Ein Buch der Schatten (BdS) wird vor allem im Wicca benutzt, ist aber auch im Hexentum und in anderen heidnischen Religionen bekann. Häufiger unter anderem Namen. Tatsächlich sollten alle Personen Aufzeichnungen führen, die magisch, mit dem Selbst arbeiten. In den meisten Schulen gehört es zur Ausbildung. Nicht von ungefähr wurden Götter, welche die Schrift erfanden, oft mit Magie in Zusammenhang gebracht.
Ein Buch der Schatten ist eine Sammlung verschiedener Schriften. Dazu können z.B. folgende gehören:
- Covenregeln
- Magische Regeln (Regeln der Kraft)
- Anweisungen zum Kreis ziehen
- Anrufungen
- Rituale und Ritualaufzeichnungen
- Meditationen und Meditationserkenntnisse
- Übungen
- Versch. Hexenschriften
- Talismanvorlagen
- Sprüche
- Divinationsarten
- Korrespondenztabellen
- Anweisungen zu diversen magischen Techniken (Kerzenmagie, Mondmagie etc.)
- Informationen über die Götter
- Informationen zu den Sabbaten und Esbaten
- Gebete
- Träume und Deutungen
- Spirituelle Kosmologie
Manche benutzen auch andere Namen wie z.B. Liber Umbrarum, Buch des Lichts, Buch der Sterne oder lassen auch den Namen ihrer Gruppe mit einfließen.
Ursprünglich wurde die magische Ausbildung mündlich überliefert, später wurden einige Informationen (meist nicht alle) schriftlich fixiert. Eine Gruppe hat meist ein gemeinsames Buch der Schatten, welches alle Mitglieder entweder gemeinsam kreieren, oder vom Leiter der Gruppe abschreiben. Gehört die Gruppe einer bestimmten Tradition an, widerspiegelt das BdS auch diese Tradition. Ein BdS darf nicht mit einer Bibel verwechselt werden und auf keinen Fall wörtlich genommen werden („Wicca ist nicht dogmatisch, so steht es im Buch der Schatten geschrieben….“). Es ist üblich, dass das BdS sich verändert. Von Gerald Gardner, der Wicca an die Öffentlichkeit brachte, wissen wir, dass es eine A, B und C Version seines BdS gibt (und wahrscheinlich noch mehr). Ursprünglich wurde das BdS vom Schüler abgeschrieben und durfte nicht das Haus des Leiters verlassen. Ich weiß allerdings von Leuten heute, die ihr BdS kopiert haben. Persönlich bin ich immer noch für das Abschreiben (wobei ich ein Laptop zulassen würde). Der Grund ist ganz einfach, während man etwas abschreibt lernt man es gleichzeitig, setzt sich mit dem Text auseinander, bringt es durch den Akt des Schreibens auch in den Körper hinein anstatt es nur zu lesen. Gerade für Soloanfänger kann es eine große Hilfe sein, das eigene BdS zusammenzustellen und zu schreiben, auch wenn sie einfach das Wichtigste aus Büchern zusammenfassen. Es gibt wunderschöne Tagebücher, die durchaus als BdS fungieren können – wobei ich persönlich den Computer und Ringordner vorziehe. Im Computer ist bei mir die Hauptsammlung, in Ringordnern die Arbeitsmaterialien. Der Vorteil von Ringordnern ist, dass man sie leicht anpassen kann, Sachen rausnehmen, ändern, neu hinzufügen. Meine Realität sieht momentan so aus, dass ich diverse Ordner habe, die Teil meines BdS sind. Ein Buch für Träume, das neben dem Bett liegt, einige mit dem Material von früheren Gruppen, eines mit der aktuellen Gruppe, ein Reisebuch mit den schönsten Gebeten und Anrufungen, eines mit Meditationen etc.
Schreibt man etwas ab und ändert es nachher, ist es sicherlich auch eine gute Sache aufzuschreiben was man geändert hat, bzw. woher man es hat.
Das Wichtigste überhaupt sind meiner Meinung allerdings die Aufzeichnungen der Rituale, Sprüche, Übungen und Meditationen. Ja, ich habe tatsächlich gedacht, dass ich so etwas beeindruckendes, wie bestimmte Rituale niemals vergessen würde. 10 Jahre später sieht es jetzt leider anders aus und es ärgert mich zu Beginn in diesem Bereich nicht sauberer gearbeitet zu haben. Egal wie umwerfend man das Ritual zum Zeitpunkt fand, mit der Zeit schwinden die Eindrücke wie Träume, denn sie geschahen zwischen den Welten oder in einem veränderten Bewusstseinszustand. Die Erinnerung wird aufgefrischt, wenn man den Ritualbericht liest. Werden jedes Jahr ähnliche Rituale gemacht und verschiedene Posten vergeben, so ist es sehr interessant nachzulesen, wie man es letztes Jahr, im Vergleich zu diesem empfunden hat. Einmal im Jahr oder alle 6 Monate seine Aufzeichnungen durchlesen zeigt auch, welche Fortschritte man gemacht hat, wo man gewachsen ist, und welche Fragen enträtselt wurden. Besonders wichtig wird dies in der Kontemplativen Meditation, wo über bestimmte Sätze, Symbole etc. meditiert wird um tiefere Erkenntnis zu erlangen und die Verbindung zu stärken.
Bei Ritualen ist es immer gut so bald wie möglich die Eindrücke einzufangen. So könnt ihr mit der Zeit auch herausfinden, was euch besonders unterstützt. Wenn ihr in einer Gruppe seid, könnt ihr eure Aufzeichnung auch gut für Feedback benutzen. Zur Ritualplanung gehe ich auch immer sehr gerne meine Aufzeichnungen durch. Tatsächlich umfasst der größte Teil meines BdS mittlerweile Aufzeichnungen.
Was in Aufzeichnungen hineingehören könnte:
- Datum, Zeit, Ort, Mondstand, Dauer des Rituals evt. auch welcher Weihrauch benutzt wurde
- Teilnehmer, wer hat was gemacht
- Kurze Zusammenfassung, allgemeiner Ablauf des Rituals
- Anrufungen und Verabschiedungen – wie kam es an, was konnte ich spüren, wen konnte ich stark spüren, wen nicht, wie habe ich unterstützt
- Gottform annahmen – was konnte ich spüren, was sehen, wie wurde es gemacht?
- Wahrnehmungen – konnte ich den Kreis sehen oder spüren? Erhielt ich eine Vision, Antwort (auf welche Frage?), hat die Seherin etwas besonderes gesagt?
- Erkenntnisse aus durchgeführten Meditationen, Pfadarbeiten
- Spätere Erkenntnisse
- Ideen aus dem Feedback
Erschienen in der Hex & Co. Samhain 2004