Andere Namen: Wiesensalbei (Salvia pratensis), Königssalbei, Kreuzsalbei, Geschmacksblatt, Christihilf, rauhe Salbe, Salsere, Selbein, Sparleib, Zahnblatt, Sophie…

 Der Salbei gehört zur Familie der Lippenblütler, was unschwer an seinen blauvioletten, lippenförmigen Blüten zu erkennen ist, die einen guten Landeplatz für Bienen und Hummeln abgeben.

Sowohl der deutsche Name als auch die wissenschaftliche Bezeichnung Salvia leiten sich ab von dem lateinischen Wort „salvare“ für heilen, retten, gesund machen.

Der Zusatz „officinalis“ deutet die medizinische Verwendbarkeit an. Ein „Offizinum“ war der Hinterraum einer alten Apotheke, in der die Medizin zusammengestellt wurde.

Ursprünglich – wie auch die Alraune – im Mittelmeerraum beheimatet, wurde Salbei früh kultiviert und wächst heutzutage in den gemäßigten bis subtropischen Regionen beider Hemisphären.

Diese nahezu globale Präsenz weist auf die Nutzung der Pflanze von vielen Völkern hin. Zugleich bietet Salvia ein breites Spektrum seiner Heilwirkung und seiner Anwendungsmöglichkeiten.

Die Pflanze ist ein 30-80cm hoher, unten verholzter Halbstrauch, der relativ wenig Ansprüche an den Boden stellt, auf dem er gedeiht.

Hauptsächlich werden die Blätter verwendet, aber die Inhaltsstoffe sind in allen Pflanzenteilen vorhanden.

Zu dieser reichhaltigen Palette gehören u.a.:
            Ø      ätherische Öle wie

                    o       Thujon

                    o       Rosmarienöl

                    o       Cineol und Kampfer u.v.m.

            Ø      Bitterstoffe

            Ø      Gerbstoffe

            Ø      ein östrogenähnliches Hormon
 

 

Unter den ca. 20 einheimischen Salvia-Arten besitzt der hier beschriebene echte Salbei die größten Heilkräfte. Seine Verbreitung in deutschen Gärten verdankt er hauptsächlich den mittelalterlichen Klöstern. (Die Blumenschule im Allgäu bietet in ihrem Sortiment 80 (!) Salvia-Arten zum Verkauf an, u.a. Salvia divinorum.)

 

Als Prototyp einer Heilpflanze unterstützt Salbei den Genesungsprozess bei vielen unterschiedlichen, manchmal sogar gegensätzlichen Erkrankungen.

Salbei verfügt über eine einmalige Mischung verschiedener Wirkstoffe und damit über Eigenschaften einiger anderer Arzneimittel der Pflanzenheilkunde wie z.B. Teebaumöl, Eukalyptus, Rosmarin, Goldrute und Wermut. Diese werden noch ergänzt durch typische Salbeiwirkstoffe (z.B. den Bitterstoff Salvin).

In dieser Vielfalt liegt der besondere Reiz des Salbeis. 
 

Heilwirkungen

Wegen seiner Bitterstoffe wirkt Salbei zunächst einmal adstingierend (d.h. zusammenziehend). Salbei verringert:

Ø      die Schweißbildung, d.h., er senkt die übermäßige Produktion bei Nachtschweiß, nervösem Schwitzen, krankhafter Hyperrhidrosis, Schweißfüßen sowie dem Schwitzen während des Klimakteriums.

Ø      die Schleimhautbildung, daher lindert er z.B. Husten

Ø      Entzündungen, vor allem im Bereich von Kopf und Atmungsorganen (Zahnfleisch-, Ohr-, Hals-, Kehlkopfentzündungen, eitrige Mandeln)

Ø      die Milchbildung beim Abstillen oder nach einer Totgeburt. (In diesem Sinn fördert Salbei durch die zusammenziehende Wirkung den Ausstoß der Nach-(und Fehl-)geburt und sollte daher nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden.)

