Die erste Version dieses Moduls wurde während meiner Recherchen für den ADF Kurs Mythologie 2 geschrieben, es wurde nach dem ersten Ritual noch einmal überarbeitet um die Form zu finden in der es jetzt ist. Natürlich könnt ihr Hulda im Ritual durch Holle ersetzen. Obwohl ich persönlich davon überzeugt bin, dass Holle eine Göttin ist, wird der Name doch gerne mal zu sehr mit Märchen in Verbindung gebracht. Durch den Gebrauch von Holda oder Hulda mache ich klar, dass ich damit ganz klar Holle als die Göttin meine (beide Namen scheinen ältere Formen von Holle zu sein). Besonders gut ließe sich Holle hier auch durch Cerridwen (Kessel der Transformation) austauschen.
Hintergrundwissen
In seinem Buch „Death, War and Sacrifice“, zeigt Bruce Lincoln ein paar parallele Variationen in Indoeuropäischen Mythen über die Totenwelt. Unter anderem wird der Tod selbst oft als “wunderschön - hässliche, tödlich - attraktive” Göttin, oft als “die Zudeckende” bekannt, dargestellt (Lincoln, 87). Um in das Reich der Toten einzutreten mussten die Seelen oft ein Gewässer durchqueren. Es gibt Hinweise darauf, dass das Wasser die Erinnerungen weggewaschen hat und diese zu einer Quelle brachte, aus der Auserwählte trinken durften und davon große Weisheit erhielten (Lincoln, 57). In der Nordischen Mythologie ist es der Fluss Gjöl, der das Reich der Lebenden von den Toten auf dem Weg zur Göttin Hel trennt. Der Fluss entspringt der Quelle Hrevgelmir und fließt durch den Ginnungagap (Linconln, 54). Lincoln schlägt vor, dass es eine Beziehung zu Mimir’s Quelle gibt, die sich an den Wurzeln des Weltenbaumes befindet und die demjenigen, der von ihr trinkt, übernatürliche Weisheit verleiht (Lincoln, 55). Zusätzlich gibt es eine dritte Quelle, Urd’s Quelle. Nach der Prosa Edda wird der Weltenbaum jeden Morgen mit feuchtem Sand aus Mimir’s Quelle von den Norden besprenkelt.
Es gibt Wissenschaftler, die die Meinung vertreten alle drei Quellen seien unterschiedliche Bezeichnungen für eine und dieselbe mythische Quelle (Kvilhaug, “Sacred drink”, Simek 211).
In meiner Gegend in Norddeutschland, gibt es Geschichten über eine Göttin Holda (Frau Holle), die die Seelen der Toten zur „Bade Stube“ begleitet, einem Ort der sich an der westlichen Seite des Meißners Berges befindet. Aus dem „Holle Teich“, der sich ebenso auf dem Meißner befindet, heißt es, dass die Kindern geboren werden. Während ich Hulda / Holle nicht einer Todesgöttin gleichsetzen würde, so muss definitiv gesagt werden, dass sie die Fähigkeiten einer Seelenbegleiterin aufweist.
Vorbereitungen vor dem Ritual
Für dieses Ritual ist es wichtig den Teilnehmern zu sagen, dass sie etwas zu Trinken mitbringen sollen. Am besten ein Getränk, das eine Verbindung zu den Ahnen für sie darstellt. Je nach Veranstaltungsort und Teilnehmern (Kinder, Autofahrer, Menschen mit Alkoholproblemen) ist es wichtig einige Hinweise zu geben. Da wir im Adrana Protohain meistens Kinder und Autofahrer unter den Teilnehmern haben, war hier der Hinweis „keine alkoholischen Getränke, keine Energy drinks, keine Milch (je nach dem könnte es zu Problemen beim Mixen kommen, wobei Sahne evt. eine Alternative darstellen könnte), “. Für dieses Ritual ist es am schönsten, wenn es wirklich nur EINE Trinkquelle gibt (also keine zwei Krüge / Hörner mit und ohne Alkohol).
In diesem Ritual wird eine Person die Göttin Holle repräsentieren. Wenn es der Person von den Fähigkeiten her möglich ist, kann sie eine Invokation mit Gottformannahme durchführen, aber das Ritual kann auch ohne diese Technik funktionieren, wenn jemand einfach die Göttin „darstellt“. Um den Übergang zu vereinfachen nutze ich häufiger Kronen, Masken oder Schleier, die zuerst als Symbol für die Göttin auf dem Altar genutzt werden, dann von der Person die die Invokation macht angezogen werden und dann wieder zurück auf den Altar landen, wenn die Gottformannahme beendet wird. Dieses Ritualmodul lebt mehr davon, wie die Handlung durchgeführt wird, als vom eigentlichen Text. So sollte die Person danach ausgewählt werden, wie gut sie (oder er!*) die Göttin darstellen kann.
