend

Schlaf

Leere

Neues Wesen aus meinem Karma

Paradies, Himmel

Grausam

Erlösung von Schmerzen

Nichts

Zwischenraum zur Erholung vor Wiedergeburt

Hölle

Unheimlich

Erleichterung im Alter

Ablösung meines irdischen Körpers

 

Beginn eines schöneren Lebens

Trauer

Erlösung von der schrecklichen Welt

Alleinsein

 

Bestrafung im Jenseits

Abschied

 

Ende meiner Existenz

 

Fegefeuer

Verlust von Angehörigen und Freunden

 

Ende meiner Identität

 

 

Etwas nicht-schönes

 

Weiß nicht

 

 

 

 


Auch die Gruppierungen der Todesvorstellungen weisen eine gute Reliabilität auf, so dass wir uns auf unser Messinstrument diesbezüglich verlassen können. 

Tabellarische Darstellung der Skalen der Todesvorstellungen und ihrer Reliablität:

Todesvorstellungen und Reliabilität

 

 

 

 

 6. Stichprobenzusammensetzung

Die Stichprobe setzt sich aus 380 Versuchspersonen zusammen. 28 Stammen aus der Rücklaufquote des Fragebogens und 352 Versuchspersonen haben den Online-Fragebogen ausgefüllt, der bereits nach 5 Tagen wegen dem großen Rücklauf wieder offline genommen wurde.

Wie in der folgenden Graphik dargestellt war die Beteiligung der Frauen mit über 2/3 höher als die der Männer. Wir können darüber spekulieren, ob sich Frauen zu diesem Thema stärker hingezogen fühlen, allerdings bleibt dies noch zu überprüfen.

Stichprobe gender

 

  

Die Alterverteilung zeigt, dass die Kategorie der 20-29 jährigen gegenüber den anderen dominant ist.
Diese Altersverteilung kann für die Grundgesamtheit in der Bevölkerung nicht als repräsentativ betrachtet werden.

Altersverteilung


Bei der Religionszugehörigkeit der Teilnehmer stellen die Heiden eindeutig die größte Gruppe dar.
Dieses Ergebnis kann nicht für repräsentativ für die Grundgesamtheit angesehen werden, wo die Heiden eine neureligiöse Strömung ausmachen, für die es für Deutschland keine konkrete Zahlen gibt.
Die hohe Beteiligung an diesem Fragebogen muss vor allem auf die Werbung zurückzuführen sein und vielleicht auch auf ein Interesse der Heiden selbst Präsenz zu zeigen, so haben sich zwei Personen dieser Gruppe dankend geäußert, als Religion auf diesem Fragebogen „anerkannt“ zu werden. Ein anderer Grund könnte sein, dass das Heidentum starke Internetnetzwerke besitzt, stellt es für einige die einzige Möglichkeit des Kontaktes mit Gleichgesinnten dar. Auch die relativ schwache Präsenz der Katholiken könnte auf die Werbung zurückzuführen sein, oder vielleicht weil Hamburg eher protestantisch besetzt ist. Andererseits dürfte dies bei einer Online-Umfrage weniger ins Gewicht fallen.

Die Buddhisten und Muslime hätten eigentlich eine eigenen Gruppe erhalten sollen, doch ihre Beteiligung war trotz Werbung in diverser Foren nicht sehr hoch, so dass sie zu den „Anderen“ eingeordnet wurden, was die Gruppe der Andersgläubigen vielleicht stärker hervortreten lässt. Eine Erklärung wäre, dass die Werbung an den falschen Orten platziert wurde, oder dass der Anteil der Buddhisten und Muslime die das Internet benutzen geringer ist. Die Werbung wurde außer bei Interreligiösen Foren nur in Foren der Religionen entsprechend oder in Atheismus-Foren gesetzt.

  

Graphische Darstellung der Religionszugehörigkeit

Religionszugehörigkeit

 

Die Darstellung des Schulabschlusse weist eine deutlich höhere Beteiligung von Versuchspersonen auf, die das Abitur bestanden haben und somit eine höhere Bildung vorweisen können.  Dies bestätigt die Aussage von Bandilla (1997), dass bei Internetbefragungen Versuchspersonen mit höherem Bildungsstand überrepräsentiert sind.