Ø      Durchfall u.a. Verdauungsbeschwerden

Ø      Blutungen in Lunge und Magen

Ø      Entzündungen am ganzen Körper, indem er Wunden (mittels Kompressen) schnell heilt und gleichzeitig antiseptisch (keimtötend) wirkt

Ø      Unterleibserkrankungen

 

Salbei enthält auch viele ätherische Öle, die u.a. anregend wirken auf:

Ø      die Drüsentätigkeit

Ø      die Abwehrkräfte unseres Immunsystems. Dies bedeutet eine grundsätzliche Erhellung unseres Wohlbefindens, gerade in dieser nasskalten, dunklen Jahreszeit.

 

Aufgrund seines Thujongehaltes wirkt Salbei auch aphrodisierend und leicht psychoaktiv.

Thujon gehört zu den ätherischen Ölen und hat eine berauschende Wirkung (ähnlich aber milder der von THC) und ist chemisch mit Kampfer verwandt.

Thujon kommt außerdem vor in Rainfarn, Thuja, Thymian ... und Wermut (Artemisia absinthum).

Absinth, auf einer Basis von Wermut gebrannt, wird als der einzige psychoaktiv wirkende Alkohol bezeichnet (auch „grüne Fee“ genannt). Die Werke von Vincent van Gogh, vor allem jene mit dem berühmten „Van-Gogh-Gelb“, sollen gut die Wahrnehmungsveränderungen durch Thujon wiedergeben.

 

 

Salbei in der Paracelsusmedizin

Paracelsus (alias Theophrastus Bombastus von Hohenheim, 1493-1541), das klassische Allroundtalent und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Medizingeschichte, verordnete Salbei zur Regeneration des „inneren Alchemisten“.

Er bezeichnete Salbei als ein Arkanum, also als Allheilmittel.

Seiner Meinung nach mischt sich bei der Dyskrasie (= innere  Fäulung) im Körper die Essenz aus der Nahrung mit den  Giften, die nicht genügend während des Stoffwechsels umgebaut und ausgeschieden werden. Das bedeutet einen permanenten Krankheitsreiz, der zu innerer Fäulung führt und weiter zur Ausbildung chronischer Krankheiten.

„Wenn der Alchemist krank ist, dass er das Gift nicht mit vollkommener Kunst vom Guten zu unterscheiden vermag, dann geht Gutes und Giftiges gemeinsam in Verwesung über und es entsteht eine Dyskrasie“.

Davon sind sehr oft ältere Menschen betroffen, da mit zunehmendem Alter die Fähigkeit zur Aufspaltung der Nahrung abnimmt, und auch Kleinkinder, bei denen die Verdauungsenzyme noch nicht ausreichend ausgebildet sind.

Typischen Leiden wie Durchfall, Verstopfung, stinkende Blähungen etc. kann mensch mit Salbei ausgezeichnet vorbeugen bzw. diese heilen.

Paracelsus empfiehlt die Drüsentätigkeit von Magen, Darm, Leber, Galle und Nieren anzuregen, um das Milieu und weiter den ganzen Körper zu heilen. Als Therapiemittel verweist er auf Kräuter mit vielen Bitterstoffen und ätherischen Ölen, allen voran Salbei (und gelber Enzian), die noch dazu die Aufnahme von Eisen und anderen Mineralstoffen fördern.

Laut Volksmund macht Bitteres das Herz froh!

 

Nach der Signaturenlehre, anhand derer früher die Heilwirkung der Kräuter in Bezug zu dem jeweiligen Planeten und dessen Einfluß auf Mutter Erde kategorisiert wurde, ist Salbei ein Jupiterkraut.

Jupiter „regiert“ zuallererst unsere Leber und eine Haupteigenschaft von Salbei ist die Blutreinigung.

(Wissenschaftlich werden die meisten Heilwirkungen von Pflanzen nach der Signaturenlehre bestätigt oder zumindest nicht dementiert!)

 

 

Mythologie 

Salbei gehört wegen seines starken, aromatischen Duftes zu den Berufs- und Verschreikräutern.