Aus dem 2016 Ritual des Adrana Hains
Das Ritual beinhaltet auch eine passende magische Arbeit (Ahnenbänder erstellen), die in diesem Modul beinhaltet ist, aber natürlich weggelassen werden kann, oder auch alleine genutzt werden kann.
Beginnt mit den Schritten wie sie normalerweise durchgeführt werden. Wenn ihr nicht nach ADF arbeitet, nutzt eure Art und Weise den heiligen Raum aufzubauen.
Im ADF; beginnt das Ritual, ehrt die Erdmutter, Erklärung für das Ritual, Wiedererschaffung des Kosmos, öffnet die Tore, ladet die Kindred (Götter, Naturgeister und Ahnen) ein. [Führ einen möglichen Aufbaue dieser Schritte: Hier ist das komplette 2016 Ritual. Hier ein Schreinritual und hier die Erklärung der Schritte]
Spezielle Zeit mit den Ahnen
Das ist etwas, was wir häufiger bei SamhainRitual gemacht haben, was nur in kleineren Gruppen gut funktioniert. In größeren muss sollte man den Aufbau der persönlichen Rituale weglassen und einfach eine stille Zeit lassen für alle gemeinsam, die dann nach einigen Minuten vom Ritualleiter beendet wird. Möglich wäre es aber auch einen Altar zu schaffen und während dem Essen den Teilnehmern die Möglichkeit geben nochmal eine besinnliche Zeit haben.
In diesem Ritual rufen wir die Ahnen als letzte an und fragen vorher die Teilnehmer, ob sie für bestimmte Götter oder Naturgeister Gaben haben.
Jede/r hat hinter sich einen kleinen Schrein für die persönlichen Ahnen aufgebaut. Nachdem alle Ahnen eingeladen wurden, hat jede/r etwas Zeit alleine in Stille mit seinen / ihren Ahnen zu verbringen und ihnen Gaben zu bringen (nicht das mitgebrachte Getränk! Das bitte in der Anleitung betonen!). Wenn jede/r fertig ist, dreht man sich wieder zur Mitte des Kreises. Wenn es zu lange dauert, kann der / die RitualleiterIn ein musikalisches Signal geben.
Beispiel eines persönlichen Altars für die AHnen am Rand des Nemeton.
Den Ehrengast einladen
Es folgt die Anrufung von Holle als Ehrengast für dieses Ritual. Ich habe dafür eine Anrufung geschrieben, die ihr hier finden könnt. Bisher ist der dazugehörige Artikel nur auf Englisch, die Anrufung ist aber auf Englisch und Deutsch. Es wird noch etwas dauern, bis ich den Artikel, der die Komposition der Anrufung erklärt, übersetzt habe (hold, hold, hold)
Gottformannahme
Jemand beginnt eine einzelne Trommel zu schlagen, während die person, die Hulda repräsentieren wird, beginnt den Schleier und die Knochenkrone anzuziehen und nimmt den Spinnrocken in die Hand. „Holda“ nimmt sich so viel Zeit wie sie braucht für diese Transformation. Wenn sie fertig ist, dreht sie sich zu den Leuten um und sagt:
Ich bin die Begleiterin der Seelen, Anführerin der Wilden Jagd.
Sie läuft den Kreis langsam ab und nimmt (wenn es nicht zu viele Teilnehmer sind) mit allen Augenkontakt auf.
Dann nimmt sie den Kessel auf dem Altar in die Hand und sagt:
Eure Ahnen leben in euch. In eurem Blut, in eurem Geist. Die Erinnerten leben in eurem Herzen. Lasst die Essenz der Erinnerung eurer Ahnen zum Fluss der Erinnerung werden.
Sie stellt sich in die Mitte des Kreises und stellt den Kessel zu ihren Füßen.
Hauptopfergabe
Die Ritualleiterin spricht:
Heute erinnern wir uns an unsere Ahnen. Lasst uns nun die vorbereiteten Getränke, gefüllt mit unseren wertvollen Erinnerungen unserer Ahnen als Gabe an die Göttin Hulda bringen. Lasst den Fluss der Erinnerung sich formen. Hulda, nimm unsere Gaben an!
Jede/r nimmt das Getränk und beginnen zur Melodie von „The river is flowing“ zu singen:
Der Fluss fließt zur Quelle, zum Born der Erinnerung
Der Fluss fließt zu Quelle von ihr trinken wir.
Am Fuße des Weltenbaums, wo der Quell‘ der Weisheit fließt
Am Fuße des Weltenbaums, zur Quelle wir geh‘n.
Der Ritualleiter führt die Gruppe in einer Spirale an, die nach ein paar Kreisen zu Hulda führt. Jede/r schüttet sein / ihr Getränk als Gabe an Hulda in den Kessel und gehen sie umkreisend zurück.
Wenn alle ihre Getränke hineingeschüttet haben, nimmt Holda den Kessel und läuft mit ihm zum heiligen Baum (im ADF stellen wir den heiligen Baum immer dar). Im Nemeton haben wir tatsächlich am Rand einen Baum, der unseren Weltenbaum symbolisiert und für dieses Ritual haben wir extra einen Stuhl dort bereitgestellt. Wenn möglich plant den Ort für das Ritual so, dass ein Baum oder ein Busch mit einem Stuhl (Thron) direkt am Rand ist. Ansonsten könntet ihr im Haus auch eine Zeichnung benutzen etc. seid kreativ.
