„Großvater, kannst du uns eine Geschichte erzählen?“ fragten die Kinder unisono den alten Mann, der friedlich vor dem Feuer saß.
Der alte Mann setzte sich gerade in den Stuhl, nahm einen tiefen Zug aus seiner Pfeife und fragte grinsend „Welche Geschichte soll ich erzählen? Welche Geschichte wollt ihr hören? Du da,“ sagte er auf den Kleinsten in der Gruppe zeigend, „du warst schon länger nicht mehr an der Reihe eine Geschichte auszusuchen. Also, wählst du aus, sag mir was du gerne hören möchtest“.
Mit leiser Stimme sagte das Kind „Großvater, kannst du mir die Geschichte des ersten Yule erzählen? Ich habe diese immer am liebsten gemocht.“
Mit einem Räuspern und einem weiteren Zug aus seiner Pfeife begann der Großvater die Geschichte des ersten Yule zu weben:
“Wir wissen alle, dass Yule Ende Dezember ist, aber die Geschichte beginnt eigentlich viel früher. Tatsächlich über einen Monat früher. Denn ihr erinnert euch daran, dass im August der Erntegott sein Schwert und seine Macht niederlegte und ins Sommerland zum Ausruhen ging. Die Göttin vermisste ihren Gatten so sehr, dass sie nur mit der Trauer alleine alt wurde und deshalb haben wir den Winter. Die Zeit wenn die Erde öde und kalt wird.
Nun die Göttin, weil sie so traurig war, verließ uns nach einer Weile und ging auf eine Reise ins Sommerland um ihn zu suchen. Sie stirbt nicht, sie geht auf eine Visionssuche. Doch sie ist für so lange gegangen, dass zu Samhain ihr Körper vergeht und als man sie gefroren im Wald zwei Wochen später findet und eine Nachtwache für sie in der Trinkhalle des Stechpalmkönigs gehalten wird.
Es brauchte mehr als eine Woche für das Feenvolk und alle Trauernden zu kommen. Denn sie kamen aus allen Ecken der Schöpfung. Aber es gab einen unerwarteten Besuch, eine alte Dame. Sie war so alt und sie sah fast wie ein wandelndes Skelett aus. Weil sie sich fürchteten und ekelten waren alle böse zu ihr.
Doch als sie den Stechpalmkönig begrüßte indem sie ihn ihren Sohn nannte, realisierten alle mit Schrecken dass die Göttin zu ihnen zurückgekehrt war. Dieselbe Göttin um deren Tod zu betrauern sie gekommen waren.
Sie war so wütend, dass man sie so schlecht behandelt hatte, dass sie dem Stechpalmkönig eine Prophezeihung überbrachte. In sich trug sie den Eichenkönig, der bald Wiedergeboren werden sollte. Und wegen ihrer schlechten Behandlung würde der Stechpalmkönig bei der Geburt des Kindes ins Sommerland gehen.
Dies erschreckte den Stechpalmkönig so sehr, dass er beschloss die Greisin wegzuschließen im obersten Raum des höchsten Turmes der Welt. Dann ließ er alle Türen zumauern, bis auf ein Fenster, so dass sie im obersten Raum eingeschlossen war. Das Fenster ließ er offen, so dass die Vögel ihr zu Essen bringen konnten.
Er tat dies in der Hoffnung, er könnte so seinem vorhergesagten Schicksal entfliehen. Doch die Greisin wusste, dass die Geburt ihres Kindes ihre einzige Hoffnung auf Flucht war. Die Greisin webte Magie und nahm das Licht und die Wärme der Sonne und übertrug diese auf ihren Sohn. In nur 4 Wochen gebar sie den Eichenkönig, dem danach auch der Name Sonnenkönig gegeben wurde. Denn er wurde erwachsen geboren und leuchtete mit einem goldenen Licht, so glänzend, dass es die sterbende Sonne dazu brachte sich umzudrehen.