Schon seit vielen Jahrtausenden sind Heilpflanzen bekannt, die vor den negativen Einflüssen nicht-menschlicher Wesen und vor Verhexung schützen. Verhexen bedeutet Verschreien, da ein Fluch ja nicht geflüstert sondern dem Opfer am Wirkungsvollsten ins Gesicht geschrieen wird. Gefürchtet ist und war auch das Berufen sein durch dunkle Mächte.

Gegen diese Zustände helfen dann die Berufs- und Verschreikräuter. Meist sind die entsprechenden Pflanzen beides in einem. Im Volksglauben stehen diese auch immer in Beziehung zu helfenden Wesen oder Schutzgottheiten. Für den Salbei sind das Merlin (Taliesin) sowie die Nornen.

 

Von den Römern wurde Salbei „Unsterblichkeitskraut“ genannt. Sie fragten: Warum sollte einer sterben, der Salbei im Garten hat? (In einem Heilpflanzengedicht der Schule von Salerno habe ich eine Antwort gefunden: „... doch wisse, dass der Tod ein jedes Kraut verdirbt...“.)

 

Salbei ist ebenfalls Bestandteil des „Neunerbuschen“, des „Marien“- oder „Weihebündels“, einem Heilkräuterstrauß, der im Spätsommer gesammelt und in Haus-, Stall- und Scheunenecken aufgehängt wird. Hier soll er u.a. böse Geister und  Unwetter (Blitzschlag) abwehren sowie Mensch und Vieh vor Krankheiten schützen. Bei Bedarf wurden Teile davon für Heiltees oder zum Räuchern verwendet. Traditionell wird der (Rest vom) Strauß im Neujahrsfeuer verbrannt.

Das Sammeln dieses Buschen zur Ernte stammt noch aus vorchristlicher Zeit. Zunächst wurde dann im Zuge der christlichen Missionierung die Verwendung von Pflanzen zu Heilzwecken verboten, da Gott ja mittels Krankheiten strafte und dementsprechend Linderung nur durch Gebete, Weihwasser und Buße erreicht werden konnte. Da aber die Anwendung von Kräutern (Mineralien ...) im Verborgenen weiterhin florierte, begannen die Mönche mit der Bepflanzung von Klostergärten. Hier wurden allerdings nur Heilkräuter kultiviert, die entweder im Alten Testament erwähnt wurden oder im Zusammenhang mit Jesus und Maria standen.

Zu diesen Pflanzen zählt auch der Salbei, da er lt. Überlieferung die heilige Familie auf der Flucht vor den Häschern des Herodes verbarg und daraufhin von Maria gesegnet wurde.

Salbei gilt als Schutzpflanze giftiger Kröten (sowie als Mäuseschreck in Scheunen und Vorratskammern). So sollten Frauen eine Kröte anstelle eines Kindes zur Welt bringen, wenn sie eine von Hexen zubereitete Salbeisuppe zuvor verzehrt hatten.

Zusammen mit anderen Lippenblütlern (wie Minze, Thymian u.a. Küchenkräutern) wurde Salbei früher oft in Randbeeten gepflanzt, von wo aus er seine guten Einflüsse durch den Garten strahlen und Schädlinge vertreiben konnten.

Das „Altweiberschmeckle“  ist ein Strauß Salbei mit Lavendel für Kirchgänger, um während langweiliger Predigten nicht einzuschlafen.

Auch König Salomon (der mit dem Stück Alraune im Ring) benutzte Salbei als Teil seines Weihwasser-Kräuterbüschels.


In der Pflanzensymbolik bedeutet Salbei:

„Viel Glück zur Genesung, aber es scheint, Du brauchst noch einen Seelenarzt!“.

 

 

Magische und rituelle Verwendung
 

Grundsätzlich fördert die magische Kraft des Salbeis Weisheit, Wissen, Heilzauber, Langlebigkeit, Schutzmagie und Wunschzauber.

Dabei entfaltet er sehr starke Kraft in natürlichen Talismanen, die Weisheit auf magische Art mehren und ein langes Leben in Gesundheit bewirken (sollen).