Omen
Holda (oder alternativ eine Seherin, wobei diese dann am besten zu Huldas Füßen sitzt) zieht das Omen. Bei uns hat es Holda gemacht, die auch gleich verkündet, dass die Gaben angenommen wurden und welcher Segen die Teilnehmer erhalten.
Holda:
Eure Gaben sind angenommen werden. Der Segen von [Ergebnis des Omens] wird euch gegeben werden.
Bitte um den Segen
Ritualleiter:
Holda, wir haben dir Gaben gegeben und du hast sie angenommen. Wir bitten dich nun, dass du uns unbeschadet aus der Quelle der Weisheit trinkst lässt.
Heiligung des Segens
Holda nickt und heiligt die Wasser des Lebens wie sie es am besten kann (in unserer Gruppe singen wir häufig 3 AWENS). Sie benutzt den Kessel, der mit den Getränken gefüllt wurde als Wasser des Lebens). (Wichtig also: benutzt einen Kessel der Lebensmittelecht ist und denkt daran eine Schöpfkelle bereit zu stellen. Jeder sollte mit eigenem Glas / Horn/ Tasse/ … zur Quelle kommen oder aus der Schöpfquelle trinken. Habt Wasser dabei, falls das Getränk gestreckt werden muss, weil alle nur kleine Mengen mitgebracht haben).
Bevor Holda das Wasser des Lebens den Teilnehmern gibt, besprenkelt sie den Baum mit etwas von dem Getränkt und sagt: Heiliger Baum, mögen deine Wurzeln von der Quelle der Erinnerung genährt werden.
Vorbereitung der magischen Arbeit mit den Bändern (wenn ihr das macht)
Die Bänder, die später für die magische Arbeit genutzt werden, werden nun mit dem Wasser des Lebens besprenkelt und
Hulda sagt:
Ahnen, eure Erinnerungen leben fort!
Erhalten des Segens
Holda ruft dann die Teilnehmer zu sich:
Kommt und trinkt aus der Quelle der Weisheit. Die Erinnerung eurer Ahnen und der Segen von [Ergebnis des Omens] befinden sich darin.
Wenn ein Teilnehmer vor ihr steht um das Getränkt zu erhalten fragt sie:
Für wen soll ich den Kelch schöpfen?
Und die Person antwortet idealerweise mit einigen Namen aus der Mutter oder Vaterlinie. Dies wird am besten vorher erklärt und wenn einige Leute den Prozess starten, die das Ritual gut drauf haben.
Wenn jede/r getrunken hat sagt der RitualleiterIn:
Der Segen von [Ergebnis des Omen] ist in uns, möge er sich in unserem Leben zeigen!
Eine Trommel beginnt dann wieder zu schlagen und die Gottform wird von der Hulda Darstellerin abgelegt, Schleier und Krone kommen zurück auf den Altar oder werden auf dem Thron gelassen. (Achtung, die Göttin wird noch nicht verabschiedet, sie ist immer noch präsent!)
Magische Arbeit
Die Person die Hulda war bringt die Bänder mit für die magische Arbeit.
Hier haben wir gemeinsam ein Lied für die Ahnen gesungen und die Wollbänder, die bereits zu 9. Zusammengebunden wurden (3 weiße, 3 dunkelrote, 3 schwarz) wurden während dem Lied gefochten. Die Idee war es die Kraft der ahnen darin zu binden. Die Hilfe der Ahnen wurde dann in die geflochten Bänder gerufen. Sie werden genutzt um über das Jahr hinweg die Ahnen leichter rufen zu können, oder etwas „tragbares“ zu haben, was uns mit ihnen verbindet. Eine Idee war es auch das jährlich zu erneuern (oder etwas ähnliches).
Danach wird das Ritual wie üblich beendet, die Götter und Geister verabschiedet, die Tore geschlossen, der Erdmutter gedankt.
Bibliographie:
Kvilhaug, Maria. "The Sacred Drink and Other Links Between Indian, Iranian, Greek, Celtic and Norse Mythology." Freyia Völundarhúsins LadyoftheLabyrinth´s Old Norse Mythology Website. N.p., n.d. Web. 12 Sept. 2015.
Lincoln, Bruce. Death, War, and Sacrifice: Studies in Ideology and Practice. Chicago: U of Chicago, 1991. Print.
Simek, Rudolf. Lexikon Der Germanischen Mythologie. Stuttgart: A. Kröner, 2006. Print
Das komplette Ritual im ADF Stil findet ihr hier (wird noch veröffentlicht)
Euch gefällt das Ritual? Ihr habt es in eurer Gruppe durchgeführt? Schreibt mir, ich höre gerne von euren Erfahrungen damit!