Das heutige Samhain Fest hat starken keltischen Einfluss. Deshalb sollten die entsprechenden Mythen betrachtet werden, um die Ursprünge des Festes zu erforschen.
Große mythische Ereignisse spielen sich in den keltischen Legenden häufig zu Samhain ab.
So steht im "Tod des Muirchertach" : Sin überlistete den König und stelle sich zwischen ihn und die Lehren seiner Priester. In dieser Nacht braute sie ihnen einen Druidenwein. Diesen Zaubertrank vollführte Sin in der siebten Nacht, genau der Nacht des Dienstags nach Samain. Sin lässt später einen gewaltigen Schneesturm aufkommen.
In der "Schlacht von Mag Tured" verabredet sich der große Dagda anlässlich des Samhainfeste mit der Morrigan und vereinigt sich mir ihr. Die Morrigan wird eher als eine dunkle Göttin aufgefasst, während Boanne, seine Frau, den hellen Aspekt darstellt.
Cuchulainn ist bis Samhain, wo Oengus in besucht, nach einer Verwundung bettlägerig.
Die Nordwestlichen Winde, die winterwinde kommen für die Kelten aus der Anderswelt, die sie ebenso im Nordwesten ansiedeln.
Die Entscheidungsschlacht zwischen den Tuatha de Danann und den Fomoren fand ebenso zu Samhain statt.
Bei den Kelten hatte das Fest allerdings mehr einen Versammlungscharakter, oder zumindest ist dieser uns stärker überliefert. Mit Beginn der Winterzeit, begann auch die Zeit des Friedens, denn Kriegszüge wurden meist im Sommer ausgetragen.
Le Roux und Guyonvarc'h sind davon überzeugt, dass Samhain den Kulminationspunkt des irischen Kalenderjahres darstellt. Zusammenfassend schließen sie, dass alle mythischen Erzählungen folgende Themen aufnehmen, und so wohl den Hauptcharakter von Samhain prägen:

Versammlungscharakter (Feis of Samhain)oder königlichem Mahl, Verstoß gegen Verbote, schlechte Führung oder ungerechter Krieg
Von den Ulaten ist bekannt, dass sie sich drei Tage vor, drei Tage nach und an Samhain selbst zu einer Versammlung trafen. Das bringt uns auf ein sieben Tage dauerndes "Fest". Der Versammlungscharakter des Festes findet sich auch in den Mythen wieder z.B. bei Conchabar.
Allerdings ist bei den Kelten wenige Spuren von Düsterheit des Festes zu finden. Was in den Mythen zu dieser Versammlung unterstrichen wird ist die Anwesenheitspflicht (z.B. Gründung des Gebietes Tara), so dass Le roux und Guyonvarc'h das Fest als ein "Pflichtfest" bezeichnen. An diesem Fest wurden Gesetzte bestimmt und die Meinungen eingeholt. Vergleichbar ist es sicherlich mit dem Germanischen Thing. Der Versammlungscharakter für Entscheidungen zeigt sich in allen Ebenen. So auch bei den Bauern, die die Entscheidung treffen mussten, ob genug Vorräte für den Winter da sind oder nicht. Welche Tiere geschlachtet werden müssen und welche nicht. Zum Versammlungscharakter passt auch, dass es eine gute Zeit zur Planung und Durchführung von Ehen ist. So kann es gleich der ganzen Gemeinschaft verkündet werden. Die großen Schlachtungen geben auch viel Fleisch für die anschließenden Feste. das in den Mythen manchmal verstoße gegen Verbote, schlechte Führung oder ungerechte Kriege thematisiert werden, könnte darauf hindeuten, dass auch Gerichtsverhandlungen stattfanden. Dies bringt uns wieder in die Nähe des Germanischen Thing.