Im Amulett um den Hals getragen schützt Salbei vor dem bösen Blick

Die Art der Verwendung in Ritualen (z.B. für Zauber) kann individuell gewählt werden, je nachdem welches Element (momentan) bevorzugt wird.

Salbeiblätter, auf die der entsprechende Wunsch/Zauber notiert wird, können z.B.

Ø      verzehrt

Ø      vergraben

Ø      verbrannt

Ø      in fließendem Wasser entsorgt

Ø      unter´s Kopfkissen gelegt

werden.

Auch zur Reinigung von Kreis und Hex am Beginn eines Rituals wird häufig Salbei geräuchert.

Beliebt als Räucherwerk ist Salbei besonders bei Übergangsritualen, die den Wechsel in ein neues Lebensstadium markieren oder während eines Sterberituals. 

An dieser Stelle möchte ich gern eine Fehlinformation aufklären: In vielen Esotherikläden wird indianisches „Sage“-Räucherwerk als Salbei verkauft. Dies beruht auf einem Übersetzungsfehler: Sage ist der englische Name für Salbei; White Sage bezeichnet allerdings den Präriebeifuß Artemisia ludoviciana. Beim White Sage  handelt es sich also um die zusammengepressten Blätter des Präriebeifusses.

Auch wenn beide Kräuter rauchtechnisch eine ähnliche Wirkung entfalten (als Räucherung steht der reinigende Effekt an erster Stelle, siehe dazu auch meinen Artikel über Artemisia im vorherigen Steinkreis),  so liegen die Hintergrundinformationen (medizinische Wirkung, Mythologie etc) doch sehr weit von einander entfernt.

 

Kulinarisches

Salbei wird sehr gern von italienischen Köchen verwendet.

Bei uns im mitteleuropäischen Raum kommt er zusammen mit Zwiebeln als Geflügelfüllung in Betracht oder wird, in Pfannkuchenteig gewälzt, ausgebraten.

Mit herbstlichen Grüßen

Felicia
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PS: Für Fragen oder Anregungen von Euch würde ich mich sehr freuen!

 

Kurzbio
Felicia Molenkamp, 42 J., Diplom-Biologin, gibt seit ca. 10 Jahren Heilkräuter-Kurse und Seminare, Autorin verschiedener Artikel über Heilkräuter, Mutter eines Sohnes.
Sie gehört zum Hollerbusch, dessen Veranstaltungen und Seminare auf der Sternenkreis-Wiccanet Veranstaltungsseite verfolgt werden können.

 

Der Begriff Arkanum wurde von Paracelsus geprägt und wird in der Phytotherapie bis heute benutzt.

Bevor Linnè eine (relativ) einheitliche Systematik für Flora und Fauna aufstellte, wurden die Heilkräuter nach den Kriterien der Signaturenlehre eingeteilt. Dabei ging Mensch zunächst vom äußeren Erscheinungsbild wie Blütenfarbe (gelb und violett deuten meist auf Jupiter, wobei gelb natürlich auch eine Eigenschaft der Sonnenkräuter ist), Wuchsform usw. aus.

 

 

Literatur

Ø      Abraham, H.; Thinnes, I.: “Hexenkraut und Zaubertrank ”, Urs Freund Verlag 1996 

Ø      Brooke, E.: „Von Salbei, Klee und Löwenzahn “, Bauer Verlag 1996

Ø      Magister Botanicus: „Magisches Kreutherkompendium“, Verlag Die Sanduhr, Weilrod 1995

Ø      Neblich-Spang, S.: „Aus dem grünen Hain “, Selbstverlag Sulzberg 1996

Ø      Rätsch, Chr.: „Lexikon der psychoaktiven Pflanzen “, AT-Verlag 1998

Ø      Rippe, O. et al.: « Paracelsusmedizin  », AT-Verlag 2001

Ø      Storl, W-D.: “Der Garten als Mikrokosmos ”, Bauer Verlag 1996

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