Diese drei Begriffe sind im Sprachgebrauch Synonyme Überbegriffe für sehr viele unterschiedliche heidnische Gruppierungen, Traditionen und Richtungen. Diese Traditionen, wie das Heidentum selbst, sind allesamt als Religionen anzusehen. Ähnlich wie z.B. die Religion des Christentums in viele „Unterreligionen“ einzuteilen ist (Evangelen, Reformierte, Katholiken, Adventisten….)
Ein Hinweis zur Unterscheidung zwischen Eigenbezeichnung und Außenbezeichnung:
Wissenschaftlich wird berechtigterweise vor allem wert auf die Präfixe „neu“ oder „neo“ (Neuheidentum, Neopaganismus) gelegt um eine Abgrenzung zu Indigenen oder antiken Kulturen und deren Praktiken zu bezwecken. Heiden selbst benutzen die Selbstbezeichnung mit und ohne die Präfixe. Tatsächlich sind diese präziser, da sie darauf hinweisen, dass eine modernen Interpretation der Naturreligionen gelebt wird.
Naturreligion (neuheidnische Naturreligiosität)
Dies ist der Überbegriff für Religionen, die ihre Gottheiten in der Natur sehen. Die Festtage richten sich nach dem Lauf der Sonne, Mond und Sterne und dem Wechsel der Jahreszeiten. Unter diesem Begriff fallen auch die Religionen von Ureinwohner o. ä. (z.B. Aborigines, Maori). Da er am wenigsten negativ belastet ist, erachte ich ihn persönlich am treffendsten. Vor allem schätze ich seine beschreibenden Qualitäten, weil jeder sofort einen Eindruck der Religion erhält, der zumindest schon mal in die richtige Richtung weist. Zusätzlich ist es der einzige der drei Begriffe, der nicht von den Christen für „die Anderen“ benutzt wurde und somit nicht vom Christentum geprägt wurde.
Der wissenschaftliche Begriff Naturreligion wird als veraltet angesehen, da die Ethnologie Naturreligionen mittlerweile spezifischer als Schamanismus, Animismus etc. ausdrückt.
Heidentum (Neuheidentum)
Das Wort Heide wurde aus dem Gotischen übernommen. Er wurde vom griechischen Wort tà éthne abgeleitet und bedeutet „die Völker“ (Kluge 2002). Zunächst bei den Juden eine Bezeichnung für Nicht-Juden, was sich auch im Wort „Heidenchristen“ wieder finden lässt. Dabei könnte es sich auch um eine direkte Übersetzung des hebräischen gojjim handeln. Später wurde es für alle Nicht-Christen benutzt. Die Übliche etymologische nicht ganz korrekte Herleitung für das Wort Heide wird im Zusammenhang mit der Heide gesehen und der Erklärung, dass die Landbevölkerung und die Bauern erst später christianisiert werden konnten und diese wegen ihrer Verbundenheit zum Land länger noch alte Bräuche pflegten.
Heute hat Heidentum drei Bedeutungen:
1. für Bekenner Nicht-monotheistischer Religionen und
2. für Anhänger naturreligiöser Traditionen (ist im Focus Fakten, Glauben in Deutschland z.B. auch in beiden Bedeutungen zu finden, Anm.)
3. für Atheisten, die darunter einfach „Nicht-Christen“ verstehen
Paganismus (Neopaganismus)
ist der eingedeutschte Englische Begriff und wird fast gleichermaßen übersetzt wie Heide. Die am meisten akzeptierte Erklärung für die Bedeutung des Wortes „pagan“ geht auf Pierre Chuvin zurück, und bezeichnet eine Person, die der alten Religion anhängt, bzw. der zu damaligen Zeiten lokalen, von der Regierung ausgeübten Religion. Es war also ein Wort, dass die Christen ebenso für die (noch) nichtchristen benutzten.
Die eigentliche Übersetzung für Heide ist auf Englisch Heathen. Paganismus wird bevorzugt gebraucht, da das Wort weniger Vorbelastet ist wie Heidentum und auch für Native Speakers keinen üblen Beigeschmack hat. Andere benutzen Paganismus, weil sie nicht ein christliches Vokabular zur Bezeichnung ihrer Religion nehmen wollen. (was allerdings nicht ganz korrekt ist, denn auch Paganismus ist ein Wort, dass die Christen für die Nicht-Christen geprägt haben).
(2001 - 2010 Überarbeitet)
Zur weiteren Vertiefung empfehle ich die 9 naturreligiösen Glaubensinhalte zu lesen.
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