Diese vier Wochen der Magie sind es, warum wir das Licht der Kerzen vier Wochen vor Yule entzünden. Eine Kerze für die erste Woche, eine zwei für die zweite Woche, bis in der Yule-Nacht alle vier Kerzen brennen. Dies repräsentiert das Wachstum der Sonne in ihr, als die Sonne draußen schwächer wurde.
Doch die Geburt war hart für die alte Greisin, so hart, dass sie weg glitt in einen Schlaf der dem Tod sehr ähnlich war. So glaubte der Sonnenkönig, dass seine Mutter tot war und flog als ein goldener Adler verärgert aus dem einzigen Fenster. Durch die Erde jagte er den Stechpalmkönig, Herr der Winterzeit. Endlich trieb er ihn an der Küste eines großen Ozeans in die Ecke.
Und als er ihn fand, schleuderte er ihm seinen magischen Speer entgegen und zerstörte ihn. Der Speer traf den Stechpalmkönig so hart, dass sein Körper einfach verschwand. Doch keine Angst, der Stechpalmkönig erschien einfach im Sommerland und als er dort ankam, fand er die Greisin in einem ihrer anderen Aspekte, dem der jungen Frau.
Sie sprach zu ihm über Prophezeihungen und dem Kreis des Jahres. Sie sprach von einem neuen Zyklus das im letzten Jahr entstand und das die Ereignisse vom letzten Jahr sich auf ewig wiederholen würden.
Und obwohl der Stechpalmkönig nun dahingeschieden war, wusste er, dass er zum Höhepunkt des Sommers zurückkehren würde um den Platz des Sonnenkönigs einzunehmen.
Deshalb bringt der Stechpalmkönig als Weihnachtsmann, uns jedes Jahr Geschenke, um für den Winter den er mit sich bringt wieder gut zu machen. Doch er bringt nur den guten kleinen Jungen und Mädchen Geschenke, denn er möchte, dass wir lernen, dass wir uns nicht so böse verhalten sollen wir er der alten Greisin gegenüber in der ersten Nacht in der er sie getroffen hat.
Nun zurück zum Sonnenkönig. Als er zur Greisin zurückkehrte sah er, dass sie nicht wirklich tot war, aber nur eingeschlafen. So ging her hinaus und suchte einen größeren Holzscheit, den ersten Yule-Scheit, von der größten Eiche geschnitten die er finden konnte, in der Hoffnung dass dies die Göttin Wiederbeleben würde. Und für ihre Lebensspendenden Eigenschaften dekorierte er den Raum mit immergrünen Pflanzen. Sogar einen Baum brachte her hinein und schmückte ihn mit seinem Licht.
All diese Magie machte sie wieder jung, so dass sie eine wunderschöne junge Frau jetzt war, aber immer noch tief und fest schlafend, fast Tod.
So seht ihr meine Enkel, es gibt gute Gründe warum wir die Dinge so tun wie wir sie tun zu Yule. Sie dienten vor langer Zeit einem Zweck und es ist gut dies zu erkennen und zu ehren.“
„Doch Großvater,“ sprach der älteste, „Was passiert dann? Ich weiß, dass die Göttin nicht für immer schlief. Erzähl uns bitte mehr.“ Kopfschüttelnd sagte der alte Mann, „Es ist schon längst Essenszeit und ich bin hungrig. So lasst uns jetzt essen gehen und ich erzähle euch allen eine andere Geschichte. Ich erzähle euch was als nächstes mit der Göttin und dem Sonnenkönig geschehen wird. Ich werde euch die Geschichte des ersten Imbolc erzählen.“
Originalgeschichte Patrick McClearly 2008
Übersetzung: Ishtar vom Sternenkreis 2011
Patrick McCleary ist seit 8 Jahren heidnischer Vater. Diese Geschichte wurde 2008 geschrieben.
Ich bedanke mich herzlich bei ihm für die Erlaubnis seine Geschichte übersetzen zu dürfen. Besucht seine Homepage auf Pagandad.