 

Bildungsstand

Beim Familienstand ist vor allem die Gruppe der ledigen stark vertreten und jene der geschiedenen stellt erfreulicherweise die kleinste Gruppe dar.

 

Graphische Darstellung des Familienstandes

Familienstand

[...] 

 

8. Diskussion

Da wir eine gute Reliabilität erhalten haben, können wir davon ausgehen, dass unser Test auch zuverlässig ist.  


Korrelationen der Skalen Angst vor dem Tod, Lebenszufriedenheit und Religiosität

Wir haben einige Störvariablen bereits vorweggenommen, indem wir uns an Hentschel / Wigand (1985) orientierten. Dabei ergab sich ein leichter Zusammenhang zwischen dem Alter und der Lebenszufriedenheit und ein sehr leicht negativer zwischen der Lebenszufriedenheit und mind. einem bereits durchgeführten Selbstmordversuch. Das ein guter, negativer Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit und Selbstmordgedanken besteht ist nicht überraschend, so erscheint es den meisten Menschen logisch, dass je höher die Lebenszufriedenheit ist, desto weniger Selbstmordgedanken hegt man.

Um jedoch den Einfluss dieser Störvariablen zu beheben haben wir eine Partialkorrelation durchgeführt.

Es besteht ein leichter, hochsignifikanter Zusammenhang, dass eine höhere Lebenszufriedenheit mit mehr Angst vor dem Tod einhergeht. Dies widerspricht der von Wittkowski (2000) festgestellten inversen Beziehung. Allerdings müsste hier überprüft werden, inwieweit die beiden Untersuchungen die gleiche Art der Lebenszufriedenheit behandelt haben. Es erscheint logisch, dass eine Verlustangst des als angenehm empfundenen Lebens hier eine Rolle spielt und in unserer Untersuchung die eventuell Versuchspersonen mit höherer Lebenszufriedenheit auch mehr Angst vor dem Tod haben lässt. Ob es sich dabei um den Tod an sich, oder den Verlust der Lebensqualität handelt muss differenzierter überprüft werden. Denkbar wäre auch, dass die Wittkowski Studie auch auf eine Akzeptanz des Todes als natürlicher Bestandteil des Lebens in die Lebenszufriedenheit mit hinein genommen hat.

Wir können jedoch feststellen, dass unsere 1. Hypothese : Die Lebenszufriedenheit weist einen signifikanten Zusammenhang mit der Angst vor dem Tod auf signifikant bestätigt wurde.

 

Unsere 2. Hypothese: Die Religiosität weist einen signifikanten Zusammenhang mit der Angst vor dem Tod auf konnte in unserer Untersuchung nicht gut Signifikant bestätigt werden. Es lässt sich zwar eine geringe signifikante Tendenz feststellen, diese basiert jedoch eher auf der hohen Anzahl der Versuchspersonen.

Allerdings müssen wir auch erwähnen, dass wir keine der Vorgeschlagenen Trennungen in „echter“ und „unechter“ Religiosität durchgeführt haben und eventuell würde diese Differenzierung zu einem anderen Zusammenhang führen. Aufgrund des Rahmens des empirischen Praktikums haben wir die Skalen auch eindimensional behandelt, obwohl neuere Studien eine Hinwendung zur Multidimensionalität der Konstrukte aufweisen.

Wir haben den in der Literatur erwähnten U-förmigen Zusammenhang mittels eines Streudiagramms überprüft, konnten jedoch auch hier keinen Zusammenhang feststellen, sowohl für alle Religionen zusammen, als auch alleine für die christlichen Versuchspersonen.  Wir haben es als wichtig erachtet die christlichen Religionen separat noch einmal zu überprüfen, da die meisten Untersuchungen auf christlicher Religiosität basieren.

In einem weiteren Schritt könnte man die von uns benutzten Skalen auf Mehrdimensionalität überprüfen und die einzelnen gefundenen Dimensionen untereinander Korrelieren. Dies hätte allerdings für uns den Rahmen des Empirischen Praktikums gesprengt, so dass wir es auf „später“ verschieben müssen.

 

Korrelationen der Todesvorstellungen

Auch bei den Todesvorstellungen können wir uns auf eine relativ gute Reliabilität von 0,64 – 0,87 verlassen.

Die Angst vor dem Tod korreliert hoch signifikant negativ mit der Todesvorstellung des Angstbesetztes Unbekannten – was tatsächlich eine Überraschung und ein interessantes Ergebnis darstellt.