Tod eines Königs oder Helden, Opferbräuche
Diese Handlungen wurden mythisch häufiger in die Samhainszeit verlegt. Der Tod eines Königs oder eines Helden kann möglicherweise an frühere Opfertode erinnern. Diese wurden zur Versöhnung mit den Geistern gemacht, vorsorglich für die Winterszeit und oblagen den Druiden. Für uns heute grausam und kaum vorstellbar. Der Gedanke dahinter ist, dass wer etwas verlangt, auch bereit sein muss etwas zu geben. Heutzutage ist für uns Selbstverständlich, dass Tier- oder Menschenopfer durch Nahrungsopfer oder symbolische Opfer ersetzt werden. Moderne Hexen haben auch nicht das Gefühl, die Götter besänftigen zu müssen. Moderne Hexen können sich aber relativ sicher sein, dass sie im Winter warm haben werden und der Supermarkt immer Essen haben wird. Sie müssen sich nicht Fragen, ob die Ernte für sie und ihre Familie reichen wird. Ob die Lagerung funktionieren wird und nicht ein Teil des Essens gestohlen oder von Tieren gefressen werden. Sie müssen nicht damit rechnen, dass die Alten und Schwachen aus ihren Reihen evt. den Winter nicht überleben werden oder einem "kleinen" Schnupfen sterben. Nicht auszuschließen, dass die einen oder anderen Geldsorgen plagen, doch diese können sicherlich nicht mit größerem Hunger vergleichbar sein, oder das komplette Abgeschnitten sein von anderen Kontakten - es gab auch keine Hubschrauber, die mal kurz Esspakete abwerfen konnten.
Das keltische Samhain zeigt sich also auch als ein religiöses Fest der Druiden mit Tier und/oder Pflanzenopfer, wahrscheinlich um die Götter für den Winter milde zu stimmen oder um Vorhersagen treffen zu können, wie der Winter verlaufen wird.
Von Plinius sind uns noch zwei weitere rituelle Bestandteile überliefert, die zu Samhain stattfanden: Das Sammeln der Misteln (Gallien) und das Opfer der (weißen) Stiere (Gallien, Irland). Da die Stiere bei den Kelten als Königssymbole zählen und Stieropfer nur im Zuge einer Königswahl stattfanden, wird davon ausgegangen dass zu Samhain auch eine Königswahl und eine Thronbesteigung stattfand. Dies würde gut zum Versammlungsfest passen und die Verpflichtung der Teilnahme erklären. Es passt auch gut zur Gründung Tataras, welche an Samhain stattfand. Tara gilt als mythischer Sitz der Großkönig Irlands und hat eine Facettenreiche Geschichte.


Konflikten mit den Mächten der Anderswelt
Die Side (die Feenhügel) gelten in diesen Tagen als offen. Menschen, so wie das Volk der Anderswelt können Problemlos hin und her reisen. Zu den Andersweltlichen gehören unter anderem auch Verstorbene. Die Mittlerrolle zwischen Samhain und der Anderswelt zeigt sich darin, dass das Fest den Jahreswendepunkt beginnt. Wie üblich bei den Kelten, wo der Tag mit der Dunkelheit beginnt, beginnt auch das Jahr mit der Dunklen Jahreshälfte. Allerdings muss hier noch angemerkt werden, dass zwar einige keltische Stämme sicherlich die Zweiteilung des Jahres verwendeten, bei anderen (oder später) auch eine Vierteilung bekannt war. Es gibt keine wirklichen Beweise, dass das keltische Jahr zu dieser Zeit begann, allerdings ist eine stärkere Verbindung zur Anderswelt an diesem Datum erwiesen. In gewisser Weise beginnt das Jahr mit dem Ur-chaos und die Schöpfung der Welt und des Universums wiederholt sich im Jahreslauf. Die Menschenwelt und Anderswelt sind sich Nahe, Ungewissheit liegt in der Luft, ob genug Vorräte für den Winter gesammelt wurden, wer den Winter überleben würde. Ob die Ordnung nach dem Ur-chaos wiederhergestellt werden würde. Möglich, dass im Kreis der Familie Ahnenverehrung stattfand, da eben die Tore zur Anderswelt als Offen galten und die Verstorbenen in die Anderswelt gehen. Sicherlich entstand aus diesem Gefühl des Konflikts und der Nähe der Todes- und Ahnencharakter des Festes und später auch der Spukcharakter.

Der Zusammenhang Samhains als ein mögliches Feuerfest wurde von Jeffrey Keating hergestellt, der besagt, dass die Druiden sich an diesem Tag versammelten um ein heiliges Feuer zu entzünden und von diesem Feuer jede Wohnstätte in ganz Irland erleuchtet wurde. Diese Idee wurde allerdings weitaus kritisiert, vor allem, wegen der Unwahrscheinlichkeit einer derartigen Zentralisierung. Allerdings zeigt sich ein walisischer Brauch eines Festes genannt Samh-nag oder Savnag, bei dem Familien zusammenkommen, jedes Familienmitglied nimmt einen Stein für jede Person zu die sie gehören und ein Feuer wurde entzündet. Anschließend lief man mit Stöcken in der Hand um das Feuer herum. Wenn das Feuer erloschen war, ging man nach hause zurück um zu Feiern. Durch einige Spruche die sich auf Feen beziehen und sich vor ihnen zu schützen, zeigt sich einmal, dass Feuer als Schutz benutzt wurde, und wieder die starke Beziehung zur Anderswelt.
Wir haben es Sir James Frazer zu verdanken, der Samhain als das keltische Fest der Toten proklamierte in dem er rückwärts von den Festen der mittelalterlichen Kirche auf die Kelten argumentierte. Dies muss nicht falsch sein, allerdings gibt es mehr Funde, für allgemeine Konflikte mit der Anderswelt - eben das "Tore stehen offen" dem Versammlungs und Opfercharakter.

2006

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