Keine Überraschung wäre es gewesen, wenn dieser Zusammenhang positiv gewesen wäre, aber das eine höhere Angst vor dem Tod in Beziehung mit wenigen Angstbesetzen Unbekannten Vorstellungen einhergeht ist nicht ein Ergebnis, das wir erwartet haben.

Eine Erklärung wäre, das etwas, was einem Angst macht gleichzeitig auch eine „Gefahr“ ist, die man vorwegnehmen kann und auf die man sich evt. Vorbereiten kann. Möglich wäre auch, dass solche Vorstellungen allgemein existieren, jedoch man im Sinne des Glaubens an die eigene Unverletzlichkeit, einfach nicht daran glaubt, diese Vorstellung treffe auf einen selbst zu. Dieses Ergebnis muss auf jeden Fall in weiteren Untersuchungen überprüft werden.

Die Todesvorstellungen haben wir in Bezug auf die genannten Religionen gewählt, wie auch in Anlehnung an die von Fischer (1987) benutzen Vorstellungen. Allerdings haben wir unsere Gruppen anders zusammengesetzt als von Fischer vorgeschlagen. Eine stärkere Differenzierung könnte hier getroffen werden, indem man z.B. die Todesvorstellungen den Versuchspersonen vorlegt, und diese selbst die Kategorien wählen zu lassen oder die Vorstellungen gruppieren lassen.

Der sehr leichte negative Zusammenhang zwischen der Angst vor dem Tod und der Vorstellung eines Lebensendes ohne weitere Vorstellungen könnte eben auf die verschienen Interpretationen der VPs in Bezug auf unsere Gruppierungen her stammen.


Der negative Zusammenhang zwischen der Lebenszufriedenheit und der Todesvorstellung von Frieden und Erlösung, sowie traditionellen katholischen Todesvorstellungen ist ebenfalls sehr gering, so dass man hier nur von einem Hauch sprechen kann und man sollte nicht voreilig dem Fehler verfallen die Behauptung aufstellen zu wollen, eine niedrige Lebenszufriedenheit ginge mit stärkeren katholischen Todesvorstellungen einher. Trotzdem wäre dies ein interessanter Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen bzw. Überprüfungen.

 

Je höher die Religiosität, desto weniger hat man Todesvorstellungen eines Lebensendes ohne weitere Vorstellungen oder eines Angstbesetzen Unbekanntes. Dies erscheint sehr logisch, halten doch die Religionen sehr viele verschiedene Antworten dafür bereit, was nach dem Tod kommen könnte.
Interessanter hingegen ist, dass ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen der Religiosität und den unter ewigen Kreislauf zusammengefassten Vorstellungen  gefunden wurde, aber nicht zwischen der Religiosität und den Vorstellungen von Friede und Erlösung. Dies zeigt, dass sich der Gedanke einer Spiralen-Entwicklung, eines weitergehenden Kreises der Wiedergeburt entgegen des 1000 jährigen christlichen Einflusses durchsetzt.

Signifikant ist allerdings auch die Tendenz das stärkere Religiosität mit traditionellen, katholischen Todesvorstellungen einhergeht.  Dies erscheint fast als ein Widerspruch zum vorher gesagten, so könnte man das Ergebnis daraufhin interpretieren, als dass unsere Gesellschaft in Bezug auf die Religiosität und die Todesvorstellungen stark röm. Katholisch beeinflusst wird.

Allgemein kann man sagen, je höher die Religiosität, desto eher sind Vorstellungen da und am ehesten handelt es sich dabei um traditionell katholische Vorstellungen oder Vorstellungen eines ewigen Kreislaufs und desto weniger hat man keine Vorstellungen eines angstbesetzen Unbekanntens.

Konfessionen

Die Konfessionen unterscheiden sich bei den vorher ermittelten Störvariablen in ihren Mittelwerten nicht.

Die Mittelwerte der verschiedenen Konfessionen unterscheiden sich nicht in Bezug auf die Angst vor dem Tod. So kann man sagen, dass die verschiedenen Religionen sich in Bezug auf ihre angenommene angstreduzierende Wirkung nicht unterscheiden. Allerdings gibt es auch keinen Unterschied in Bezug auf die Nicht-religiösen. Einerseits ist dieses Ergebnis positiv, als dass es aufzeigt, dass mehrere Wege zum Ziel führen können und leistet es einen Beitrag zum Interreligiosität. Andererseits schneiden auch die Nicht-religiösen auf die gleiche Art und Weise ab, so dass wir davon ausgehen müssen, dass andere Gründe außerhalb der Religionszugehörigkeit für die Angst vor dem Tod verantwortlich sind.

 

Die Mittelwerte der verschiedenen Konfessionen unterscheiden sich nicht in Bezug auf die Lebenszufriedenheit, so kann man auch man auch hier davon sprechen, dass es in Bezug auf die Lebenszufriedenheit gleichgültig ist, welcher Religion man angehört oder ob man überhaupt einer Religion angehört.   Für die Interreligiosität ist dies wiederum ein sehr schönes Ergebnis, das die Freundschaft zwischen den Religion fördern kann und keine in ihrer Wirksamkeit über der anderen stellt, sondern alle als einen begehbaren Weg darstellt, den Nicht-religiösen Weg mit einbezogen. Es zeigt uns auch auf, dass die Lebenszufriedenheit von anderen Persönlichkeitsmerkmalen abhängig ist.

 

Bei der Varianzanalyse zu den Konfessionen und dem Grad der Religiosität musste ein Post Hoc Test durchgeführt werden.

Dabei kam heraus, dass die Katholiken in Bezug auf den Mittelwert signifikant religiöser sind als die Atheisten. Die Heiden sind in Bezug auf den Mittelwert signifikant gläubiger als die Protestanten und die Atheisten und die Andere Religionen sind in Bezug auf den Mittelwert signifikant religiöser als die Protestanten und Atheisten.

Unter der Kategorie „Andere“ wurden auch die Buddhisten und Moslem zusammengefasst. Es erscheint logisch, dass Versuchspersonen, die nicht einer in Deutschland rechtlich-öffentlich anerkannten Religion wie dem Christentum angehören tendenziell religiöser wirken, da der Anschluss an eine neue Religion voraussetzt, dass ein bestimmter Grad der Religiosität vorhanden ist. Anders als im Christentum gibt es bei denjenigen, die sich einer neuen Religion anschließen wohl kaum „Papierglauben“.

 

Die Varianzanalysen zu den Todesvorstellungen von Friede & Erlösung  und angstbesetzten Erwartungen ergaben für die verschiedenen Konfessionen keine signifikanten Mittelwertsunterschiede.
Stattdessen weisen Heiden im Mittelwert sehr viel mehr Vorstellungen des ewigen Kreislaufs auf, als die anderen Konfessionen. Dies erscheint in dem Sinne logisch, als die meisten unter Heidentum zusammengefasste Traditionen von einer Wiedergeburt sprechen.

Auch die Gruppe der „Andere Konfessionen“ unterscheidet sich zu den Protestanten dahingegen. Hier könnte der Einfluss des Buddhismus eventuell zu diesem Ergebnis führen.

Zwischen den Mittelwerten der Vorstellungen an ein Lebensende ohne weitere Vorstellungen besteht ein geringer Unterschied zwischen Protestanten und Heiden, mit den Protestanten, die eher an ein Lebensende ohne Vorstellungen glauben.

Die Atheisten stellen jene Gruppe dar, die im Mittelwert am meisten den Vorstellungen des Lebensende ohne weitere Vorstellungen anhängen – was in soweit verständlich ist, als dass reine Atheisten auch daran glauben, dass nichts nach dem Tod kommt.

 

Ausblick

Unsere Untersuchung kann als erster Ansatz für weiterführende Untersuchungen betrachtet werden. Vor allem sollte die Forschung davon wegkommen nur die christliche Religiosität als legitim für den Westen zu betrachten. In Bezug darauf haben wir versucht diese Lücke zu füllen. Obwohl unsere Ergebnisse darauf hindeuten, dass in Bezug auf die Angst vor dem Tod es nicht von Bedeutung ist, welcher Religion man angehört, so konnten wir doch einige Unterschiede zwischen den Religionen aufzeigen, die es jedoch noch differenzierter zu überprüfen gilt. Wir können jedoch unseren Beitrag zur Interreligiosität anbringen und darauf hinweisen, dass der Weg zur letzten Realität zumindest in Bezug auf die Angst vor dem Tod nicht davon besetzt sein muss, wer denn nun die überlieferte Wahrheit mit sich trägt. Das jedoch auch Nicht-religiöse in gleicher Weise abschneiden zeigt uns, dass es andere Aspekte, wie vielleicht die in der Literatur erwähnte Akzeptanz gibt, welche stärker dazu beitragen und die angstreduzierende Wirkung der Religionen vielleicht tatsächlich nur ein Mythos ist, oder nur für eine bestimmte Persönlichkeitsgruppe ein Weg zum Umgang mit dem Tod darstellt.

Der Einfluss der Lebenszufriedenheit scheint auf jeden Fall größer und sicherlich kann man hier weiter differenzierte Forschung betrieben, z.B. indem man stärker zwischen materieller und psychischer Lebenszufriedenheit trennt und eventuell noch die Variable Akzeptanz einfügt. Eine erneute Studie könnte sich auch noch differenzierter mit den Todesvorstellungen und deren Wirkung auseinandersetzen.

Im Rahmen eines empirischen Praktikums sind unsere Daten durchaus brauchbar und liefern neue Impulse für weitere Forschung oder andere empirische Praktiken diesbezüglich. Die Methode der Online-Befragung erweist sich als ineffizient wenn es darum geht, eine für die Grundgesamtheit repräsentative Stichprobe zusammenzustellen, zeigt sich jedoch sehr effizient in Bezug auf die Versuchspersonen Anzahl und kann so quantitative Einblicke gewähren.

 

 

9. Litetarutverzeichnis

 

  • Bandilla, W. : WWW-Umfragen - Eine alternative Datenerhebungstechnikfür die empirische Sozialforschung? In Batinic,B.(Hrsg.) & Werner, A. & Gräf,l. & Bandilla,W., Online-Research - Methoden, Anwendungen und Ergebnisse. Göttingen, 1999

 

  • Birkholz, Ulrich Paul Robert: Angst vor dem Tod in Abhängigkeit von religiösen Einstellungen und Fortlebenserwartungen – eine psychologische Untersuchung. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades. Köln 1992

 

  • Boos-Nünning, Ursula: Dimensionen der Religiosität: zur Operationalisierung und Messung religiöser Einstellungen, München 1972

 

  • Brockhaus Lexikon, Band 15,  Leipzig, 1988

 

  • Fantapié Altobelli, Claudia: Anleitung zur formalen Gestaltung von wissenschaftlichen Arbeiten (Stand 2001) PDF der Universität der Bundeswehr Hamburg Fachbereich Wirtschafts- und Organisationswissenschaften. Institut für Marketing

 

  • Fischer, Erika: Todesvorstellungen von Jugendlichen. Eine empirische Untersuchung zu kognitiven Todesvorstellungen und emotionalem Todeserleben jugendlicher Hauptschüler. Theorie und Forschung, Bd. 21; Psychologie, Bd. 9. Regensburg 1987

 

  • Fröhlich, W. D.: Wörterbuch zur Psychologie, München 1986

 

  • Hauptmanns, P.: Grenzen und Chancen von quantitativen Befragungen mit Hilfe des Internet. In Batinic,B.(Hrsg.) & Werner, A. & Gräf,l. &  Bandilla,W., Online-Research - Methoden, Anwendungen und Ergebnisse. Göttingen, 1999.

 

  • Hentschel U. / Wigand A.: Einstellungen zu Leben und Tod in Tod- Sterben- Trauer Bericht über die 1. Tagung zur Thanato-Psychologie vom 4. – 6. November 1982 in Vechta (Howe J. / Ochsmann R. (Hrsg) 2. durchgesehene Auflage, Frankfurt am Main, 1985

 

  • Herbig, Britta: Dimensionen der Religiosität: Zusammenhänge mit psychischer Stabilität und Lebenszufriedenheit. Diplomarbeit Universität Hamburg, 1994

 

  • Templer, Donald J. / Lonetto, Richard: Death Anxiety, Washington, 1986

 

  • Wittkowski, Joachim. Thanatopsychologie. In Ansanger R. und Wenninger G. (Hrsg) Handwörterbuch Psychologie. Genehmigte Sonderausgabe für Weltbild Verlaug Augsburg, 2000

 

  • Wittkowski, Joachim: Psychologie des Todes. Darmstadt, 1990
Anmelden